Review

Man könnte jetzt so viele Witze über den Titel „Shadow Man“ reißen. Denn Seagal wirft hier wirklich einen gewaltigen Schatten, weil er an Umfang augenscheinlich noch mal ein Stück zugelegt hat und auch ständig im Schatten zu sitzen scheint. Ein Grossteil seiner Szenen wurde nämlich abgedunkelt, um seine körperlichen Unzulänglichkeiten ein wenig zu kaschieren. Business as usual also.
Nach dem zumindest unterhaltsamen und actionreichen „Mercenary for Justice“ rutscht Steven Seagal nun wieder (mit Pferdeschwanz) ins wenig sehenswerte Mittelmaß zurück und spult in einem einschläfernden, belanglosen Actionthriller die übliche Rolle des Ex - C.I.A. – Agenten herunter, der in diesem Fall Jack Foster heißt.

Actionszenen gibt es leider nur wenige und selten sind sie gut inszeniert. Seagals Doubles sind nun wieder sehr aktiv, aber außer einzelner Moves gibt es hier in Sachen Martial Arts nicht viel zu vermelden. Der dicke Aikido-Zauberer zeigt im Finale zwar noch mal einen fiesen Augenzerquetscher, attraktiv choreographierte Kampfkunst sieht dennoch völlig anders aus.
Abseits dieser Kämpfe erwarten den Zuschauer lediglich ein paar schwach choreographierte, blutige Schießereien des immer selben Ablaufs (Alle schießen immer daneben, nur Seagal trifft gleich mit dem ersten Schuss – meist mitten in die Stirn) und eine Verfolgungsjagd, die den Namen nicht einmal verdient, weil sie offensichtlich bei 30 km/h gefilmt wurde und der deutsche Regisseur Michael Keusch, dem wir so tolle Filme wie „Crazy Race“ oder „Autobahnraser“ zu verdanken haben, das mit Fastmotion, einer nervig wackeligen Kameraführung und miesen Green-Screen-Tricks zu vertuschen versucht - mit wenig Erfolg. Das Ergebnis sieht lahm bis peinlich aus. Ein paar Extrapunkte für Innovation gibt es für eine MacGyver-Einlage Seagals. Wie er sich seine Schusswaffen zusammenbastelt, soll er mir trotzdem mal erklären.

Seagal selbst macht sich ein ums andere Mal während dessen auch noch zusätzlich lächerlich. Wie es um seine schauspielerischen Qualitäten bestellt ist, weiß jeder. Nun versucht er sich hier seit langem Mal wieder als alleinerziehender Vater, der seine entführte Tochter in Bukarest sucht, und das geht total nach hinten los, weil man dem dicken Ungetüm diese Rolle überhaupt nicht abnimmt. Wie er mit dem Mädchen interagiert, ist eine einzige Lachnummer.
Die peinlichste Szene darf er allerdings absolvieren, als sich eine attraktive Frau an seiner Seite entblättert und ihn auffordert zu Bett zu kommen. Wie der Pfundskerl sich mit Antisexappeal schwerfällig von seinem Schreibtisch erhebt, seine Plauze vor sich herschiebt und zu Bett stapft, spottet jeder Beschreibung und wird breites Gelächter ernten.

Das schwache Drehbuch, von Seagal und Joe Halpin verfasst, schließt sich der allgegenwärtig enttäuschenden Leistung an und beinhaltet eine total einfallslose Geschichte um einen Killervirus (von allen nur The Item genannt), den Jack Foster, ohne es zu wissen, mit sich trägt, als er nach Bukarest reist. Dort wird gleich nach der Ankunft am Flughafen seine Tochter entführt und einen Anschlag auf sein Fahrzeug verübt (die einzig wirklich gute Szene des Films). Alsbald sind hinter ihm die C.I.A., die russische Mafia (Werner Daehn wiederholt seine Rolle aus „xXx“)und korrupte Bullen her, weil sie den Virus wollen, während der gestresste Vater sich auf der Suche nach seinem Nachwuchs halt durch die Reihen schießt und prügelt. Von Spannung entdeckt man keine Spur und sonderlich interessant ist die Schose natürlich auch nicht. Ganz im Gegenteil, denn ich habe mich lange nicht mehr so bei Seagal gelangweilt. Wie kann man einen Simpelplot nur so aufbauschen: Seagal sucht seine Tochter und alle suchen Seagal. Ha, was für ein ausgefuchstes Szenario, das in Bukarest vonstatten geht.

Wer Wesley Snipes’ „The Detonator“ kennt, wird dabei übrigens ein paar Locations wiederentdecken, denn „Shadow Man“ wurde zumindest teilweise an den selben Schauplätzen heruntergekurbelt, was ihm nicht unbedingt zum Nachteil gereicht, aber ich hoffe, dass Produzent Andrew Stevens sich für seine nächsten Produktionen wieder ein paar neue Schauplätze aussucht.

Unterbrochen von kleinen Scharmützeln zieht sich Geschichte zunehmend, hat aber immerhin kein Stock Footage (Jedenfalls nichts, was mir auffiel) verbraten. Das einfallslose Abklappern diverser Örtlichkeiten, an denen Steven Seagal eben irgendjemanden das Lebenslicht auspustet, ist auf die Dauer sehr eintönig, zumal die diversen Parteien den üblichen Klischees entsprechen und in den gängigen Nachtclubs, Büros, Kneipen etc. abhängen.
Einfach sinnlose Momente, wie das Intro indem Seagal beziehungsweise sein Double in einem Dojo die Philosophie der Kampfkunst lehrt, aber dann alle Schüler zusammenprügelt (???), ernten lediglich Kopfschütteln. Wer denkt sich so etwas bitte aus? Ach ja, er selbst...

Während der Plot vor sich hinkleckert und Barry Taylor, der kürzlich noch bei „The Detonator“ einen wesentlich besseren Job gemacht hat, seinen Score vor sich hindudeln lässt, bleibt dem Zuschauer nichts anderes übrig als diesen mal wieder eigentlich einfachen, aber viel zu überkompliziert erzählten Plot zu folgen oder zur Fernbedienung zu greifen. Ich könnte es niemandem verübeln.

Denn „Shadow Man“ hat eigentlich keine einzige erinnernswerte Szene, wenn man mal von dem lächerlichen CGI-Absturz eines Helikopters absieht. Allein diese dilettantisch geschnittene Szene, mit einem Seagal, der im Wald steht und einfach halbhoch in die Luft feuert, während der Helikopter wild an zu kreisen fängt, zeigt exemplarisch viel von Keuschs Unfähigkeiten.


Fazit:
Viel mehr zu „Shadow Man“ zu sagen, lohnt sich auch nicht. Steven Seagal ist wieder dort angelangt, wo er mit „Today You Die“ oder „Black Dawn“ schon war – im schwachen Mittelmaß. Scheinbar dreht er nur noch einen besseren DTV-Film pro Jahr und verdient sich den Rest mit lustlosen Auftritten in ziemlich langweiligen B-Actionthrillern. Der einfallslose Plot grenzt selbst für ein B-Movie an einer Frechheit und die wenig überzeugende Regie von Michael Keusch, dem ich keine inszenatorischen Qualitäten bescheinigen kann, erledigt den Rest. Lahmarschig, arm an Action, voller Klischees. mit einem Drehbuch versehen, dass das Wort Idee nicht kennt, und mit unspektakulärem Finale. Zum Abgewöhnen...

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