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Noch bevor die Wachowski-Brüder durch "Matrix" zu Ikonen des SF-Kinos wurden, lieferten sie anno 1996 mit "Bound" einen absolut sehenswerten Thriller ab, der auf minimale Locations und Effekte beschränkt, vor allem durch seine schicke Inszenierung und seine starken Darstellerleistungen zu gefallen weiss.
"Bound" besitzt das, was so manch anderem Hollywoodstreifen fehlt: Ein eigener Stil. Dieser äußert sich vorrangig im schlicht-markanten und im konkreten Falle recht farblosen wie düsteren Bilderstil der Gebrüder Wachowski aber auch im schillernd-pikanten Lesben-Duo Gina Gershon/Jennifer Tilly.
Das sehen die prüden Amerikaner sicher garnicht gerne! Aber eben diese prickelnde Beziehung, in der auch eine ordentliche Portion Haut gezeigt wird, gibt "Bound" eine eigene, individuelle Note. Dennoch ist man hier weit vom gerne proklamierten "Skandal" entfernt. Europäische Filmemacher hätten da womöglich noch ganz anderes gezeigt aber nichtsdestotrotz ist insbesondere Jennifer Tilly einmal mehr eine wahre Augenweise. Diese Dame hat nicht nur optische Reize sondern auch Stil, keine Frage!

Der Rest des mitunter schön blutigen Kammerspiels um gute 2 Millionen US-Dollar bietet dann altbekanntes Hauen und Stechen zwischen den jeweils begehrenden Parteien, zumeist durch die Hand eines extrem impulsiven und wenig zimperlichen Joe Pantoliano (gefiel mir sehr gut). Zu sehen bekommt der Zuschauer hierbei einige nette, gerade im Finale sehr stilvoll choreographierte Einschüsse sowie eine Portion klassische Mafia-Folter.

Um es kurz zu machen: Die äußeren Schauwerte sowohl rein technischer als auch erotischer wie gewaltätiger Natur sorgen im Falle von "Bound" für die entscheidenden Pluspunkte. Die Story selbst entpuppt sich bei näherer Betrachtung als etwas schwach auf der Brust und nicht so verzwickt und kreativ, wie sie möglicherweise hätte sein können. Mit einem Sack voll Geld abzuhaun und dabei beinahe auf der Nase zu landen - nein neu ist das nun wirklich nicht.
Die ein oder andere Wendung und Überraschung mehr wäre da rückblickend sicher machbar gewesen. Die praktizierte Auflockerung der Erzählweise durch den ein oder anderen Zeitsprung schlägt aber in jedem Fall positiv zu Buche und wirkt insbesondere im Einklang mit der stilvollen Kameraarbeit des populären Regieduos höchst stilvoll. So bleibt unterm Strich ein interessanter, erstklassig gespielter und inszenierter Thriller der härteren Gangart. Sollte man als Filminteressierter mal gesehen haben...

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