Review

Nach kübelweise Lob aus allen Fankehlen gab es für "Versus" nur zwei Möglichkeiten. Entweder er übersteht die Prüfung oder das Ding ist eine schlappe Enttäuschung.
Und was war? Der Pfeil zeigt nach unten.

Gut, ich beichte hier mal vorweg, daß ich mir lediglich die gekürzte Fassung anschauen konnte und die restlichen sieben Minuten gepflegte Metzelei mir irgendwo entgangen sind, doch das wird mein Urteil höchstens um einen Punkt verbessern.

Also: wenn wir wirklich nur daran denken, daß "Versus" die totale und endgültige Mischung aus krudem Splatter, asiatischem Gangsterfilm, tarantinoesken Manierismen, dauerhafter Ballerei und fernöstlichem Fantasyhorror darstellt, dann geht die Rechnung auf. Dieses Gerät hat definitiv Power von der ersten bis zur letzten Minute.
Doch der Mensch lebt nicht vom Kampf allein und hier baut der Film deutlich ab.

Zunächst einmal paßt der Plot hier locker samt Dialogen auf einen Din-A4-Zettel, was für einen blutigen und harten Kultfilm auch nicht zwingend nötig ist. Solche Filme dürfen ruhig clever und intelligent und erzählerisch brauchbar sein. "Versus" schmeißt den Zuschauer mitten ins Geschehen und zwar in den Wald. Hier treffen sich zwei Ausbrecher, eine Bande von Handlangergangstern, eine weibliche Geisel und ein Tor in die spiritistische Welt. Die Sterne stehen günstig und alsbald stehen die Toten auf, was ungünstig ist, weil die Jungs im dichten Fichtendickicht schon seit Jahren ihre Opfer verhütten.

Die große Hetzjagd beginnt und alles läuft durch den Wald, bis es gekillt wird. Irgendwann taucht auch noch der Gangsterchef auf, der sich als das beherrschende dämonische Wesen vorstellig macht und die Chose als eine Art ewigen Kampf identifiziert. Dennoch, um auf diese simple Rechnung zu kommen, zieht sich der Film fast zwei Stunden in die Länge, ohne diesen Forst zu verlassen.
Hätte er irgendetwas von Belang zu erzählen, würde das nicht stören (siehe: Tanz der Teufel), doch für die drei Sätze Inhalt und Hintergrund vergehen hier Stunden.

Und wie man das optimal verlängert, das wird hier in epischer Breite geschildert.
Zunächst mal cooles Rumstehen von Gangstern (diverse Minuten) mitsamt hirntoten Dialogen. Vorstellung einer Ausfall von Ausschneidecharakteren: ein Tom-Cruise nachgestellter Ausbrecherheld - ein durchgeknallter Gangster, der wie Nicholson Joker agiert, ein Denker mit Brille, ein Kämpfer mit Pferdeschwanz, ein Angsthase mit großen Zähnen - jupp, läßt sich unterscheiden. Dann donnernde Ballereien ohne Ende, obwohl die verwendeten Waffen absolut unecht (und zu leicht) aussehen. Ferner dauerhafter Einsatz von halbminütiger Zeitlupe, weil John Woo das auch immer macht, abwechselnd mit rasender Geschwindigkeit in den Kampfszenen. Anschließend viel Gelaufe im Wald, unbeantwortete Fragen, brüllendes Schweigen zwischen den Figuren und als extra den besonderen asiatischen Humor, der mit infantil wohl am besten beschrieben ist.
Besonders rätselhaft die verschiedenen Kurzauftritte zweier Polizisten, eines breitärschigen Alleskönners von Vorgesetzten und eines doofen Untergebenen, der mit ohne Hand durch die Gegend läuft, aber nur Schmerzen hat, wenn man sie berührt. Für die Handlung haben sie nichts beizutragen und sie scheiden dann auch aus, ohne richtig daran teilgenommen zu haben. Aber ich vermute fast, die Szenen sollten komisch sein.

Dazu wackelt die Kamera nach Kräften und holpert sich durch den Film, weswegen die Draht-Flug und Sprungszenen auch nicht so detailliert gezeigt werden müssen.
Wirklich ermüdend jedoch ist aber, daß der Film bei aller Aktivität keinerlei Einfälle besitzt. Ewige Jagd- und Kampfszenen können über knapp zwei Stunden unglaublich einschläfernd sein und das Samurai/Highlander-Crossover vom Schlußkampf strahlt auch nicht gerade vor Innovation. Über das viel zu helle Blut und enttäuschend schlechte Zombiemasken bisweilen will ich mal gar nichts sagen.

Sicher gibt es viele dumme Filme, doch "Versus" wirkt ungewohnt leer und seine rohe Machart rückt den Film mehr in den Sektor einer aufgeblasenen Amateurproduktion, als es gut für ihn ist.
Vielleicht veredelt ja jemand diese Unfertigkeit mittels Fortsetzung oder Remake, diesen Streifen hier hätte man auf 45 Minuten verdichten sollen, das erzählerische Loch wäre dann auch nicht so aufgefallen.
Leider nur Durchschnitt. (5/10)

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