Eine einzige gelungene Sequenz reicht eben doch nicht, um einen guten Film auszumachen und deswegen ist die gut zwölfminütige Einführungssequenz in Brian de Palmas Film zwar filmgeschichtlich ein nettes Schmankerl, das finale Endprodukt dann aber doch eine rechte Enttäuschung für alle Thrillerfans.
Wie kein anderer führt de Palma mit einer einzigen langen Kamerafahrt nicht nur den Hauptcharakter, sondern auch alle wichtigen Nebencharaktere ein, beleuchtet den Schauplatz, der die ersten zwei Drittel des kompletten Films ausmachen wird und zeigt uns die gesamte Ausgangssituation komplett mit Mordanschlag und Konfliktsituation, um später bei der Rekonstruktion Blicke hinter die Kulissen zu werfen, um das Geschehen aus anderer Position zu zeigen und neu zu bewerten. Dabei scheint die Kamera wie Nicholas Cages Partner live dabei zu sein, dreht sich mal hier, mal dorthin, je nachdem wo gerade Action ist.
So scheint dann auch die Bewertung des Gesehenen, die Möglichkeit anderer Sichtweise die Attraktivität des Projekts für de Palma gewesen zu sein, wenn er Szenen verwirft und aus neuer Erzählperspektive zeigt, das bereits Gesehene durch Kameraaugen noch einmal zeigt, mit der Kamera aus dem Handlungsrahmen herausspringt (in etwas bei einer Durch-die-Wand-Kamerafahrt über mehrere Räume hinweg) oder per Splitscreen die Parallelität der Ereignisse veranschaulicht.
Dabei muß der Plot dann zwangsläufig ebenso brilliant und kompliziert sein, wie schon so häufig in de Palmas älteren Filmen, doch hier läßt "Spiel auf Zeit" deutlich nach.
Denn schon die komplexe Konstruktion läßt auf die Doppelbödigkeit des Geschehens schließen. Nur leider bleibt es bei dem vermuteten doppelten Boden - nur zu leicht bemerkt man schon beim ersten Sehen, daß und was hier stinkt und wer damit zu tun hat. Wer jetzt multiple Überraschungen bei der Aufklärung wird enttäuscht. Der Anschlagsplot ist simpel konstruiert und basiert lediglich auf dem Mißbrauch des Protagonisten als Zeugen und das durchschaut der Zuschauer schneller als Cage selbst.
Viel Auswahl bleibt ebenfalls nicht bei der Tätersuche und die banalste Lösung ist dann auch bald die einzige und richtige. Nur Cages Charakter will und will es nicht glauben, bis es dann zur Läuterung des sonst gerne mal korrupten Bullen kommt, der nur vor Mord zurückschreckt (Klar!).
Nach gut der Hälfte wirkt das noch ein wenig spannend, wenn zwei Seiten unabhängig voneinander um die einzige Zeugin kämpfen, die die Sache noch aufklären kann. Doch wenn die Wahrheit dann endgültig ans Licht gezerrt ist, verflacht alles zu einem albernen Kasperletheater. Cage muß ein Klischee nach dem anderen ausspielen und die Rettung der Guten beruht schlußendlich auf einem glücklichen Zufall, sonst nichts. Daraufgesetzt wird noch ein menschelnder Epilog rund um Cages weiteres Schicksal, der alle Actionfreunde und die guter Filme laut aufschreien lassen wird.
Auch die Schauspieler bieten da keine Erleichterung in diesem schablonenhaften Ganzen: Cage spielt als wäre er auf Speed oder für eine schlechte John-Woo-Parodie verpflichtet worden und Sinise bietet nur einen grimmigen Gesichtsausdruck oder ein Totenkopfgrinsen an. Geradezu glänzend in seinen wenigen Szenen dagegen Knuddelbär Stan Shaw als korrupter Boxer.
Für Action ist nur wenig gesorgt, dafür etwas mehr für Suspense, doch die Spannung weicht stetig, so daß die Spannungskurve nach der Einführung nur noch nach unten zeigt, das Todesurteil für diese Filmgattung. Deshalb kann man nach der Hälfte auch getrost abschalten, weil man dann alles wichtige schon gesehen hat.
Wie man es besser nicht macht - 4/10.