Review

Grundsätzlich treibt den ambitionierten Kritiker ja die Intention an, den Leser dieser Zeilen dazu zu beeinflussen, sich den Film selbst anzusehen. Das ist gar nicht so leicht bei einer Teenagerkomödie aus den vorsintflutlichen 80er Jahren, die selten zum Sortiment der Videothek um die Ecke gehört.

Der moderne „American Pie“ – Seher ist ja schon viel gewohnt , da wirkt der hier namensgebende „Volltreffer“ oder schöner die „sichere Sache“ geradezu altmodisch.

Gemeint ist dabei die verlockende Vorstellung für Gibson (John Cusack), an einem Ort im warmen Kalifornien auf eine schöne Frau zu treffen, die ohne weitere Fragen zu stellen mit ihm ins Bett steigt. Klar gemacht hat diese Gelegenheit sein Highschool-Freund Lance, der unter kalifornischer Sonne so tut als wenn er studiert.

Nur befindet Gibson sich ein paar tausend Meilen entfernt im amerikanischen Winter, aber als die Semesterferien beginnen ,sucht er sich eine Mitfahrgelegenheit und ergreift seine Chance...

Schon wenn in regelmäßigen Abständen in Gibsons Fantasie der „Volltreffer“ erscheint, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Die hier apostrophierte Traumfrau(Nicolette Sheridan)ist abgesehen von der 80er Wallemähne von natürlicher (amerikanischer) Schönheit.
Kein aufgeblähter Busen oder besonders aufreizende Kleidung ist zu sehen, schon gar nicht irgendwelche „nackten Tatsachen“. Alles ist in jungfräulichem Weiß gehalten und Gibson`s Fantasien haben so gar nichts von den heutigen schwanzorientierten Leistungssportlerorgien. Im Gegenteil, man sieht ihn meistens leicht erschöpft mit einem Drink in der Hand in winterlicher Kleidung auf der Luftmatratze treiben.

Betrachtet man die Entwicklung der letzten 20 Jahre in diesem Genre, dann ist Freund Lance sozusagen der Vorbote der heutigen Spaßgesellschaft.
Er verbreitet ständig gute Laune, verkuppelt alles und jeden und sorgt immer für ausreichende alkoholische Unterstützung. Nur macht der Film keine Sekunde ein Geheimnis daraus, daß er irgendwie nervt.

Während heutzutage jeder Teeniefilm sich dem Spaßdiktat unterwirft ,wirken diese Vergnügungen hier anstrengend. Irgendwie kann sich Gibson der „Verlockung“ nicht entziehen, wenn er bei seinem Freund noch als cool gelten will, aber man merkt ihm an, daß er eigentlich auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung ist, aber sich nicht recht entscheiden kann.

An der Uni hat er sich deshalb auch um die attraktive Alison bemüht, die aber einen Freund hat und dazu noch hauptsächlich an ihrem Studium interessiert ist.

Reiner vermeidet hier jeglichen Trash oder Typisierungen. Alison (Daphne Zuniga) ist hier nicht das häßliche Entchen, daß zum schönen Schwan wird. Nein, sie sieht gut aus und ist auch nicht prüde, sondern einfach ernsthaft an ihrer Karriere interessiert – dabei hat sie den Spaß eben hinten an gestellt.

Aber das Herzstück des Films ist John Cusack in einer seiner ersten Rollen. Ihm nimmt man jederzeit die Intelligenz ab, an einer Uni zu studieren, so witzig und einfallsreich sind seine Sprüche und Geschichten.
Im Gegensatz zu Alison hat er noch nicht die Ernsthaftigkeit des Erwachsenwerdens verinnerlicht und will möglichst viel Spaß haben.

Der Storyrahmen als solcher ist nicht originell und der Film, der die Reise nach Kalifornien in seinen Mittelpunkt stellt ist im Prinzip ein Road-Movie.

Entscheidend ist, daß dadurch Alison und Gibson ausführlich Zeit bekommen, sich aneinander zu reiben. Diese Auseinandersetzung ist nichts anderes als der typische Konflikt bei jungen Erwachsenen. Man ist sich noch in seiner Rolle unsicher und neigt dazu in die eine oder andere Richtung extrem zu pendeln.

Reiner gelingt es beider Charakter so zu schildern, daß er Keinen von Beiden der Lächerlichkeit preis gibt – der Film macht klar, daß alles seine Rechtfertigung hat und das macht ihn auch so befriedigend.

Dabei sind die Szenen hier voller Witz und Abwechslung, aber entscheidend ist, daß sämtliche Veränderungen, Gefühlsregungen und daraus entstehende Konsequenzen von geradezu frappierender Echtheit sind, so daß man diesen Film immer wieder ansehen kann.

Gerade aus heutiger Sicht handelt es sich bei diesem Road-Liebes-Komödien-Teenager-Movie um ein echtes Juwel – die hier geschilderten Geschehnisse sind jenseits von aktueller Optik dauerhaft gültig und berühren mich immer wieder.

Als Brüllfilm für lustige Partyabende nicht geeignet.

Als Genrefilm eine glatte 10, insgesamt immer noch (9/10)

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