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Die vier jungen Erwachsenen Bill, Mary, Denise und Jerry wollen ein Buch über die abgelegenen und stillen Örtchen von Amerikas Landstraßen schreiben und reisen deshalb mit ihrem Wagen quer durch die Staaten. Blöd nur, dass den Jungs und Mädels das Benzin ausgeht - aber die nächste Tanke ist bereits in Sicht...also nix wie hin. Das feine Etablissement unterhält auch noch eine Freakshow, die gleich besucht wird. Von der erfahren unsere Highwaywanderer, dass es in der Umgebung einen bekannten Serienkiller namens Dr. Satan gegeben hatte, dessen Haus noch immer stehen soll. Die vier lassen sich also eine Karte aufzeichnen und schon geht die Fahrt weiter. Auf dem Weg zu Dr. Satan's schnuckeligen Eigenheim gabeln die vier noch eine Mitfahrerin namens Baby Firefly (Eyecandy Sheri Moon) auf - ein fataler Fehler... Denn deren kranke Familie wartet nur auf neue Opfer zum Zersäbeln und Zerhacken. Was folgt ist eine Reifenpanne, für die die vier natürlich keinen Ersatzreifen haben. Deshalb führt Baby sie zu ihrem Haus und bietet ihnen an, dort solange zu bleiben, bis einer ihrer Verwandten den Reifen gewechselt hat. Das blutige Schicksal nimmt seinen Lauf...
Hinter dieser Story steckt niemand anderer als Rockmusiker Rob Zombie, ein König des morbiden Geschmacks; vor Jahren auch schon mal für die Spieleindustrie tätig gewesen (beim Quake 2 Soundtrack klingelt's bei den meisten vielleicht). Diesesmal versucht er sich als Regisseur und Drehbuchautor - sein liebevolles Werk: "House of 1000 Corpses". Machen wir es kurz und schmerzlos: wie so oft verspricht der Titel mehr, als er im Endeffekt hält. 1000 Leichen? Nun ja, hierbei meinte man wohl die vor sich dahinmodernden Plastikskelette der Propsabteilung von der "Rocky Horror Picture Show", die im Film irgendwo in düsteren Gängen unter Tage an die Wand gepappt wurden. Und überhaupt: bei Zombies Werk handelt es sich um einen mauen Beinahe-Splatter, der skrupellos und unverblümt von den Ikonen des Genres klaut. Da finden wir Elemente aus Filmen wie dem "Texas Chainsaw Massacre", "Zombie" und "From Dusk Till Dawn", aber selbst Parallelen zu Dan Aykroyd's grotesker Komödie "Vaalkenvania" lassen sich ausmachen. Folglich bedient sich der Film einer Reihe billiger Klischees und 08/15-Szenen, die zumindest der eifrige Kinogänger schon zur Genüge kennt. Das macht die ganze Geschichte dann äußerst vorhersehbar - jeder der das Ende gesehen hat, mag mir zustimmen.
Die Story ist äußerst platt - wenn man überhaupt von solch einer reden kann - und bekannt aus dutzenden anderen semiprofessionellen B-Filmchen. Bewußt auf schmallspurig-minimalistisch getrimmt, ist sie dazu geschaffen worden, um beim Zuschauer jeden Denkprozess zu verhindern. Dabei schießt sich der Plot allerdings selbst ins Bein, denn bei so manchen skurillen Szenen beginnt man dann doch zu grübeln, was das alles soll. Naja, sind wir mal nicht so - das soll schließlich ein Partymovie sein, also kommt es auf diesen Aspekt nicht so sehr an. Das Problem ist einfach nur, dass das Machwerk so offensichtlich abgekupfert ist, dass man genau voraussagen kann, was in der nächsten Szene passieren wird. Das nimmt dem Streifen leider jegliche Spannung und somit dem Zuschauer alle Gründe zum Weitersehen. Auch die Charaktere haben mit einigen Klischeeproblemen zu kämpfen. Wie bei der Story leider alles schon mal dagewesen: die blonde und geile, aber komplett hirnfreie Tochter (steht übrigens auf nekrophyllen Sex), deren Mutter, die wie ein Pornostar aussieht, ein alter exzentrischer Sack (in Familienkreisen auch Opa genannt), ein mutierter Sohn, ein amoklaufender und geisteskranker Bruder, und und und... Schauspieltechnisch mögen sich die Darsteller am Rande der Akzeptanzgrenze befinden, mehr aber auch nicht. Alle sind durchwegs mittelmäßig - positiv überraschen können Nebenrollen wie die der Cops, die recht gut besetzt sind. Wer mir im Kopf bleiben wird, ist Baby Firefly Darstellerin Sheri Moon ... freilich nicht wegen des schauspielerischen Talente, sondern wegen anderer "Werte".
Was also bleibt ist ein dahindümpelnder Film ohne Höhepunkte, bei dem man zwanghaft alle 3 Minuten auf die Uhr sieht und hofft, dass er einfach nur schnell zuende ist. Denn selbst ein paar zumindest ansatzweise gute Szenen oder lustige Anspielungen können dieses Trauerspiel des schlechten Geschmacks nicht retten. Der Plot ist so zäh, langweilig und grauslich schleichend, dass irgendwann gezwungenermaßen Müdigkeit aufkommen muss. Man vermisst Momente, die als positiv im Gedächtnis haften bleiben könnten, sowohl jede Art von richtig lustigen Sprüchen oder originellen Goreszenen (die sind einfach nur plump und ordinär) - also auf gut deutsch: all das, was einen Kultsplatter so richtig ausmacht.
Nur von der technischen Seite aus gesehen kann man ein Lob aussprechen. Die Locations und Sets sind gut gewählt und kommen recht schaurig rüber. Auch das Make-Up und die Special Effects sind nicht von schlechten Eltern - die Zombies sehen zum Teil recht verstörend aus. "House of 1000 Corpses" ist zwar brutal und menschenverachtend, aber Genrefans wird trotzdem ein gewisser Härtegrad abgehen. Schuld daran dürfte einfach die fehlende Originalität sein.
Haarsträubend übel, zäh, klischeebeladen, langatmig, steckenweise einfach nur lächerlich und äußerst menschenverachtend: Rob Zombies Versuch, einen morbiden Partykultsplatter der Güteklasse "From Dusk Till Dawn" hinzulegen, scheitert leider mehr als nur kläglich. Wie jeder normale Durchschnittsmensch versuche ich nur schnell diesen Faux-pas von Lions Gate zu vergessen, aber ich habe das Gefühl, dass dieser Streifen mich noch die eine oder andere Nacht grauenvoll heimsuchen und verfolgen wird...schlechte Erinnerungen kommen eben immer wieder hoch. Explizit für Fans des schlechten Geschmacks und hirnfreien Kinos.

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