Der Film ist klasse.
Aber ich mag ihn nicht.
Geht das?
Geht.
"In China essen sie Hunde" ist eine ziemlich brutale, unangenehme Kommödie aus Dänemark.
Ist schon ein Kunststück, sämtliche Darsteller dermaßen unsympatisch auf die Leinwand zu bringen. Da ist aber auch nicht einer dabei, mit dem man sich anfreunden könnte oder wollte. Die sind durch die Bank aggressiv, dumm, stressig oder nerven mich auf andere Weise.
Egal was die Jungs auch planen, es geht in die Hose. Die stellen sich so blöd an, dass es einen beim Zuschauen weh tut. Ein Haufen soziopathischer Volldeppen ...
Besonders Kim Bodnia (er spielt den Ganoven und Restaurantbesitzer Harald) sticht mit seinem unterschwellig kalt-aggressiven Verhalten darstellerisch hervor. Es gehört schon eine Menge Talent dazu, derart fies zu spielen ... witzig-abgebrüht oder verzweifelt-nachdenklich, geradezu hilflos in manchen Momenten ... und dann auch wieder kaltblütig wenn es darum geht, unliebsame Zeitgenossen aus dem Leben zu befördern. Ganz anders sein Bruder (im Film) Arvid Blixen (Dejan Cukic). Der ist sowas von profillos und langweilig (ich meine die Rolle, nicht den Darsteller), dass ihn gleich zu Beginn des Films seine Freundin Hanne (Trine Dyrholm) verlässt, und er das mehr oder weniger mit der Gelassenheit eines Betonpfeilers geschehen lässt (ein gestammeltes Betteln, sie möge doch wieder zurückkehren, enthüllt das ganze jämmerliche Drama seiner menschlichen Existenz). Vorher noch, am gleichen Tag, vereitelte er dummdreist einen Banküberfall (ach ja, er ist Bankangestellter in einer kleinen Filiale) mit Hilfe eines Squashschlägers (und im anschließenden Fernsehinterview bekommt er nicht einen geraden Satz raus).
Auch hier mit Hanne - nach seiner vermeintlichen Heldentat - stellt er sich dermaßen unbedarft und unbeholfen an, dass man schon kein Mitleid mehr empfindet. Eher Wut.
Aber das muss man sich selbst ansehen. Um all die genialen Blödheiten (Respekt für die Darsteller) zu beschreiben, reicht hier der Platz nicht aus.
Ein seltsamer Film: Eine Kommödie über die ich nicht lachen kann. Eine Kommödie, deren gewalttätige Anteile schwerer im Magen liegen als bei so manchem ausgewiesenen Brutalostreifen. Eine Kommödie mit einem geradezu himmlisch-höllischen Ausgang, der so lakonisch erzählt wird, dass einem die Spucke wegbleibt. Nach einem shoot-out, der es in sich hat (und sich dem absurden Ganzen des Filmes anschließt). Aber auch hier kann ich nicht lachen.
Warum also ist dieser Film eine Kommödie? Er ist skurril, klar. Er ist wild und unberechenbar. Er ist melancholisch, traurig und brutal ... und gut. Soviel steht fest. Aber ich kann nicht sagen warum.
Vielleicht sind es die Dialoge:
(Unterhaltung in einem VW-Bus, während sie auf den richtigen Zeitpunkt warten, Arvids Bank zu überfallen)
"Arvid (zu Harald):
Vater wollte immer nach Indien, weisst Du noch?
Fahrer (zu beiden):
John Lennon war da.
Harald (zu Arvid):
Woran ist er eigentlich gestorben?
Arvid (zu Harald):
Er ist erschossen worden.
Harald (zu Arvid, ein wenig überrascht):
Vater? Wieso denn das?
Arvid (zu Harald, nach einer kurzen Pause):
Vater ist nicht erschossen worden.
Harald: Nein?
Arvid:
Er war unten und wollte sein Fahrrad flicken ... Hat aber das Loch nicht gefunden. Also musste ich ran. Und er ist wieder rauf und hat Frau Jespersen die Steuererklärung gemacht.
Bei der Kilometerpauschale ... ist er tot umgefallen. Blutpropf im Hirn. Aber Frau Jespersen hat das Kilometergeld trotzdem bekommen.
Harald:
So ein Scheißtod."
Bei solchen Wortwechseln kann man nicht meckern, oder?
"In China essen sie Hunde" ist wirklich anders als alles, was ich vorher gesehen habe.
Mal sehen, ob die Fortsetzung (eigentlich das Prequel) "Old Men In New Cars" ähnliches Potential hat.
fonu