Review
von Alex Kiensch
Die übergewichtige Jazmin (Mo'Nique) arbeitet in einem Modegeschäft und muss sich ständig dumme Sprüche wegen ihres Aussehens anhören. Ihr großer Traum ist es, auch einmal im Leben einen attraktiven Kerl abzukriegen und ihre eigene Modekollektion zu entwerfen. Als sie einen Luxusurlaub gewinnt, scheint sich zumindest eins davon zu bewahrheiten: Der afrikanische Arzt Tunde vergöttert sie als "dicke Madame". Doch so leicht traut Jazmin dem neuen Glück nicht.
Der Streifen mit dem schwarzen Shooting-Star Mo'Nique ist eine derbe, niveaulose Komödie, die sich immerhin mit guten Absichten einem wichtigen Thema nähert. Wer allerdings eine witzige Gag-Parade oder einen cleveren Umgang mit der Problematik erwartet, wird in beiden Fällen enttäuscht.
In erster Linie fehlt "Phat Girlz" einfach das Tempo. Nach einem halbwegs erquicklichen Start mit einem Beleidigungs-Battle in einer Burgerbude als einsamem Höhepunkt knickt die Story ein, sobald der attraktive Arzt und seine Vorliebe für dicke Frauen auftauchen. Über weite Strecken gibt es hier kaum noch Gags, für eine ernsthafte Romanze bleiben die Figuren aber zu klischeehaft und die Dialoge zu belanglos. So schleicht sich sehr bald Langeweile ein, die immer wieder mit plumpem Kitsch vermischt wird.
Doch auch die Gags zeugen nicht gerade von Geschmack. Obwohl der Film sich klar für die beleibteren Menschen einsetzt, kommt er doch nicht umhin, einige klischeehafte und dumme Witze über sie zu reißen. Überhaupt hat man es hier mit Vorurteilen: Alle Afrikaner stehen auf dicke Frauen und der schwule Kumpel von Jazmin zieht alle Register in Sachen tuntiges Verhalten. Dafür dass der Film ein Plädoyer für mehr Toleranz geben will, zeigt er sich selbst ziemlich engstirnig.
Abgesehen davon sind die meisten Witze eh so platt, dass sie kaum jemanden vom Hocker reißen. Mo'Nique und ihre Kolleginnen spielen konsequent übertrieben, die Figuren bleiben allesamt klischeebeladen und die Handlung inklusive Problemlösungen allzu vorhersehbar. Bis zum typischen Hollywood-Happy End gibt es kaum Höhepunkte. Zwar beziehen ein, zwei gelungene Szenen eindeutig Stellung gegen den Mager-Wahn der modernen westlichen Gesellschaft, der jungen Menschen als sehr fragwürdiges Schönheits-Ideal verkauft wird, aber diese kurzen Pluspunkte rechtfertigen kaum die 90 Minuten Laufzeit.
Mit plumpen bis blöden Witzchen, durchschnittlicher formaler Umsetzung und nicht wirklich talentierten Darstellern ergibt "Phat Girlz" ein wenig erfreuliches Konglomerat, das noch dazu mit aufgesetzt wirkenden dramatischen Szenen nervt, wenn etwa Jazmin durchdreht und ihre Bude auseinander nimmt, weil sie sich zu hässlich fühlt. Die guten Ansätze und die im Kern sympathische Position des Films gehen in Langeweile und Vorhersehbarkeit unter. Alles in allem ein fehlgeschlagener Versuch, dem herkömmlichen Schönheits-Bild etwas entgegen zu setzen.