In China essen sie Hunde (1999)

Total krank, der Film ist total krank! Genau so war meine Reaktion während des Abspanns - und bis zuletzt kratzt man sich am Kopf und fragt sich, was hat man da eigentlich gerade gesehen?

Zwei völlig gegensätzliche Charaktere sind Brüder. Der eine kennt nur zwei Zustände: Entweder cool oder durchgeknallt, Harald sein Name. Dessen jüngerer Bruder ist Arvid, der kennt nur einen Gemütszustand: cool, um nicht zu sagen langweilig. Das sagt aber seine Freundin, vermutlich auch zurecht - und verlässt ihn kurzerhand, vergisst allerdings nicht die Wohnung leerzuräumen, angebissene Brote zu verteilen und die Wand mit "leck mich am Arsch, Arvid" zu besprühen.

Tja, so siehts da aus im hohen Norden - sollte man was ändern, oder? Arvid beschließt endlich einma kalkuliert auszurasten und animiert Harald ihm dabei zu helfen. Ein paar Überfälle hier, ein paar Leichen da. Das ganze spielt sich in einer seltsam kranken Atmosphäre ab, unwirklich, surreal, Situationskomik allgegenwärtig, gewürzt mit ein paar ordentlich ausgearbeiteten Gags. Das Ende indes mag so überhaupt nicht passen, ergibt aber letztendlich die Abrundung des Gesamtbildes: Dieser Film will nicht ernst genommen werden, er soll unterhalten, Spaß machen, Grenzen überschreiten und einfach anders sein, nordisch eben.

Kim Bodnia als Harald und Dejan Cukic als Arvid machen ihre Sache ganz ordentlich, doch richtig witzig sind andere Charaktere. Zuvörderst natürlich Brian Patterson als Vuk ("was hat er gesagt, versteht den jemand?"), aber auch Slavko Labovic als dessen Cousin Ratko mimt den schlipstragenden Schmierlappenverbrecher einfach gnadenlos glaubhaft. Die beiden Köche sind nette Beigabe, unterhaltsam und schräg aber alles in allem die scheinbar einzig beiden noch normal gebliebenen Charaktere.

Lasse Spang Olsen gelang ein schöner Durchbruch, wie er allerdings auf diesen doch völlig unpassenden und zusammenhanglosen Titel kam wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Nicht zuletzt dadurch wird "In China essen sie Hunde" immer ein Geheimtip bleiben.

(8/10)