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Ko Da - fu [ Charlie Chin ] führt eine Gruppe von Killern an, die zwar jeden Auftrag annehmen; allerdings nur, wenn es sich nicht um Ortsansässige handelt. Deswegen lehnt er das nächste Angebot auch kategorisch ab, zumal es sich um die Oberhäupter seiner früheren Organisation handeln. Noch in derselben Nacht werden seine Männer und er überfallen; nur er kann sich mit Müh und Not retten. Er bereitet sich für die Revance vor, während Polizist Chung [ ein deutlich verschnupfter Yueh Hua ] den Fall auf den Tisch bekommt und dem nachgeht...

Terry Tongs dritter Spielfilm erzählt von Ursache und Wirkung; die Handlung ist strikt in Aktion und Reaktion aufgebaut, wobei hier ein Attentat ein nächstes nach sich zieht und man dementsprechend auch sofort damit anfängt. Die Folgen ergeben sich immer direkt daraus, was man tut oder was man ablehnt zu machen und schliessen sich auch immer gleich im Anschluss daran an; Tongs Regie beherzigt dieses Motto, startet sofort und macht dann auch kaum Pausen dazwischen. Fast wirkt man, als hätten sich die Macher die gegenseitige Zeitabnahme der Killerorganisation beim Zusammenbau der Waffen als Vorbild genommen und ebenfalls immer mit einen Blick auf die Uhr darauf geachtet, was wie lange dauert und wie schnell man sein muss, um mithalten zu können.

Ko hat sich gehen lassen, pausiert, braucht nunmehr viel länger als seine vier Mitarbeiter und praktiziert dieses Ritual deswegen auch lieber daheim; wo es keinen auffällt, dass er andere die Dreckarbeit hat erledigen lassen und deswegen aus der Übung ist. Sein Kollege Siu [ Tong Chun Chung ] macht ihn trotzdem darauf aufmerksam; er verfolgt ihn heimlich und fotographiert ihn dabei, nur um am Ende des Tages dessen mangelnde Vorsicht vor die Augen zu halten. Soviel Vorwarnung gestattet ihm das Skript nicht zu, sondern lässt unerwartet einen Trupp Killer auf ihn los; gerade dann, als er mal nicht mit dem Zusammenbau der Waffe fertig wird und deswegen mit blossen Händen erwehren muss.
Seine aktuelle Berührung mit dem tödlichen Geschäft geht auch nur glimpflich für ihn aus, weil die Angreifer mit Rollschuhen an den Füssen bestückt sind; ihn deswegen zwar locker durch den Century Tower verfolgen können, aber die Standfestigkeit ja natürlich geringer ist. Einer nach dem anderen muss deswegen daran glauben, aber nicht ohne ihre artistischen Kunststückchen zu absolvieren und Ko trotzdem empfindlich zu verletzen.

Der Moment dieser etwas grotesken Attacke ist auch der einzige, der dem Film kurzzeitig etwas Absurdes verleiht; aber auf die Idee mit dem für derartigen Aufgaben ungewöhnlichen Schuhwerk muss man überhaupt erstmal kommen. Und es passt trotzdem, weil man sich in einer Epoche befindet, die im Nachhinein sowieso wie eine fremde Welt aussieht; als etwas Anderes und gleichzeitig Vergangenes. Nur zu dem Zeitpunkt konnte man eben aufs Detail passend den Soundtrack mit Tangerine Dream unterspielen, heutzutage wäre es ebenso fehl am Platz wie der Rollschuh – Angriff. Deswegen merkt man die Entstehungszeit auch nicht nachteilig an und der Film wirkt nicht veraltet, sondern als das, was er ist: Ein Vorläufer der Bloodshed – Ära ab 1986, der nicht nur sämtliche Grundzüge bereits beherrscht, sondern sich auch rückwirkend in einer bemerkenswerten Frische umzusetzen weiss. Ohne dass man überhaupt auf den Gedanken kommt, die Produktion sei mittlerweile unmodern oder gar antiquiert; dazu wird auch viel zu viel Druck durch die Inszenierung gemacht.

So ist die erste halbe Stunde kaum etwas anderes als eine Aneinanderreihung von Actionszenen. Nur kurz wurden die Figuren, ihre Funktion und ihr Umfeld in einer geselligen Männerrunde anskizziert; um danach ebenso wie bei Ko eingehend aufzuzeigen, wie sie sich den simultanen Anschlägen erwehren, sich einzeln der gewappneten Übermacht stellen müssen. Die Kreativität der Regie dabei vertraut nicht mehr alleinig auf obskuren Merkmalen, sondern auf einer schnellen, aber glaubhaften Durchführung der Actionszenen; die aufgrund der Choreographie von Tony Leung Siu Hung auch mehr als 20 Jahre später noch ihre Wirkung beziehen. Getreu dem Motto der Steigerung startet man mit kleinen, nur die simple Ausführung selber aufzeigenden Attentaten und wird dann sowohl in punkto Vorbereitung und Planung als auch der Abwicklung der Aufträge grösser; wobei hier dann auch jeweils die Schwierigkeiten von der Gegenseite aus zunehmen.
Im Showdown liefert sich gar Einer gegen Alle eine Hetzjagd durch einen nächtlichen Rohbau; wobei die Gegenseite nicht nur personell mit schwereren Geschützen aufwarten, sondern auch durch Autos und Motorräder abgesichtert sind, Ko nur seine eigene Körperkraft und sein Geschick zur Verfügung hat.
Auch in Bezug auf die Härten wird man extremer; macht dort ebenfalls keine Abstriche, blendet nicht aus, glorifiziert die Taten nicht und romantisiert schon gar nicht das Umfeld. Zwischen den Gewaltausbrüchen passiert ausser einer kurzen, ebenfalls nihilistischen Andeutung einer Romanze nichts, wodurch die Thematik eines konsequent düsteren Killerfilmes mit allen Mitteln und ohne Umschweife durchgedrückt wird.

Die Polizei selber steht deswegen auch an zweiter und damit letzter Stelle; bekommt zwar den Part der synchronen Ermittlung zugestanden, aber läuft dennoch immer hinterher und hat mehr die aufbereitende Funktion als die eingreifende inne. Auf den Film bezogen kommt dadurch mehr Abwechslung herein, bringt dem Drehbuch zwar selber nicht allzuviel, aber füllt es in gekonnter Manier aus und verhindert Leerlauf ebenso wie eine etwaige Einseitigkeit. Viel zu tun ausser Zeugen in den Selbstmord zu treiben oder mit kochend heisser Reissuppe zu übergiessen haben sie zwar nicht, aber einige der offene Fragen werden dann doch durch sie geklärt. Das Drehbuch sträubt sich nämlich, alles aufbereitet darzulegen und verlässt sich darauf, dass man reininterpretiert. Manche Handlungen lassen nämlich keine Motivationen erkennen; dadurch dass man sich nicht immer auf Logik verlassen kann, kann man aber auch nicht voraussehen, was als nächstes passiert. Woher die eigentliche Gefahr kommt.

Ausserdem steht allein die Tatsache, dass Shaw Star Yueh Hua als Ermittler und Danny Lee als Vorgesetzter zu sichten sind, schon für eine gute Verbindung zu sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft des HK Filmes.
Dieses Wechselspiel sorgt ebenso wie die parallelen Erzählstränge im Film für einiges an Überraschungen, die zusätzlich zu den Ungewissheiten auch dann noch die Spannung oben halten, wenn man vor dem Finale etwas ruhiger wird. Zudem wird mit einer notgedrungenen kurzfristigen Zusammenarbeit von Cop und Killer gegen gemeinsame Gegner bereits die nachfolgenden Genretraditionen angerissen; auch in den anknüpfenden Produktionen kommt es immer wieder zu einer Kollaboration beider Seiten des Gesetzes, John Woos The Killer da nur als augenfälligstes Beispiel. Dieser dürfte sich auch bei der Tatsache bedient haben, dass der Killer hier vorher seine Waffen an bestimmten Fixpunkten versteckt, um dann immer mal wieder darauf zurückgreifen zu können; Chow Yun Fat macht in A Better Tomorrow mit den Pistolen in den Blumentöpfen nichts anderes. Dessen Moral, Aussehen und Innenleben wirkt auch öfters wie eine etwas mehr sittsame Weiterführung von Charlie Chins Killer.

Sicherlich hat man die Perfektion von Woos Arbeiten hier noch nicht erreicht, vor allem der Feinschliff fehlt und die emotionale Eingebundenheit; aber man stellt Jahre vorher bereits vorzügliches Ausgangsmaterial bereit, dass manche gerade wegen der Grobheit und der Düsternis den Edelwerken vorziehen dürften.

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