Wenn man ScienceFiction-Fans fragen würde, wer die größten Außerirdischen Asskicker in der Filmgeschichte sind, dürften lediglich zwei Namen fallen: Alien und Predator. Jeder dürfte so seinen eigenen Favoriten haben und wenn ich mich zwischen den beiden Spezies entscheiden müsste, mit wem ich in die Kiste gehe, würde ich mich für den Predator entscheiden. Obwohl ich die gesamte Alien-Reihe weltklasse finden und alle vier Werke in der obersten Liga mitspielen, liegt "Predator I" knapp eine Penislänge vor "Aliens II".
Ich mache es mir dabei jedoch nicht so einfach und küre den Sieger anhand der Spezies (beide Arten sind bis ins letzte Detail superbe Monster), sondern eher nach dem individuellen Genre-Geschmack.
"Predator" ist ein einzigartiger Mix, der im ersten Drittel dicke Wummen und Action bietet, ab der Hälfte klammheimlich ins Horror-Genre abdriftet und im Schlussakt einen Überlebenskampf Mensch vs. Monster bietet. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass jede einzelne Genre-Komponente locker 90% identische Produktionen in die Tasche stecken würde.
Eine sechsköpfige Spezialeinheit unter dem Kommando von Major Dutch Schaefer (Arnold Schwarzenegger) soll im Dschungel Zentralamerikas einen Minister retten, dessen Helikopter "auf der falschen Seite der Grenze" vermutlich von Rebellen abgeschossen wurde. Am Stützpunkt angekommen wird die Einheit von General Phillips (R.G. Armstrong) über die bevorstehende Mission unterrichtet. Der Einsatz wird jedoch unter Dutch´s ehemaligen Weggefährten Dillon (Carl Weathers) geleitet, was Dutch und seine Crew nur zähneknirschend hinnehmen.
Als sich das Team einen Weg durch den Dschungel erarbeitet hat und endlich den feindlichen Stützpunkt erreicht, werden sie Zeugen, wie eine Geisel durch Kopfschuss exekutiert wird. Dutch beschließt sofort anzugreifen. Bei dem folgenden Feuergefecht werden alle Rebellen mit Ausnahme einer Frau namens Anna (Elpidia Carrillo) getötet. Auch alle Geiseln werden tot aufgefunden. Als Dutch erkennt, dass diese Rettungsmission nur ein Vorwand war, für an brisante Daten der Russen zu kommen, will er Dillon zur Rede stellen. Doch dazu soll es nicht kommen. Ein außerirdisches Wesen macht Jagd auf die Überlebenden...
Meine Fresse, ich frage mich, warum wir tausend Slasher ertragen müssen, aber es weltweit kein Regisseur geschnallt bekommt, ähnlich gelagerte Filme aus dem Hut zu zaubern. Dabei sind die Zutaten so einfach und doch scheinbar zu schwierig für sie umzusetzen. Neben Schwarzenegger und Weathers gehören der Einheit noch die muskelbepackten Mac (Bill Duke), Redneck Blain (Jesse Ventura), der Indianer mit der besonderen Aura Billy (Sonny Landham), Poncho ( Richard Chaves) und dem Funker Hawkins (Shane Black) an. Man merkt es schon, dass die ultimative Mischung nicht aus namhaften Darstellern besteht, sondern die Muskelmasse, der jeweils individuelle Kleidungsstil (bzw. Kriegsbemalung) und natürlich die endlos dicken Wummen (einschließlich dem atemberaubenden Mündungsfeuer) geben den Ton an. Zwischen diesen ganzen Bulldozern sieht selbst ein durchtrainierter Shane Black wie ein Knabe aus.
Ich ertappe mich selber immer wieder dabei, wie ich beim erneuten Ansehen von "Predator" die Anfangssequenz schaue, zurückspule und wieder anschaue. Dort sieht man die Protagonisten kurz in ihrem "Freizeit-Look". Das spricht Bände für meine Faszination an jedem Charakter. Dieser Effekt entsteht jedoch erst nach dem ersten oder zweiten Ansehen, denn ganz ehrlich: Für einen Actionfilm entwickeln nahezu alle Protagonisten (Hawkins und Poncho bleiben etwas auf der Strecke) eine enorme Tiefe, dass jeder Leinwandtod Herzstechen in mir auslöst (Genau dieses Gefühl hatte ich bisjetzt nur bei "Alien II").
Der Trupp schlägt sich also den Weg durch den Dschungel, wobei uns nicht nur die Charaktere vertrauter macht sondern dieser Weg wurde auch sensationell von dem Kamerateam gefilmt, bevor die große Metzelei im Rebellencamp los geht. Ich glaube, zu diesem Feuergefecht brauche ich nicht großartig etwas zuschreiben, jeder der die folgenden Szenen gesehen hat und sich Actionfan nennt, dürfte einen multiplen Orgasmus bekommen. Der Bodycount dürfte bei 500 Leichen liegen, die vom Dauereinsatz der schweren Waffen inklusive Granatwerfer in die Höhe getrieben wird. Das Highlight dürfte die tragbare, 100 Kilo schwere Gatling Gun (bzw. Mini-Gun) von Jesse Ventura sein, die ca. 10000 Schuss in der Minute abrotzt und dies auch atemberaubend im Film rüberkommt.
Bis zu diesem Intermezzo ist die Spezialeinheit im Unwissen, dass eine Kreatur hinter ihnen her ist. Lediglich der Zuschauer ahnt, dass da "etwas im Busch" ist, bekommt er doch sporadisch Szenen aus der Sicht des Predators serviert, die die legendäre Wärmeoptik bietet.
Im Mittelteil kippt die Stimmung, die "Unbesiegbaren" werden deutlich zu unterlegenen Gejagten, die trotz Expertenausbildung und dem schier unendlichen Waffenarsenal nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip abgeschlachtet werden. Das Ende bzw. die Vorbereitungen dazu sind an Spannung und Atmosphäre nicht zu überbieten, wobei man hier fast gänzlich ohne gesprochene Worte auskommt und der Film nur noch von den Szenen und dem genialen Score von Alan Silvestri lebt. An dieser Stelle will ich Silvestri eh mal loben und auf die Knie fallen, der gesamte Score ist zwar kein Orchestermeisterwerk, dennoch hat der Typ hier den Nagel auf den Kopf getroffen und wohl die beste Musikuntermalung seines Lebens erschaffen, der dem Film von Anfing bis Ende das i-Tüpfelchen verpasst.
Fazit:
Was John McTiernan mit "Predator" abgeliefert hat, ist unglaublich. Der perfekte Mix aus Action, Horror und Survival. Ein zeitloser Klassiker und nach meiner Ansicht Schwarzeneggers beste Rolle. Falls es da draußen wirklich noch jemanden gibt, der diesen Film nicht kennt, unbedingt sofort nachholen. Das ist keine Empfehlung, sondern ein Befehl!
10/10