„Superman“ war 1978 im Gefolge von „Krieg der Sterne“, der das Kino hinsichtlich der Spezialeffekte revolutionierte, der zweite große Höhepunkt dieser neuen Art Film. Die Spezialeffekte war der Academy damals dann auch ein Spezialoscar wert, und der war verdient, denn heute wirken diese Effekte zwar etwas altbacken, aber für damalige Verhältnisse waren sie erstklassig.
Zudem war er gekennzeichnet durch ein riesiges Staraufgebot, angeführt von Marlon Brando, der für ein paar Minuten Film eine horrende Gage kassierte, über Maria Schell, Terence Stamp, Trevor Howard, Glen Ford, Ned Beatty bis hin zu Gene Hackman in der Rolle des Lex Luthor.
Ein weiteres Kennzeichen dieses Films und auch und besonders der drei Folgefilme war die Selbstironie, mit der der Film seine comichafte Story erzählte.
Diese Selbstironie geht „Superman returns“ leider völlig ab.
Im Gegenteil: Der Film nimmt sich selbst und seine Geschichte sehr erst, möchte lieber die Geschichte eines gebrochenen, „menschlichen“ Helden erzählen als die eines Comics.
„Batman“ alias Bruce Wayne als Millionär mit einer Tragödie in seiner Kindheit ist wie geschaffen für einen gebrochenen Helden.
„Spiderman“, der als Peter Parker ein Schwächling ist und mit der neu gewonnenen Kraft als Superheld so seine Probleme hat ist, eignet sich ebenso sehr gut zum tragischen Helden.
Aber „Superman“ ist eben Superman und zudem nicht menschlich, sondern außeririsch. Da ist eine „Vermenschlichung“ incl. „menschlicher“ Gefühle wie z. B. Eifersucht völlig fehl am Platze.
Nur so ist auch die Ernsthaftigkeit zu erklären, mit der auch Kevin Spacey seinen Lex Luthor anlegt. Im Gegensatz zu Gene Hackman, der als Mad Scientist mit kleinen Schwächen in „Superman“ eine Galavorstellung bot, geht Spaceys Luthor geradezu verbissen und erschreckend humorlos vor. Dementsprechend verloren wirkt Spacey dann oft, weiß sich dann nur noch durch seine schon recht früh eingeschliffenen Manierismen zu helfen, wie z. B. der leicht zur Seite geneigte Kopf oder das typische Lächeln, das er mittlerweile eigentlich in jedem seiner Filme bringt.
Aber damit wir uns nicht falsch verstehen: Spacey ist mit Abstand der beste Schauspieler in „Superman returns“.
Kate Bosworth scheint selbst mit der recht einfach gestrickten Rolle der Lois Lane überfordert zu sein (In den Szenen mit Spacey wirkt sie zum Teil wie ein kleines Schulmädchen.).
Selbst Brandon Routh macht noch eine bessere Figur, aber sein Superman leidet eben unter der Ernsthaftigkeit, mit der auch seine Rolle angelegt ist.
Die Liebesgeschichte zwischen Superman und Lois bekommt viel zu viel Raum und nimmt an den falschen Stellen das Tempo aus dem Film.
Auch sonst ist das Skript oft unlogisch: Personen tauchen plötzlich und unerwartet auf, Superman bugsiert einen Kyptonit-Brocken ins All, obwohl er vorher durch die Verwundung mit Kryptonit handlungsunfähig wurde usw.
Wenn das Tempo des Films hoch genug wäre, würden solche Ungereimtheiten gar nicht auffallen.
Das sperrige Drehbuch setzt dem ganzen mit der religiösen Symbolik am Ende des Films incl. Tod, Wiederauferstehung, Himmelfahrt und einem Sohn, der sein Werk weiterführen kann, die Krone auf.
Und mal im Ernst: Wollen wir einen hilflos im Bett liegenden Supermann sehen? Nein, das wollen wir nicht!
Wir wollen einen echten Comic-Helden durch die Luft wirbeln und Gegner verhauen sehen!
Wem die Geschichte von „Superman returns“ überigens einigermaßen bekannt vorkommt, den sollte das nicht wundern. Viele Handlungselemente von „Superman“ wurden hier wieder aufgegriffen:der Flugzeugabsturz incl. Rettung, die „Bedrohung durch Land“, ganze Szenenfolgen, die Musik, ja sogar das Design des Vorspannes wurde übernommen.
Statt „Superman returns“ sollte der Film vielleicht eher den Titel „Superman remakes“ tragen?
Wenn man sich hinsichtlich der Handlung schon fast wie bei einem Remake bedient, was im Grunde ja nichts Schlechtes ist, ist der Titel „Superman returns“ eigentlich wirklich falsch. Superman kehrt zurück, um mit der „Bedrohung durch Land“ dasselbe Problem zu haben, wie schon in „Superman“?
Bei all der Kritik soll das große Plus des Films natürlich nicht unerwähnt bleiben und das sind, wie auch nicht anders zu erwarten, die Spezialeffekte.
Man sieht dem Film sein immenses Budget auch an. Allein die Sequenz, in der Superman ein Flugzeug vor dem Absturz bewahrt, ist das Eintrittsgeld wert.
„Superman returns“ ist der Versuch, „Superman“ wieder aufleben zu lassen.
Er bietet teilweise großartige Spezialeffekte, das Drehbuch des Films will aber aus dem Comic „Superman“ einen tragischen Helden mit „menschlichen“ Gefühlen machen. Dieser Versuch muss als gescheitert betrachtet werden.
Aber ich vergebe immer noch:
6,5/10