Comicverfilmung und Remake – „Superman Returns“ verbindet gleich zwei moderne Strömungen des Kinos. Für die Wiederkehr des Mannes aus Stahl greift man mit einem Budget von rund 263 Millionen US-Dollar tief in die Tasche – genau genommen sehen wir den bis dato teuersten Film der Kinogeschichte. Geld bürgt allerdings nicht für Qualität.
Regisseur Bryan Singer soll es richten. Dass der Mann Talent hat, weiß man seit „Die üblichen Verdächtigen“. Konzeptionell orientiert man sich, anders als Christopher Nolan mit seinem Batman Neubeginn, an den filmischen Vorlagen von Richard Donner und Richard Lester. Das Ganze ist augenscheinlich eine Hommage mit technischer Aufwertung.
In diesem Sinne lässt Bryan Singer mit Brandon Routh als Superman einen nicht Unbekannten wiederkehren – optisch ist die Ähnlichkeit zu Christopher Reeve erstaunlich. Storytechnisch nehmen die Drehbuchautoren Michael Dougherty und Dan Harris den Titel ernst und führen die Geschichte mehr oder weniger sinnvoll weiter. Fünf Jahre war der Mann aus Stahl alias Clark Kent verschwunden. Die Entdeckung von Resten seines Heimatplanten Krypton veranlassten den Superhelden zu einem Selbstfindungstrip, der Suche nach der eigenen Identität. Bei der Rückkehr erwarten Superman gravierende Änderungen. Lois Lane (Kate Bosworth), ist inzwischen verheiratet und Zweifel an der Notwendigkeit seiner Person sind entstanden. Erzfeind Lex Luthor (Kevin Spacey), schmiedet derweil finstere Pläne.
Inhaltliche Offenbarungen sind nicht zu erwarten, man beschränkt sich auf eine Pointe und im Prinzip läuft es immer auf das Gleiche hinaus. Dennoch, unabhängig von der klaren Anlehnung an die ältere Reihe, steht der Film als eigenständiges Werk und wird in einem angemessenen Tempo erzählt, so dass auch bei der gegebenen Laufzeit von zweieinhalb Stunden nahezu keine Längen entstehen. Darüber hinaus punktet „Superman Returns“ mit geschickt eingebauten Rückblicken auf die Kindheit des Helden und der allgemeinen Hinterfragung der Person Superman - bzw. der Frage, ob eine übermächtige Person, trotz guter Absichten, überhaupt für die Welt geeignet ist. Zwischen Action und Effekten gewährt man dem Film damit einen nahezu philosophischen Kontext, der mit Dialogen und zwischenmenschlichen Beziehungen vertieft wird. Der Verbund aus Ernsthaftigkeit, Dramaturgie und Humor, der nicht von der flachsten Art ist, funktioniert. Natürlich bleibt ein Hauch von Naivität, aber wir befinden uns hier im Bereich des Comics.
Allgemein darf man Singer und den Drehbuchautoren attestieren, dass sie eine gute Mischung aus neu und alt gefunden haben und somit weder verfälschen noch plump kopieren. Die Charakterhülsen stehen, aber man merkt die Weiterentwicklung. Hierbei zahlt sich auch die Besetzung aus. Routh trägt das große Erbe von Reeve nicht nur optisch, sondern überraschenderweise auch darstellerisch. Er wirkt nie überfordert, vermittelt die innere Verzweiflung und Zerrissenheit glaubhaft und zeigt in verschiedensten Situationen die passende Gestik und Mimik. Kate Bosworth verleiht Lois Lane die gewohnte Eloquenz und Liebenswürdigkeit. Von Kevin Spacey wusste man ohnehin, dass er ein Schauspieler erster Güte ist – Lex Luthor lebt er jedenfalls in teuflisch guter Manier aus – zynisch, sarkastisch, fies, intelligent und zerstörerisch.
Abgesehen von den darstellerischen und inhaltlichen Komponenten zahlen sich die getätigten Investitionen vor allem in punkto Optik aus. Schauwerte werden geboten – und dabei ersäuft man nicht in steriler CGI-Technik. Im Gegenteil, das hier Gezeigte ist absolut platziert, im Grunde bietet der Film genug Gelegenheiten, um sich technisch richtig auszutoben. Die Animationen wirken vielmehr plastisch als künstlich. Beeindruckende Flugszenen, dazu der erfreulicherweise aus den alten Teilen übernommene, unverwechselbare John Williams-Score – Hightech in Verbindung mit Nostalgie. Das Set-Design ist stimmig, nicht übertrieben pompös und ohne grellbunte Farbgebung. Wenn es dann man knallt, dann richtig. Ein animiertes Feuerwerk der spektakulärsten Sorte. Kameratechnisch schließt man sich der Extravaganz der Effekte an. Beispielsweise begeistert eine lange Fahrt vom Horizont bis hinzu einer in Luthers Händen befindliche Zeitung, deren Schlagzeile die Rückkehr von Superman verkündet – die Vielfalt an Perspektiven und Einstellungen ist groß und in der Umsetzung gelungen.
Bis kurz vor dem Ende bietet „Superman Returns“ dementsprechend gute Unterhaltung. Danach folgen rührselig sentimentale Sequenzen, nahe am Overkill. Die Pointe ist bis dahin schon verbraucht und insofern bleibt das Ende unspektakulär berechnend.
Trotzdem, und dabei ist es egal ob man „Superman Returns“ als Fortsetzung oder Hommage betrachtet – Bryan Singer präsentiert einen dem ersten Donner-Werk nahezu ebenbürtigen Film, der aufgrund technischer Finessen folgerichtig frischer wirkt. Zu befürchtende darstellerische und inhaltliche Mängel bleiben aus. Es ist Heldenzeit! (6,5/10)