Ein Attentat auf einen Minister, Verschwörungstheorien, ein zwielichtiger Waffenkonzern und jede Menge Korruption bietet Brian de Palmas „Spiel auf Zeit“.
Man könnte ihn glatt unter einfallslos, vorhersehbar und schon mehrfach so gesehen abhaken, wenn de Palma sein handwerkliches Talent nicht so gekonnt ausspielen würde.
Das zeigt bereits die erste Szene, die ohne Schnitt auskommt und sich fast eine Viertelstunde in den Räumlichkeiten einer Boxveranstaltung abspielt.
Nicholas Cage gibt hier den Cop Santoro, der sich als Showman aufplustert, hyperaktiv durch die Zuschauerreihen eilt, um sich endlich, als der Kampf beginnt, auf seinen Platz zu hocken. Zuvor trifft er noch seinen alten Freund Dunne (Gary Sinise), der während der Veranstaltung auf einen wichtigen Politiker Acht geben soll.
Prompt wird jener Politiker erschossen, in der Halle bricht Panik aus, die Ausgänge werden verriegelt und Cage beginnt mit den Ermittlungen, die ihn schon bald in ein Netz aus Misstrauen und Falschspielerei treiben.
In den ersten Minuten nervt Cage furchtbar, gibt sich so unsympathisch wie irgend möglich und hat es nachfolgend als Sympathieträger nicht gerade leicht, auch wenn er gegen Ende mit zermatschter Fresse durch die Gänge schlürft und einem schon fast wieder leid tut.
Seine Gesprächspartner reden aber auch so hektisch und das wiederum unterstreicht ein wenig von der authentischen Atmosphäre, die bei einem Boxkampf in den Staaten herrscht.
Was jedoch die Spannungskurve der Geschichte betrifft, so bewegt sich diese nach 40 Minuten immer weiter nach unten.
Der Mord geschieht zunächst recht unspektakulär, man ahnt, dass hier mindestens zwei Frauen an dem Geschehen beteiligt sind, die eine zur Ablenkung eines Bewachers, die andere, weil sie sich unmittelbar in der Nähe des Opfers befand.
Dann wird der Tathergang noch einmal aufgedröselt und aus verschiedenen Blickwinkeln Befragter gezeigt.
Allerdings wird die Identität des Drahtziehers viel zu früh aufgedeckt, ein Rätselraten fällt diesbezüglich flach und am Ende geht es nur darum, eine wichtige Zeugin als erstes zu erreichen, was in einem Wettlauf zwischen Gut und Böse, zwischen Treppe und Lift entschieden wird.
So wird im letzten Drittel auch nichts mehr unternommen, um der Sache noch einen anständigen Plot-Twist zu verpassen, schließlich stecken irgendwie alle mit drin und wenn es scheinbar gar keinen Ausweg aus der misslichen Lage gibt und Cage am Ende ist, wird eine Unwahrscheinlichkeit eingebaut, die genauso bitter aufstößt, wie der unnötige Epilog, der ebenso unglaubwürdig erscheint.
Aber Schwächen der Story lassen sich mit gewiefter Kameraarbeit und sauberer Schnitttechnik recht gut kaschieren, hat bei mir zumindest zeitweilig gewirkt.
Neben der Einführungsszene aus einem Guss, gibt es noch einen hervorragend gesetzten Split-Screen und eine ungewöhnliche Kamerafahrt über einige Hotelzimmer aus der Vogelperspektive, so, als wäre sie ein Teil der Decke.
Ferner ein paar sauber eingefangene Egoperspektiven, inklusive der einer kurzsichtigen Person.
Auch die Musik von Altmeister Ryuichi Sakamoto kann sich in jeder Beziehung hören lassen, obgleich sie stark nach Hitchcocks Hauskomponisten Herrmann klingt, was sicherlich ein wenig gewollt war.
Die darstellerischen Leistungen sind eher durchwachsen: Cage spielt facettenreich und gefällt mir am besten, wenn er für einen Moment die Klappe hält und nach einem Ausweg sucht (innerlich, sowie äußerlich). Sinise spielt demgegenüber etwas eindimensional und zeigt wenig Elan. Von den Nebendarstellern fällt lediglich Stan Shaw positiv auf, der in der Rolle des hereingelegten Boxers eine hervorragende Performance liefert.
Als hervorragend kann ich de Palmas Thriller jedoch nicht einstufen, dafür bietet die Mordaufklärung zuviel Vorhersehbares, nur selten temporeiche und spannende Sequenzen und liegt nur aufgrund handwerklicher Kniffe leicht über dem Mittelmaß.
Für Cage-Fans sicherlich ein Must-see, für Genrefreunde eher belanglose Massenware, die für einen Fernsehabend ohne sonderliche Höhepunkte ausreicht.
6 von 10