Review

Arvid (Dejan Cukic) ist der langweiligste Typ der Welt, das sagt jedenfalls seine Freundin Hanne (Trine Dyrholm). Er arbeitet als Kundenberater in einer Kopenhagener Bank, spielt manchmal mit seinem Freund und Kollegen Homo-Henning (Søren Sætter-Lassen)
Squash oder spendet mal eben seinen kompletten Lottogewinn an "Brot für
die Welt". Das bringt für Hanne das Fass zum Überlaufen, wollte sie
sich doch gerne ein paar neue Hosen kaufen, da ist es scheißegal, dass
sie schon so viele hat. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie,
nachdem Arvid
aus Versehen den Bankräuber Franz (Peter Gantzler) mit
Henning's Squashschläger überwältigt hat und sie in seinem nun erlangten
Urlaub nach Paris ausführen will, bereits zu ihrer Mutter gezogen ist
und nichts mehr von ihm wissen möchte.


Zu allem Überfluss wird der Neu-Single nun auch noch von Franz' Frau Astrid (Line Kruse)
heimgesucht, die ihn dafür verantwortlich macht, dass sich das Paar nun
keine künstliche Befruchtung leisten kann. Als Arvid ihr ihren
vergessenen Geldbeutel wiederbringen möchte, wird er auch noch von
einer Rockband vermöbelt, deren Anführer Preben (Martin Spang Olsen)
er in seiner Bankfiliale einen Kredit verwährt hatte.



Da all diese Ereignisse den labilen Gutmenschen Arvid allmählich fertig
zu machen
drohen, sieht er letztendlich nur noch einen Ausweg, er braucht die
Hilfe eines Gangsters, in diesem Fall verkörpert von seinem
Bruder Harald (Kim Bodnia), den er seit Jahren nicht gesehen hat.

Jener Harald ist ein eiskalter Soziopath und schert sich nicht um
Gesetze oder Mitleid, er hat seine eigenen Vorstellungen von Moral und
Gerechtigkeit, trotz allem findet er es nicht gerade schön, dass ihr
Vater laut Arvid bereits seit einigen Jahren unter der Erde liegt und
nicht einmal mitbekommen hat, wie Dänemark 1992 Fußball-Europameister wurde!
Er hält sich mit kleinen Jobs über Wasser, die er beispielsweise für den
Serben-Gangchef Ratko (Slavko Labovic) erledigt, welcher ihn
permanent erniedrigt, letztendlich entlädt Harald diesen Frust im
Beisein der beiden Köche seines bei einer Wette gewonnenen Restaurants,
Martin und Peter (Nikolaj Lie Kaas und Tomas Villum Jensen), sowie Ratko's geistig minderbemitteltem Cousin Vuk (Brian Patterson).



Nachdem das Quintett einen Geldtransporter überfallen hat, um Astrid und
Franz ihre Besamung zu spendieren, kommt der nächste Tiefschlag für
Arvid. Denn seine Verflossene kehrt noch einmal zurück
und möchte nun auch noch seinen Fernseher aus der bereits arg leer
geräumten Wohnung entwenden. Nun brennen beim leidgeprüften Arvid
endgültig die Sicherungen durch und es geschieht das, was Hanne ihm
schon x-mal gepredigt hat, er tut einmal etwas Ungewöhnliches. Doch das
Ergebnis ist nur minder zufrieden stellend, denn Hanne findet sich
daraufhin in der Küche wieder ...und ihm Wohnzimmer.

Hätte sie eben
nicht versuchen sollen, einem Mann seinen Fernseher zu stehlen! Da
Harald aufgrund eines unglücklichen Zufalls plötzlich auch eine
Menge Bares benötigt, wird nun als nächstes eine Bank ins Auge gefasst
...






Regisseur Lasse Spang Olsen wurde mit diesem Werk erstmals über
Dänemark hinaus bekannt und reihte sich somit in die Riege bekannnter
dänischer Regisseure wie Lars von Trier, Nicolas Winding Revn oder Anders Thomas Jensen ein, Letzterer hatte übrigens auch das Drehbuch verfasst.



Auch hier sind wieder einige dänische Talente mit an Bord, die Fans der
Danish Connection bereits bekannt sein dürften aus Beiträgen wie Dänische Delikatessen. The good cop, Bleeder, Pusher oder Adam's Äpfel.
Der Film verzichtet auf hollywoodeske Action-Feuerwerke, bis ins
kleinste Detail perfektionierte Handlungsschnipsel oder aufwendige
Kamerafahrten, man merkt ihm deutlich seine europäische Herkunft und das
doch eher durchschnittliches Budget an. Trotz allem bekommt man auch
beim Making-of auf der Original-DVD zu sehen, dass für diverse
Stuntszenen durchaus professionelle Methoden angewandt wurden, um das
Ganze nicht unfreiwillig billig oder gar komisch wirken zu lassen. Das
alles tut der Sache jedoch in keinster Weise einen Abbruch. Die Akteure
sind allesamt voll dabei, die herrlich überdrehte, beinahe comichafte
Auseinandersetzung mit den Themen Rache, Gewalt, Verbrechen und
Hoffnungslosigkeit wird hier wie nur selten in einem äußerst
schwarzhumorigen Korsett mit deutlich aufgedrücktem skandinavischen
Stempel präsentiert, weder gibt es unnötige Längen, noch großartig
komplizierte Dialoge oder mühsam inszenierte Cliffhanger. Obwohl, das
Ende erwischt einen zwar nicht eiskalt, überrascht aber dennoch angenehm
und verdeutlicht noch einmal mehr die Surrealität dieser doch teilweise
zu glatt laufenden anarchistisch anmutenden Spirale aus Mord und
Totschlag & Moral und verpasst der Geschichte gar eine leicht
philosophische Würzung! 






2002 legte Olsen dann mit Old men in new cars den zweiten
Teil nach, der handlungstechnisch ein paar Jahre vor den Ereignissen in
Teil 1 spielt. Viele Figuren kamen auch hier vor und man gab sich
redlich Mühe, den Erfolg und den Stil von In China essen sie Hunde
zu kopieren, doch hatte es der stellenweise doch recht mühsam
gestaltete Nachfolger sichtlich schwer, dem damals überraschend
innovativen Vorgänger das Wasser reichen zu können. 

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