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Zwischen der Mockumentary „This is Sp?n?al Tap” und der Stephen-King-Verfilmung “Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“ drehte US-Regisseur Rob Reiner 1985 mit „Der Volltreffer“ eine überraschend leichtfüßige romantische Teenie-Komödie in Form eines Road-Movies.

Gib (John Cusack, „High Fidelity“) studiert an der Ostküste und hat wenig Glück bei den Mädchen. Sein Kumpel Lance (Anthony Edwards) hingegen ist an der Westküste im sonnigen Kalifornien untergekommen und feiert eine Party nach anderen. Er lädt Gib ein, in den Ferien zu ihm zu kommen, wo eine sexy blonde Strandnixe auf ihn warten würde. Gib nimmt die Einladung dankend an und organisiert sich eine Mitfahrgelegenheit – ausgerechnet dieselbe, mit der sich auch die zurückhaltende Streberin Allison (Daphne Zuniga, „Blutweihe“), die Gib kurz zuvor erfolglos angegraben hatte, auf den Weg zu ihrem Freund in Kalifornien macht…

In „Der Volltreffer“ treffen ein chaotischer, noch leicht pubertärer Student und ein etwas unscheinbares, langweilig und spießig anmutendes, ihr Studium sehr ernst nehmendes Fräulein Rührmichnichtan aufeinander, lernen sich während der mit vielen Komplikationen gespickten Reise jedoch richtig kennen, entdecken gegenseitig ihre Liebenswürdigkeit und verlieben sich schließlich ineinander. Dabei ist Reiners Film bei Weitem nicht so zotig und schlüpfrig wie andere Teenager-Komödien, insbesondere neueren Datums. Seine Frechheiten bezieht er in erster Linie aus augenzwinkerndem Spiel mit sexueller Unerfahrenheit und einigen infantilen Prolligkeiten wie an Autoscheiben gepresste Nacktärsche und Biergenuss durch Dosenstechen. Manch Klischee wird dabei gekonnt umschifft (beispielsweise ist Allison keine Brillenschlange, die sich plötzlich in eine Sexbombe verwandelt, wenn sie ihr Haar öffnet), in anderen hingegen wird sich gesuhlt, wie man es auch solchen Filmen kennt.

Der Witz ergibt sich aus überzeichneten Charakteren (weniger gelungen), Situationskomik (besser gelungen) und lustigen Dialogen (gut gelungen), artet aber nie in Schenkelklopferhumor aus. Er peppt die Handlung mit ihrem vorhersehbaren Happy End, innerhalb derer sich Gib und Allison in vielerlei Hinsicht einander annähern, auf und versucht, über das weitestgehende Fehlen der beiden Pole Tiefgang und Exploitation hinwegzutrösten. Dabei helfen Cusack und Zuniga, die sehr überzeugend in ihre Rollen schlüpfen und dem Film Charisma verleihen. Ansonsten plätschert er aber über weite Strecken sehr harmlos und seicht vor sich hin, bleibt oberflächlich und irgendwie austauschbar. Das ist zwar alles recht nett, gerade von einem Rob Reiner hätte ich aber etwas mehr erwartet und blieb deshalb nach meiner kürzlich erfolgten Erstsichtung etwas ratlos zurück. Für 80er-Nostalgiker, die den Film in ihrer Jugend kurz nach Erscheinen gesehen haben, mag sich das grundlegend anders darstellen, ich habe persönlich habe jedoch sogar geballtes Zeitkolorit wenn nicht schmerzlich vermisst, so doch in für meinen Geschmack zu geringer Dosis vorgefunden. Intelligenter und feinfühliger als manch anderer Teenie-Schmu, aber bestimmt kein „Volltreffer“.

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