Für eine Nu-Image-Produktion aus dem Jahr 2000 erweist sich „The Alternate“ als überraschend solide B-Kost. Hinter dem von B-Routinier Sam Firstenberg („Operation Delta Force“, „Spiders II: Breeding Ground“) inszenierten B-Actioner steckte vor allem Prügelexperte Bryan Genesse („Human Timebomb“, „Cold Harvest“), der hier nicht nur als Drehbuchautor, sondern auch als Produzent debütierte.
Dabei ist die sich doch stark an Genrehäuptling „Die Hard“ orientierende Prämisse nicht die ausgefuchsteste und packt den U.S. Präsidenten Fallbrock (John Beck, „Rollerball“, „Timecop: The Berlin Decision“) zusammen mit abtrünnigen C.I.A. – Schergen und den in Ungnade gefallenen Agenten (Eric Roberts, „Runaway Train“, „Best of the Best“) in ein abgeriegeltes Gebäude. Bald hagelt es Forderungen und das übliche Muster wird abgehandelt.
Freilich gewinnt „The Alternate“ keinen Innovationsfaktor. Dafür ist er einfach zu doof, zäh und unlogisch. Wäre müßig das hier alles aufzuzählen, doch allein die Konstruiertheit des Plans von Unhold Genesse ist kaum zu überbieten. Die Geiseln rutschen schnell komplett aus dem Fokus und actionmäßig ist leider auch nicht sonderlich viel los. Firstenberg enttäuscht hier insbesondere bei den ohnehin nicht sonderlich häufigen Ballereien mit schwachen Szenen. Normalerweise stehen die Charaktere immer in einem Raum, ohne in Deckung zu gehen, oder sich höchstens hinter einer Blume (!!) zu verstecken und ballern wild aufeinander los, ohne dass dann auch nur einer irgendwo getroffen wird. Das Herumrollen auf dem Boden, die Zeitlupeneinstellungen und das in Deckung gehen sieht zwar ganz solide aus, aber mehr als Routine kommt dabei nicht heraus.
Trotz namhafter Gesichter wie Eric Roberts, Bryan Genesse, Ice-T („Trespass“, „The Disciples“) und Michael Madsen („Reservoir Dogs“, „Species“), sowie der Tatsache, dass ausnahmsweise, was zu jener Zeit bei Nu Image eigentlich schon üblich war, nicht in Osteuropa gedreht wurde, will bei „The Alternate“ kein Filmspaß aufkommen – auch bei den Genrefans nicht. Dafür ist er bis zum Finale einfach zu antiklimatisch und unspektakulär.
Madsen steht während des gesamten Films bebrillt an ein und dem selben Fleck, um auf seinen Gehaltsscheck zu warten, Ice-T wird früh verwurstet, Genesse war als Bösewicht auch schon mal besser und Roberts schien keine so rechte Lust gehabt zu haben. Mit blödsinnigen Ideen, wie der Einsatz eines Flammenwerfers im Gebäude (Ich frage mich immer noch, wofür der nun gut sein sollte) wird die Geduld des Zuschauers überstrapaziert. Da latschen Roberts und Genesse solange im Korridor aufeinander zu, bis Roberts endlich in der ohne zu kurzen Reichweite des Flammenwerfers angekommen ist. Anstatt seinen Kontrahenten endlich mal zu erschießen, lässt er zudem zig Chancen aus und flüchtet ein ums andere mal. Auf die Dauer nervt das dämliche Verhalten enorm.
Zum Schluss glänzt „The Alternate“ dann mit ein paar schicken Autoexplosionen und einem fürchterliche CGI-Hubschrauberabsturz. Der finale Showdown soll das überlange Duell (wieder zwischen Genesse und Roberts) auf dem Dach sein. Wieder kloppen sich beide zwar intensiv, aber unspektakulär, können in unmögliche Tiefen springen und vergeben ein ums andere Mal die Chance ihren Kontrahenten wegzupusten.
„The Alternate“ ist nicht wirklich schlecht, sondern eigentlich überraschend routiniert von Sam Firstenberg heruntergekurbelt. Nur das Fehlen jeglicher Höhepunkte, die Actionarmut und das innovations- und einfallslose Szenario verderben einfach jeden Unterhaltungsspaß. Der Film pflegt Ungereimtheiten und Unmöglichkeiten genauso wie diesen grenzdebilen, außer Kontrolle geratenen Plan.
Fazit:
Weitestgehend langweiliger, unspektakulärer B-Actioner, der von Sam Firstenberg solide inszeniert worden ist, seinen namhaften Cast aber verschenkt. Bryan Genesse sollte jedenfalls die Finger von Drehbüchern lassen. „The Alternate“ könnte der geneigte Genrefan noch was abgewinnen, denn ein Totalausfall ist der Film dank akzeptabler Stunts und eines rechten coolen, aber unterforderten Eric Roberts nicht. Nur warum gibt es hier keine vernünftigen Kloppereien (Roberts und Genesse sind doch gar nicht so unfähig?) und ordentlich choreographierte Shootouts (Firstenberg konnte sowas früher doch!)? Muss wohl am Budget gelegen haben. Ging der Hauptteil etwa für „Ticker“ – like für die „B-Stars“ drauf? Zumindest hält der Szenenklau (kaum vorhandener Stock Footage Einsatz) sich hier in Grenzen.