Während der menschliche Durand - Durand auf einem unbekannten Planeten die Erde bedroht, schwebt die erotisch anmutende Barbarella durch ihren Flokattibehangenen Raum und entkleidet sich. Ihr Auftrag: sie soll den unbekannten Planeten bereisen und den Tyrann stürzen. Wir schreiben das Jahr 40.000 nach Christus und als sie notlanden muss, beschenkt sie die hilfsbereiten Personen mit der mitunter jetzt erdischen Art des Geschlechtaktes. Allen voran der blinde Engel Pygar, mit dem sie gegen leere Soldaten, Maschinen, bissige Puppen, dämonische Kinder und Orgasmotronorgel kämpfen muss.
Barbarella, der exotische Auswurf der hochzeitlichen Hippiebewegungszeit beginnt schomal eben so wie man es von einem erotisierenden Fantasyschmankerl erwarten sollte. Unter psychodelischen Bildern, selten trashigst charmanter Austattung und endzeitlich scifigestörten bunten schrillen Tönen entkleidet sich ein hübsches in Ganzkörperanzug gestrecktes Dämlein, recht naiv, recht wortgewitzt und bildhübsch soll sie die Welt retten. Der vermeintliche Ausruf, der immerzu tief in den Poren dieses Films steckt: Die Liebe, der Weltfrieden, Krieg dem Kriege. Barbarella als reines Abbild der Hippiebewegung, der sexuellen Freiheit recht betörend in einer schwammrigen bizarren Welt unterwegs, stellt sie wohl als bildgewordene Schönheit einen der Filme dar, die wohl den unvergesslichen Exotenstatus der Filmgeschichte inne haben. Wer mal den Bastard aus einem auf allen möglichen Drogen dieser Zeit verfassten Film sehen möchte und dabei Endzeit, Erotik, Fantasy, Abenteuer, Klamauk, Trash und Horror gleichzeitig bewundern will, der sollte gefälligst und in aller stimulierenden Abwesenheit weiterlesen, sofern ihr Bewusstsein auf rein natürlicher Ebene, zumindest momentan wandelt.
Hätte man die Eröffnungssequenz schonmal überstanden, und der Kiefer nicht vor lauter Sabbereien abgeklappt, dann geht die Reise auch schon los. Jane Fonda alias Barbarella bereist üppig bunte dekorierte Studiokulissen, dass alles soll wohl schön und recht befremdlich den unbekannten Planeten darstellen. Eine recht psychodelisch bizarre Reise in eine fremde Welt, wobei der letzte Funken Ernsthaftigkeit ganz tief in den Poren steckt, hinter jedem ach so klamaukähnlichem und naiven Tatvorhergang steckt die gewisse kritische und sarkastische Parabel auf die böse Realität. Wer den Sexualakt in unberühter Form mal sehen möchte sollte hier gewiss zugreifen, aber auch böse Diktatoren die auf Befriedigungsorgeln Barbarella totorgeln wollen, diese aber mit multiplen Orgasmen dagegenwirken, bekommt man hier zu sehen. Zwischen recht naiver Belustigung und surrealen Momenten wandelt der Film immer wieder auf einer recht seltsam zweideutigen Schicht und auch Szenen, in denen Jane Fonda zum Beispiel mit bissigen und grimmigen Porzellanpuppen unter Führung von dämonischen Kindern attackiert wird, beweisen den derben Charakter dieses Filmes, der selten weiss was er will. Der Zuschauer weiss indes aber eines, nämlich, dass er dieses Glanzwerk nicht wirklich normal überstehen wird.
Recht zweideutig auch die schablonenhafte Darstellung der sündigen Kristallstadt mit ihren labyrinthartigen Vordörfern, denn damit wollte man sicher das Abbild der Klassengesellschaft propagieren. Denn während hoch oben im Glanze und Schein die Elite banale und luxuriöse Tätigkeiten vollführt und seelenlose schwarze Krieger die Stadt schützen, plagen sich unterworfene, ausgebeutete und lebendssatte Menschen (Bauern) in dem unausweichlichen Labyrinth ihrer Armut und Leid. Das Labyrinth als Abbild des kreisförmigen Lebensweges, ohne jedes Ziel, gefangen in den eigenen Taten, der eigenen, selbstgestrickten Psyche, ziellos und gefangen. Das ist in den meisten Fällen, aufgrund der endcharmanten Kulissen meist gruselig, aber in den Kämpfen mit den seelenlosen, bei Schussgebrauch platzenden Kriegern aber auch meist unbeholfen trashig. Aber was wäre solch ein Fantasy - Scifi Spektakel schon ohne trashige Effekte, denn ansonsten würde man diesen recht psychischen Irrtrieb noch ernst nehmen. Sonstige geistlos, irreführende und erheblich donnerschlagende, tiefgründige Zweideutigkeiten und Paralellen:Der Matmos, das Quasiuniversum in dieser fremden Welt als Mutterkuchen, Zentrum der Neugeburt, oder des Neubeginns,- oder als, wie es im Film dargestellt wird, Blase, die sich von negativer psychischer Unebenheiten ernährt. Ja, dolle, was? Matmos, diese blubbernde Schicht, wahrscheinlich dargestellt durch ölige Substanz in Wasser. Eine Revolution gibts übrigens auch, die unterdrückten Menschen aus dem düsteren Labyrinth rebellieren dann auch bald.
Das wirkt zwar alles heute reichlich angetaubt und ist höchstens unter Drogeneinfluss zu ertragen, aber ich denke, darunter ist dieser wahrlich charmante Filmexot auch selbst entstanden. Wer mit schlüpfrigen Trash der 60er a la Flesh Gordin was anfangen konnte und auch sinnlos, psychodelischen Schrott mag, wird sich hier herzlichst belanglos unterhalten fühlen, falls nicht, danach nicht meckern, dass man recht gestört den Fernsehsessel verlässt.
Fazit:
Bizarres, morbides, schlüpfriges sowie tiefgründlich einwirkendes SF - Fantasyepos mit dem gewissen Reiz der Naivität. Recht charmant und bunt in der Umsetzung. Ein erotischer Trip durch LSD Universen und seltsam schräge Kulissen. Empfehlenswert und unter Drogeneinfluss sicher schädlich oder doppelt toll.
79%