Was, wenn auf der ganzen Erde kein Mensch mehr zu finden ist, der als erstzunehmender Gegner gegen Testosteronbombe Arnold Schwarzenegger in Frage kommt? Ganz einfach, man lässt sich einen fiesen Alien importieren und schon kann der intergalaktische Schwanzvergleich losgehen. Da trifft es sich ganz gut, dass das Alien, bis auf seine hässliche Fratze auch so manche Eigenheit und Ähnlichkeit mit besonders männlichen Vertretern der Gattung Mensch gemeinsam hat. Er liebt die Jagt nach gefährlichen Tieren bzw. Erdbewohnern (reist er doch zu genau diesem Zweck im ganzen Universum herum), sammelt leidenschaftlich die Schädel des erlegten Beuteguts, hat ein ausgeprägtes Faible für Waffen aller Art und würde wohl auch bei einem Rülpswettbewerb eine gute Figur machen.
So einfach das Konzept, umso wirkungsvoller das Ergebnis.
Alles fängt noch recht gewöhnlich und wenig überraschend an. Eine Gruppe von Söldnern, bei der so mancher an einem frisch aufgebackenen Vietnamtrauma zu knabbern hat, wird Mann für Mann dezimiert (die scheinbar unsichtbare Bedrohung aus dem Unterholz). Für den Zuschauer ein nur wenig überraschendes Gemetzel da immer mit dem Wissen, dass ohnehin nur Schwarzenegger in die erlauchte Rolle des finalen Kontrahenten treten wird. Spätestens wenn Schwarzenegger ganz auf sich gestellt, den letzten Schuss verballert, mit primitiven Waffen gegen das hünenhafte Wesen antreten muss, erreicht der Film eine für einen Actionfilm ungewöhnlich dichte Dramaturgie und Spannung. Fast greifbar wird die schwüle Atmosphäre des Dschungels, authentisch, mitreißend und kraftvoll das Duell David gegen Goliath. Regisseur John McTiernan hat hiermit bewiesen, dass archaische Actionfilme trotz der Überbetonung des Testosterons nicht zwangsläufig peinlich oder dämlich sein müssen. Gegenbeispiele gibt’s wie Sand am Meer.
Predator ist brachial, brutal und banal, und gerade deswegen ein absolut stimmiger Film – das Ganze übrigens ohne ironisierende Unterstellungen, wie sie gerne genutzt werden um Trashfilme konsumierbarer zu machen. Selbst der Zahn der Zeit konnte ihm wenig anhaben. Wenn es auch recht wenig sein mag, was diesen Film oberflächlich betrachtet ausmacht, aber sitzt ein Könner wie McTiernan hinter der Kamera, der weiß, dass Actionfilme um zu funktionieren Tempo, Suspense und ein Gespür für räumliche Dramaturgie benötigen, bedarf es auch nicht großartig mehr.