Warum nur müssen Abschiedsfilme guter Regisseure so oft enttäuschend ausfallen? Regie-Ass John Sturges („The Magnificent Seven”, „Ice Station Zebra“) hat einige unvergessliche Klassiker abgeliefert und kannte sich seit „The Great Escape“ auch ganz gut mit dem 2. Weltkrieg aus, scheitert mit „The Eagles Has Landed“ auf ganzer Linie.
Schuld ist aber eigentlich gar nicht er, sondern das von Ex-Bond-Autor Tom Mankiewicz („Live and Let Die“, „The Man with the Golden Gun“) verbrochene Drehbuch beziehungsweise dessen Romanvorlage aus der Feder von Jack Higgins (u.a. auch „A Prayer for the Dying“).
Dabei hat das hier kredenzte Szenario für den sonst meist nicht gerade für sein Einfallsreichtum bekannten britischen Kriegsfilm genug Potential, um daraus einen hochspannenden Kriegsreißer draus zu machen. Was dabei herauskommt ist angesichts der Möglichkeiten trotz Starcast gelinde ausgedrückt enttäuschend.
Adolf Hitler, inspiriert von Mussolinis Befreiung, hat beschlossen, dass man einen Plan ausarbeiten soll, der als Ziel die Entführung Winston Churchills aus England nach Berlin beinhaltet. Der beauftragte Admiral Canaris, das ganze Unterfangen als Nonsens ansehend, gibt den Auftrag zur Entwicklung einer solchen Mission an Oberst Radl weiter. Der wird von Robert Duvall („Days of Thunder“, „Open Range“) dargestellt und sieht inklusive Augenklappe und Handprothese wie ein einziger Stauffenberg-Klon (!!) aus. Es soll eine Möglichkeit geben, denn der englische Oberbefehlshaber reist zwecks Manöverbesuchen an die Ostküste, wo man ihn kidnappen könnte...
Als idealen Leiter dieses Unternehmens erkort man einen Oberst mit Namen Steiner (Na klingelt’s?) aus, der zwar hochdekoriert ist, sich in seiner ersten Szene aber gleich als Gutmensch darstellen darf, der eine Jüdin vor dem sicheren Tod retten will und nebenher noch nicht nur keinen Respekt vor einem General der SS zeigt, sondern ihn zudem auch noch beleidigt. Die gesamte Vorstellung dieses Charakters umfasst nur wenige Minuten, ist aber an Klischees kaum zu überbieten. In Ungnade gefallen und mitsamt seiner Männer in zu verlustreichem Patrouillendienst verdonnert, nimmt er das Angebot nach anfänglichem Zögern an...
So ähnlich geht es dann auch weiter, während der Zuschauer vergebens auf Action oder Spannung wartet. Mit der Mission selbst wird sich nämlich erst sehr viel später beschäftigt. Während Donald Sutherland („Eye of the Needle”, “Lock up”) durchaus passabel als in Deutschland lebendes IRA-Mitglied eingeführt wird, lässt der Film sich unnötig viel Zeit, um Radls Plan auch zu genehmigen. Das tut im übrigen dann Donald Pleasence (mit Haaren!) als Heinreich Himmler (!!!) höchstpersönlich.
Viel Positives bleibt dem Film bis dahin nicht abzugewinnen. Die Landschaftsaufnahmen von Kameramann Anthony B. Richmond („Candyman“, „Ravenous“) sind wirklich toll photographiert und auch der Name Lalo Schifrin („Bullitt“, „Kelly's Heroes“) garantiert einmal mehr für einen erstklassigen Score, nur inhaltlich sieht es dafür nicht rosig aus. Das Training für das Kommando fällt völlig aus, dafür darf man Sutherland mit auf die Insel folgen, wo der dann vornehmlich eine superkitschige Romanze im Sinn hat.
Bis dato also von Spannung und Action keine Spur. Als der Adler dann endlich landet und sich in der englischen Provinz als übende, polnische Kompanie ausgibt, ist zumindest eine leichte Steigerung zu verzeichnen. Devlin (Sutherland) hat zwar immer noch zu viele andere Dinge im Kopf, findet dann aber mit Steiner (Michael Caine) zusammen. Dumm nur, dass ihnen eine Ranger-Einheit, die in der Nähe stationiert ist und von „Dallas“ – Star Larry Hagman (ein total alberner Auftritt als Soldat, der nie die Chance zum kämpfen hatte), sowie einem noch ganz jungen Treat Williams in seiner erst zweiten Rolle angeführt wird. Nachdem Dorfbewohner nämlich spitz bekommen haben, dass die Polen in Wirklichkeit Krauts sind, ziehen die Amis ihnen entgegen.
Das Schlussscharmützel ist dann tatsächlich nicht von schlechten Eltern und zeigt, dass John Sturges, wenn man ihn denn lässt, wirklich ein hervorragendes und überraschend brutales Actionspektakel entfachen kann. Mit MGs und MPs werden auf beiden Seiten so einige Soldaten durchsiebt und Jeeps knallen in Flüsse. Nicht übermäßig effektgeladen umgesetzt, aber angesichts der vorherigen langen Weile eine Wohltat. Hierbei kommen dann die nur in Nebenrollen tätigen Deutsche wie Siegfried Rauch etwas besser zur Geltung.
Ob die Mission nun gelingt und Churchill wirklich in dieses kleine Nest einkehrt, wird hier nicht verraten, wohl aber, dass „The Eagles Has Landed“ überraschend endet. Das hilft dem Film aber auch nicht mehr weiter. Abgesehen von der top inszenierten Schlacht im Dorf herrscht hier akute Unterhaltungsarmut – angesichts des Szenarios ein Verbrechen. Die Vorbereitungen nehmen der Ausführung einen Großteil der Zeit weg, sind aber nicht interessant, sondern schleicht und einfach langweilig. Der größte Fehler ist aber das Fokussieren von Devlin, denn, obwohl Sutherland sich als doppelgesichtiger I.R.A. – Aktivist formidabel schlägt, stört diese Romanze den Film enorm – auch weil nichts Relevantes passiert.
Michael Caine („The Italian Job“, „Get Carter“), sichtlich gelangweilt, spult die Rolle im Autopilot herunter, während auch Donald Pleasence und der steife Robert Duvall sich nicht mit Ruhm bekleckern. Der supportende Cast passt sich dem Niveau an.
Fazit:
So bleibt ein schwer enttäuschendes Kriegsabenteuer, das trotz wahnsinnig spannender Prämisse über eine gute Photographie und einen ausgezeichneten Score nicht hinaus kommt. Die einzige nennenswerte Actionszene, das Aufeinandertreffen im Dorf, kann unmöglich die hier meist vorherrschende Langeweile in Verbund mit größtenteils desinteressiert wirkenden Darstellern kaschieren. Auf diesem Gebiet gibt es weitaus Niveauvolleres. Wenn schon mit einem Adler, dann bitte dorthin, wo auch die sich nur hintrauen.