Zwei junge Paare sind auf der Suche nach so genannten „Roadside Attractions“, abseitiger Volksunterhaltung, um ein Buch darüber zu schreiben. Als ihnen das Benzin ausgeht, gelangen sie zu der Tankstelle von Captain Spaulding. Dieser entpuppt sich als ziemlich komischer Kauz, trägt ein Clownskostüm und besitzt einen recht bizarren Humor. Neben Brathühnchen hat seine Tankstelle noch eine weitere Attraktion zu bieten: Eine groteske Freakshow, bei der man wie in einer Geisterbahn mit allerlei berühmten Serienkillern bekannt gemacht wird. Da sich diese merkwürdige Sidshow hervorragend für ihr Buch eignet, lassen die Vier sich darauf ein. Dabei werden sie nicht nur über nationale Berühmtheiten wie Ed Gein oder Albert Fish aufgeklärt, sondern auch über die Lokalprominenz Dr. Satan, dessen Leiche angeblich einfach verschwand.
Bei der weiteren Recherchetour über den Todesdoktor nehmen die Vier eine echt heiße Anhalterin (Rob Zombies Freundin Sheri Moon) mit. Schon bald geht ein Reifen auf nicht ganz zufällige Weise kaputt. Mangels Ersatzrades bietet die Anhalterin den Vieren an, mit zu ihr zu kommen, während ihr Bruder den Wagen abschleppt und repariert. So gelangen die Vier schließlich zum Haus der degenerierten Familie Firefly, die gerade dabei ist, sich auf Halloween vorzubereiten. Den jungen Gästen wird ganz schön unwohl, denn die Familienmitglieder sind alle ziemlich schräg. Dem Zuschauer wird in Form von toten Cheerleadern auf dem Dachboden, über deren mysteriöses Verschwinden zuvor im Fernesehen berichtet wurde, bereits gezeigt, was den Protagonisten noch bevorsteht. Kurz darauf beginnt dann der obligatorische Überlebenskampf der beiden Pärchen, denen auch zwei herbeieilende Cops nicht mehr helfen können...
Rob Zombies Regiedebüt ist eine einzige Zitatsammlung von 70er Jahre Exploitation-Horror. Natürlich macht es Spaß die alten Klassiker in „House of 1000 Corpses“ wieder zu entdecken, allerdings leidet darunter leider auch die Spannung ziemlich arg, denn das Ganze wird so doch recht leicht vorhersehbar; besonders wenn man die Originale kennt. Einige Szenen sind derartig zum Zitat erstarrt, das es dem Film schon nicht mehr gut tut.
Etwas Neues zu schaffen, schien gar nicht Zombies Intention gewesen zu sein; vielmehr schuf er eine teilweise schon an einen Comic erinnernde Hommage, die mit einer unglaublichen Ausstattung begeistert. Die Dekors erinnern streckenweise an die Untergrundsets aus Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre 2“.
Auch bietet „House of 1000 Corpses“ immer wieder experimentelle Filmverfremdungen wie körniges Bild oder Negativmaterial, was zuweilen ein bisschen an Oliver Stones „Natural Born Killers“ erinnert. So entsteht eine clipartige Collage aus altbekannten Horrormotiven, die wirklich beeindruckend wirkt.
Doch hier liegt auch der Schwachpunkt: Rob Zombie begräbt die ohnehin schon recht banale Geschichte unter seiner Bombast-Ausstattung, so dass die Story immer weiter in den Hintergrund rückt. Der Prolog des Films, der einen Überfall auf Captain Spauldings Tankstelle darstellt, ist mit seinem schwarzen Humor auch schon der Höhepunkt von „House of 1000 Corpses“. Auch der weitere Verlauf bietet noch exzellente Unterhaltung, doch spätestens nach dem Eingreifen der Cops reiht der Film nur noch unmotiviert immer absurdere Szenarien aneinander. Zum Schluss bevölkert eine Vielzahl von grotesken Figuren die Welt von „House of 1000 Corpses“, aber sie werden nicht weiter in die Handlung eingebunden, sind nur Vorzeigeobjekte. Hier wurde einiges verschenkt, da diese Kreaturen auf den ersten Blick unheimlich interessant wirken, aber leider hat man keine Möglichkeit sie näher kennen zu lassen. Das Ende, das auch nur aus einem Zitat besteht, verkommt vollkommen, da man mittlerweile gar nicht mehr an der Handlung interessiert ist. Dieser Umstand ist doppelt schade für einen ansonsten guten Film: Zum einen würde man gern mehr sehen, doch schon nach 88 Minuten ist bereits Schluss und zum anderen ist das Ende eine riesige Enttäuschung, was die Freude über den Film doch erheblich schmälert.
Die Darsteller sind weit über dem durchschnittlichen Niveau, welches die Schauspieler der heutigen Teenieslasher sonst bieten. Besonders Sid Haig („Spider Baby“) als Captain Spaulding ist eine echte Attraktion, hat aber leider nur eine kleinere Rolle. Auch Tom Towles („Henry – Portrait of a Serial Killer“) und Bill Moseley (“Texas Chainsaw Massacre 2”) machen ihre Sache sehr ordentlich.
„House of 1000 Corpses“ ist nicht übermäßig blutig, was auch auf dessen großes Vorbild „Texas Chainsaw Massacre“ zutrifft, welcher seine Wirkung aus dem Terror bezog und nicht aus abgeschlagenen Gliedmaßen oder herausquellenden Eingeweiden. Sicherlich wirkt „House of 1000 Corpses“ sehr viel verstörender als andere Vertreter der momentan grassierenden Retrohorror-Welle, wie z.B. „Wrong Turn“, ist aber nicht unbedingt gewalttätiger. Wenn Menschen gehäutet oder Köpfe geöffnet werden, geschieht dies in stark ästhetisierter oder experimentell verfremdeter Form. Auch mildern der schwarze Humor und der comichafte Charakter die Härte des Films.
Wen nur die Story interessiert, der wird wohl enttäuscht werden von Rob Zombies manchmal etwas zu selbstverliebter Inszenierung. Wer sich für die geniale Ausstattung auf der Ebene der klassischen Universal-Ära begeistern kann, der wird mit dem Film viel Spaß haben.