Ein Volltreffer ist dieser Teenager/College-Film zwar nicht, eben nur einer unter vielen, die in den 80ern vom Reißbrett inszeniert wurden. Ein mehr als gefeierter Regisseur, zwei gut harmonierende Hauptdarsteller und ein überraschend sensibles Skript heben ihn aber deutlich über den Durchschnitt.
Was Rob Reiner ausgerechnet in die Teenagerkomödienabgründe geführt hat, keine Ahnung, aber vielleicht sah das Skript einfach zu ansprechend aus, um es zu ignorieren.
Halb Collegesex, halb Road Movie widmet sich der Film Gib und Alison, er nach einem Semester im Neuengland-College sexuell unterfordert und für einen braungebrannten "Volltreffer" nach Kalifornien unterwegs, sie als vollkommen intellektualisierte Studentin auf dem Weg zu ihrem (natürlich) langweiligen Freund.
Der Film bereitet den Road Trip gut vor, indem er beide schon einmal aufeinander losläßt (für eine Nachhilfe, die im Desaster endet), um sie dann beide mitten in Amerika zurückzulassen.
Überraschenderweise weiß der Film Grossouthumor und die bekannten Schemata zu umschiffen (interessanterweise hat Gibs extrem dicker Mitbewohner ständig Sex, Gib selbst nie...), was trotzdem überaus amüsant ausfällt, wenn jeder der beiden in kleinen Episoden den anderen kennenlernt. Die Story liest sich dabei nicht außergewöhnlich: man streitet sich, bis die Mitfahrer (u.a. Tim Robbins) sie auf die Straße setzen; man trennt sich, man versteht sich, man streitet sich; das Geld geht verloren und sexuelle Belästigung gibt's auch, wobei einer dem anderen zu Hilfe kommt.
Natürlich ist das Ineinanderverlieben damit vorprogrammiert und so kommt es dann auch unausweichlich. Aber Reiner, der später auch bei "Stand by Me" ein sensibles Händchen bewies, setzt das fast zärtlich in Szene, ohne grobe beifallsheischende Ecken und Kanten.
Trotzdem sind manche Szenen in diesem Film seltsam unvergeßlich geworden: Gib, der Kuchen essend vor der Tür sitzt, hinter der sein Mitbewohner Sex hat; Gibs Mitleidsrede an die im Schwimmbad Bahnen ziehende Alison; die berühmte "Du bist verklemmt!"-Nummer, in deren Verlauf Alison ihre nackten Brüste aus dem fahrenden Auto schwenkt (worauf es bei Aufnahme der Strafanzeige bei den Verfehlungen zu der göttlichen Angabe "Fahren mit unzureichend befestigter Ladung" kommt); die berühmte Schrotflintenszenen mit Bierdosen (Loch reinbohren, abziehen, mit Unterdruck schlucken).
Dankbar ist man da auch für hochtalentierte Darsteller. John Cusack zieht dermaßen knuddelig als Loser vom Leder (besonders als er einen komplett Wahnsinnigen gibt, um den Belästiger zu verschrecken), während Daphne Zuniga gar nicht vorgibt, ein häßliches Entchen zu sein, daß sich als Schwan entpuppt, da sie einfach in der Lernerei den Spaß vergessen hat.
Wer also nicht einen geschmacklosen Höhepunkt nach dem anderen verlangt, sondern auch einen ruhigen Teenagerfilm mal genießen will, für den ist "The Sure Thing" eine sichere Sache. (7/10)