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Die 1980er-Jahre waren ein überaus guter Boden für das Horrorgenre. Die Ernte fiel äußerst reich aus, und vieles davon schmeckte bzw. schmeckt großartig, damals wie heute. Leider war da aber auch das eine oder andere unidentifizierbare und ungenießbare Etwas dabei, wo man nach dem ersten Bissen angewidert das Gesicht verzog und die gräßliche Mißgeburt sofort wieder - verschämt und in aller Stille - irgendwo tief im Wald vergrub. Doch diese unerwünschten Bastarde, die eine seltsame Faszination ausstrahlten, ließen sich nicht so einfach abservieren, entpuppten sich als extrem widerstandsfähig, und entwickelten im Laufe der Zeit ein bizarres Eigenleben.

Einer dieser Filme feierte vor kurzem seinen dreißigsten Geburtstag, und ich bin mir ziemlich sicher, daß es ihn am allermeisten wundert, wieso sich so viele noch immer an ihn erinnern. Nicht, daß aus dem häßlichen Entlein ein schöner Schwan geworden wäre, ganz im Gegenteil. Das spottbillig produzierte Ding ist häßlich und dilettantisch wie eh und je, aber irgendwie hat man es doch ins Herz geschlossen und möchte es nicht mehr missen. Die Rede ist vom unglaublichen Night of the Demon, hierzulande auf Der Teufel tanzt weiter getauft, wohl um der hungrigen Zielgruppe zu suggerieren, es handele sich um ein Sequel des Kultklassikers The Evil Dead (Tanz der Teufel). Tatsächlich entstand Night of the Demon deutlich vor Sam Raimis Überkracher, und zwar unter der Regie eines gewissen James C. Wasson. Night of the Demon ist sein erster und letzter Film, und wer ihn gesehen hat, wird sich über diesen Umstand nicht groß wundern.

Night of the Demon ist so wunderbar grauenvoll, daß er sogar den ähnlich gelagerten Don't Go in the Woods (Ausflug in das Grauen, 1981) von James Bryan um Schwanzlänge schlägt. Sowohl in Deutschland als auch in England ereilte beide Filme das Schicksal in Form eines Verbotes. Dermaßen gebrandmarkt ("Hallo, mein Name ist Night of the Demon und ich bin ein Video Nasty") begann für die beiden jedoch eine Art zweites Leben, nach dem Motto "was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker". Und stark ist auch der Antagonist von Night of the Demon, ein schlecht gelaunter Bigfoot, "gespielt" vom 1999 verstorbenen Stuntman Shane Dixon. Das legendäre Ungetüm, ein Cousin des Yetis, treibt nämlich irgendwo in den amerikanischen Wäldern sein Unwesen und mordet sich fröhlich durch die Botanik. Einem Mann reißt die Kreatur den Arm aus, einen anderen wirbelt sie im Schlafsack herum und spießt ihn an einem Ast auf. Ein harmloser Holzfäller bekommt seine eigene Axt zu spüren, und zwei noch harmlosere Pfadfinderinnen (die niedliche T-Shirts mit der Aufschrift "Girl Scouts" tragen!) schüttelt und rüttelt "the furry one" so lange, bis sie sich mit ihren Messern gegenseitig abgeschlachtet haben. Würgen, Entweiden und Entmannen darf in des Biestes Handbuch für kreatives Abschlachten natürlich auch nicht fehlen.

Die diversen Splatterszenen überzeugen nicht wirklich, machen dieses Handicap aber damit wett, daß sie recht happig sind, liebevoll ins rechte Licht gerückt und darüber hinaus regelrecht zelebriert werden. Die Kamera zoomt langsam aber unbeirrt auf die blutenden Wunden und hält für einige lange Sekunden drauf, damit ihr - und dem Zuseher - nur ja nichts entgeht. Die meisten Bigfoot-Attacken werden in Form von Flashbacks präsentiert (eigentlich sind es Flashbacks innerhalb eines Flashbacks); da sitzen z. B. der Professor (Michael Cutt) und seine Studenten (übrigens eine selten dämliche Truppe), die das Geheimnis der Kreatur lüften wollen, um ein Lagerfeuer und beginnen zu erzählen, was das Monster so getrieben hat, und das wird dann natürlich prompt visualisiert. Parallel zu den mörderischen Aktivitäten des Bigfoot schnellt das Fun-O-Meter gewaltig nach oben aus. Ansonsten regiert meist Onkel Langeweile, da alles recht uninspiriert dahinplätschert. Immerhin gibt es - um das lahme Geschehen etwas aufzulockern - noch eine dubiose Sekte, die zu Ehren des Untiers vergewaltigt. Und dem Schicksal der unglücksseligen Wanda (Melanie Graham), die nicht nur mit einem fanatischen Rabenvater gestraft ist, sondern an der sich auch noch der Bigfoot vergeht, wird ebenfalls etwas Platz eingeräumt.

Leider verabsäumt es Regisseur Wasson, dem Geschehen Spannung oder Dramatik einzuhauchen, und auch die Figuren schaffen es zu keiner Zeit, Interesse im Zuschauer zu wecken (kein Wunder, bei den Knallchargen). Und somit spielt es keine Rolle, wem der Bigfoot was antut, da es dem Zuseher schlicht und einfach egal ist. Nicht egal ist einem jedoch die letzte Zutat, die Night of the Demon in Richtung Unvergeßlichkeit katapultiert: das finale Gemetzel in Slow-Motion, quasi der grollende Wahnsinn im Zottelfell. Da guckt man dann belämmert und kann kaum glauben, was da abgeht. Ob man mit Night of the Demon etwas anfangen kann, hängt von jedem selbst ab. Ich bescheinige diesem irrsinnigen Wald-und-Wiesen-Schlocker jedenfalls einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert, nicht zuletzt, da ich mich selbst einige Male beim lauten, herzhaften Lachen ertappt habe. Daß James C. Wasson solcherart Reaktionen beabsichtigt hat, wage ich zu bezweifeln. Lustig ist der tanzende, penisrupfende, gedärmeschwingende Teufel trotzdem. Und wenn er nicht gestorben ist, dann tanzt er bestimmt noch immer.

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