Jack the Ripper, einer der berühmtesten – wenn nicht gar der berühmteste – Serienkiller aller Zeiten. Seit über einem Jahrhundert ranken sich um diesen Kriminellen hunderte von mysteriösen Geschichten, mal auf der Wahrheit basierend, ein anderes Mal abstruse Ausgeburt der Phantasie irgendeines Geschichtenerzählers. Dieser Geschichte(n) bedienten sich in „From Hell“ die Hughes-Brüder und strickten daraus eine Mischung aus Kriminalfilm und Thriller, in der Johnny Depp als Inspector Abberline den Prostituiertenmörder jagen darf.
Und so jagt eben jener Abberline mal dem Killer und mal seinen vom Opiumkonsum erzeugten Visionen hinterher, behauptet gar, in seinen Rauschzuständen wichtige Hinweise für die Erfassung des Täters entdecken zu können. Ja, Drogenkonsum hatte schon immer seltsame Rechtfertigungen mit sich gebracht. Und genau das ist auch schon ein erster Negativaspekt an „From Hell“: Johnny Depps Figur wirkt durch die permanente Benebeltheit zu abgefahren, sodass dem Zuschauer nur bedingt ein Zugang zu Abberline gelingt. Anders als Jahre später die Figur des Captain Jack Sparrow im „Fluch der Karibik“ wirkt Depp hier nicht sympathisch seltsam sondern einfach nur seltsam. Seiner guten Leistung tut dies zwar keinen Abbruch, aber dem Film schadet dies mehr als dass es ihm nützt. Auch seine Gespielin Heather Graham wirkt in den Kulissen des Londons im Jahre 1888 reichlich deplatziert: Zu rein, zu schön, zu sauber wirkt sie, als dass sie tatsächlich eine Prostituierte in jener Zeit sein könnte. Damit passt sie sich exakt ihrer Umgebung an, denn so gelungen die Kulissen wirken, so unglaubwürdig sind sie: zu sauber, ja zu perfekt wirkt da alles: ein Indiz dafür, dass Perfektion nicht immer erstrebenswert sein sollte.
Dahingegen birgt die Story reichlich Möglichkeiten, die… naja, ich will nicht sagen „vermasselte“ aber zumindest… etwas unpassend aufgestylte optische Erscheinung wieder auszugleichen. Und diese Möglichkeiten werden auch größtenteils genutzt. Der stetige Spannungsaufbau, wie er eigentlich nach klassischer Definition erfolgen sollte, gelingt zwar nicht, sondern es entstehen vielmehr gelegentliche Spannungsspitzen, die sich mit dem Auftreten der Morde an den Prostituierten decken, aber dem Sehvergnügen tut dies keinen extremen Abbruch. Man kann sicherlich zwischen den Meinungen schwanken: entweder man redet es schön und bezeichnet den non-linearen Spannungsaufbau als geschickten Kniff der Hughes-Brothers oder man verflucht diese Art der Spannungserzeugung und bezeichnet sie als absolut misslungen. Ich tendiere eher zur ersten Variante, da ich Albert und Allen Hughes einfach einmal attestiere, dass sie sich bereits vor Drehbeginn der Abflachungen im Spannungsaufbau bewusst waren und diese stilistisch bewusst einsetzen wollten. Dass dies nicht jedermanns (und auch nicht wirklich mein) Geschmack ist, steht auf einem anderen Blatt… Nie zu stark visualisierte Morde gesellen sich in diesen Spannungsspitzen zu einigen recht heftigen Szenen, die den zartbesaiteten Zuschauer schon mal schlucken lassen könnten und gerade jene Momente sind es, die den gewissen Reiz dieses „From Hell“ ausmachen.
So bleibt „From Hell“ als ein Film in Erinnerung, der seine starken Momente hatte, aber doch so manche gute Möglichkeit hat verstreichen lassen. Die Hughes-Brothers haben sich mit diesem Kriminal-Thriller weder in die Filmgeschichtsbücher gedreht noch haben sie die Sympathien ihrer Fans verspielt. „From Hell“ ist ganz ordentliche Thriller-Kost, nicht sonderlich sättigend aber als „Appetizer“ zu empfehlen! 7/10