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Jeder hat wohl seinen Lieblings-Weihnachtsfilm. Bei manchen ist es „Der Grinch“, bei anderen „Nightmare Before Christmas“, bei wieder anderen „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Mein persönlicher Favorit ist „Santa Clause“, zum einen wegen der Auflockerung des zuckersüßen Kitsches durch ziemlich coole Comedy im Stil von „Hör' mal, wer da hämmert“, eine Serie, die sowohl Hauptdarsteller Tim Allen als auch Regisseur John Pasquin über längere Zeit beschäftigt hat; zum anderen auch wegen des sozialkritischen Ansatzes, der immer wieder durchscheint.

Scott Calvin (Tim Allen) lebt von seiner Ex-Frau Laura (Wendy Crewson) getrennt, der Leidtragende dabei ist Sohnemann Charlie (Eric Lloyd). Eigentlich bei seiner Mutter und deren neuen Mann Neil (Judge Reinhold) lebend, soll er dieses Weihnachten bei seinem Vater verbringen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wird dieser Heiligabend etwas ganz besonderes für ihn: Als der Weihnachtsmann mit Scotts Dazutun aus Versehen vom Dach der Calvins fällt, muss dieser zwangsläufig in das rote Kostüm steigen und die restlichen Geschenke ausliefern, inklusive Rottweiler-Übergriffe, neugieriger Kinder, Alarmanlagen und einem unfreiwilligen Aufenthalt am Nordpol.
Nach dieser Nacht glaubt Scott, er habe einen seltsamen Traum geträumt, lediglich Charlie ist von davon überzeugt, sein Vater sei wirklich Santa Clause. So beginnt sowohl ein familieninternes, als auch ein juristisches Gerangel um Charlie, denn Neil, Charlies Stiefvater und praktizierender Psychiater ist fest davon überzeugt, Scott habe einen negativen Einfluss auf seinen Sprössling, da er augenscheinlich versuche, mit Lügenmärchen Charlies Liebe zu erkaufen.

Es handelt sich bei „Santa Clause“ also nicht nur um eine stinknormale Weihnachtskomödie, sondern auch um ein Familiendrama, welches den Zeitgeist der Neunziger aufgreift und, auch heute noch, stark sozialkritisch wirkt. Dass es bei der ganzen Geschichte dennoch zu mehr als genügend abstrusen Szenarien kommt, ist dabei allerdings genauso erheiternd wie der Wortwitz, der immer wieder eingestreut ist. (Wie schon bei „Hör' mal, wer da hämmert“ gilt auch bei „Santa Clause“: Wenn sprachlich irgendwie möglich, unbedingt auf Englisch genießen, Tim Allen ist synchronisiert nicht mal halb so witzig wie im Original!) So hat man nie nur die einseitige Weihnachtskomödie oder nur das Familiendrama, sondern eine sehr schön ausgewogene Mixtur aus beidem, was das attraktivste an „Santa Clause“ ist, auch, wenn der Zuckerkitsch hier und da echt stark an der Grenze zur Nervigkeit entlang gleitet. Aber wir reden hier immerhin von einem Weihnachtsfilm … .

Ansonsten bleibt wenig zu sagen, dass weder Tim Allen noch Judge Reinhold oder Wendy Crewson so richtig oscarverdächtige Schauspieler sind, dürfte allen klar sein, trotzdem spielen sie alle drei jedoch einigermaßen überzeugend. Hervorzuheben sind aus der Reihe der Schauspieler allerdings zum einen Eric Lloyd, welcher die Rolle des kleinen Charlie wirklich gut spielt, sodass man sich wundert, dass man außerhalb der „Santa Clause“-Fortsetzungen nie wieder so wirklich was von ihm gesehen hat, zum anderen David Krumholtz, welcher in der Rolle des Oberelfen Bernard so ziemlich die coolste Sau am Nordpol darstellt und weiß, wie er das herüberzubringen hat.

„Santa Clause“ ist einfach ein kleines Stückchen Weihnachten, das für mich in keinem Jahr fehlen darf. Typische Weihnachtskomödie trifft hier auf Familiendrama, beide Teile sind hier recht intelligent ineinander verwoben worden, sodass keiner der beiden überwiegt, ein weiterer klarer Pluspunkt ist der für Tim Allen so typische Humor. Natürlich gibt es auch jede Menge Kitsch zu bewundern, aber wen stört das schon im Dezember, wo eh jede Straße derart mit bunten Lichtern zugekleistert ist, dass man sich fragt, wie manche Politiker noch im selben Monat ernsthaft über Energiereserven diskutieren können, ohne sich dabei von ihrem Volk verarscht zu fühlen. Deshalb gilt auch: Außerhalb des Dezembers wegen des unglaublich klebrigen Kitschanteils unbedingt zwei Punkte von meiner Bewertung abziehen! Kurz vor Weihnachten, und wirklich nur da sollte man diesen Film einlegen, verdient dieses nette Filmchen jedoch lockere sieben Punkte.

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