Nach einigen Ausflügen in verschiedene Genres, (Krimi, Drama, Western und sogar Liebesromanze) sollte es mit "The Gift" wieder etwas gruseliger zugehen. Der Film ist kein Horrorfilm in diesem Sinne, zeigt aber wieder etwas von Sam Raimis Fähigkeiten als (meiner Meinung nach) den wohl besten Horror-Regessieur überhaupt!
Zugleich wollte er aber immernoch weiterhin seinem eigenen Trend weitergehen, und sich vieler genres annimmt, um zu einem vielseitigen Regessieur zu werden; mit Spiderman hat er das auch endgültig geschafft.
Es geht hier um eine Hellseherin, Annie Wilson (Kate Blanchett), die sich Bruchstücke einer bestimmten Zukunft erträumt. Diese Fähigkeit wird von der örtlichen Polizei in Anspruch genommen, als ein Mädchen (Katie Holmes) entführt, und schließlich tot aus einem Sumpf gezogen wird.
Der gewalttätige Donnie Barksdale (Keanu Reeves) wird prompt als Verdächtiger gefangengenommen und schließlich vor Gericht als schuldig befunden. Doch plötzlich bekommt Annie wieder eine ihrer Visionen, und ihr wird bewusst, dass es Donnie gar nicht gewesen ist...
Grob betrachtet ist das hier ein solider "Detektiv"-Film, der es drehbuchmäßig zur Aufgabe nimmt den Zuschauer im Dunkeln tappen zu lassen, wer denn jetzt nun der Täter sein könnte. Es wurden genug Charaktere mit nennenswerten Motiven eingeführt um den Zuschauer spekulieren zu lassen; auf eine eindeutige Lösung mag man nie kommen, und wenn doch hat man sich wider geirrt, denn am Schluss ist es mal wieder der, von dem man es am wenigsten erwartet hat...und davon gibt es in diesem Film mehrere!
Der Film braucht jedoch wirklich lange bis er nun Gestalt annimt, und zeigt worum es nun letztlich geht. Anfangs ufert der Film in viele Richtungen aus, und zeigt die wichtigsten Figuren und deren Probleme. Dabei erscheint nicht alles notwendig. Buddy Cole und sein unverständliches Problem mit dem Diamanten ist unrelevant für die verbliebene Handlung.
Und auch das mysteriöse Auftauchen von Annies Großmutter (Rosemary Harris) entpuppt sich als überflüssig.
Der Horror des Films beschränkt sich auf die raren Visionen Annie's. Auch wenn diese "Träume" gekonnt gruselig-düster inszeniert wurden, sind sie ebenfalls mehr oder weniger entbehrlich, da die Story des Films auch ganz gut ohne diesen Grusel funktionieren würde. Doch wenn die Hauptfigur schon übersinnliche Kräfte hat sollte das wohl auch schon ausgenutzt werden.
The Gift ist ein Film für den man einiges an Geduld aufbringen muss, ehe er wirklich fesseln kann. Nach etwa einer Stunde ist man aber gut drin, und folgt dem Geschehen aufmerksam und überlegt sich, wer wohl noch als Mörder in Frage käme. Die Gruseleinlagen verstärken den Spannungsbogen, und kommen gut rüber, im Nachhinein aber schienen sie mir wie ein kleiner unnötiger Lückenfüller.
Trotzdem ein guter und spannender Beitrag zum "Wer ist nun der Mörder"-Genre.