„Blumen des Schreckens“ ist ein B-Movie in Reinkultur. Herrlich trashig, mäßig gespielt und irgendwie doch mit einer Geschichte gesegnet, die das Publikum fesseln kann. Wie der Name schon sagt, geht es um sehr böse Blumen, die nicht durch Baudelaire, sondern unter kosmischem Einfluss entstanden sind. Die Welt war einem nur an ihr vorbei fliegenden Meteoritenschauer (also keine Zerstörungen, die wären auch im Budget nicht drin gewesen) ausgesetzt und voila, es wachsen überall große Pflanzen, die laufen, hören und kommunizieren können. Sie sind auch aggressiv, giftig und nicht tot zu kriegen. Also hat die Welt ein Problem. Aber wie in jedem anderen guten Genrebeitrag gibt es irgendwo einen Wissenschaftler, der die Welt rettet und den Astro-Kohlrabi vernichtet. In diesem Film übernimmt diesen Part ein Meeresbiologenpärchen, das uns unaufgefordert den Film über mit ihren zwischenmenschlichen Problemen behelligt, aber am Ende herausfindet, dass sich die Pflanzen in Salzwasser auflösen. Bei solch zimperlichen Aliens hätte man auch auf den ersten Frost warten können…
Diese Geschichte wäre sicher nicht geeignet, den Zuschauer länger als 30 Minuten zu fesseln. Aber der Film hält noch eine weitere Herausforderung für die Menschheit bereit, die von dem Titel nicht preisgegeben wird: fast alle Menschen sind durch die Strahlung des Meteoritenschwarms blind geworden. Nur nicht diejenigen, die im Dunkeln gesessen oder geschlafen haben. Ob jetzt Herr S. King immer noch so tut, als wären die Idee von „Langolieres“ auf seinem Mist gewachsen? Aber King ist in bester Gesellschaft. So gibt es den hoch angesehenen Autor Jose Saramago, der ein dramatisches Werk über die Erblindung der Gesellschaft geschrieben hat, die dann in ihrer Hilflosigkeit und der Anarchie untergeht. Beim Lesen von „Die Stadt der Blinden“ war ich sehr beeindruckt. Nach dem Sehen dieses unscheinbaren Filmchens habe ich den Eindruck, dass Saramago auch nur geklaut hat.
Aber kommen wir zurück zu der Blindengeschichte. Kaum sind fast alle blind, klappt natürlich gar nichts mehr. In ihrer Hilflosigkeit wirkt die Masse der Erblindeten wie eine Bedrohung, die vor allem darauf basiert, dass jeder in seiner optischen Isolierung auf sich allein gestellt ist und egoistisch reagieren muss. Glücklich ist der, der auf das Potential eines noch sehenden zugreifen kann. Im Falle von „Blumen des Schreckens“ sind die sehenden Protagonisten ein sehr tüchtiger Seemann und ein kleines Mädchen, die sich von England über Frankreich nach Spanien durchschlagen. Sie treffen in Frankreich auf eine glückliche Oase, in der einige Sehende Blinden helfen und in einer Heimgemeinschaft leben. Diese wird von einer Bande Sträflinge (die wohl Dunkelhaft hatten) zerstört und in ihrer Zerstörung ein Fressen für die Pflanzen. Der Seemann und das Mädchen entkommen und nehmen die Heimleiterin als potentielle Ehefrau für Popeye mit. In Spanien treffen unsere Hauptdarsteller noch ein weiteres Ehepaar. Dort ist die Ehefrau schon seit Jahren blind und nun unter veränderten Rahmenbedingungen deutlich „nützlicher“ als ihr frisch erblindeter Mann. Der Seemann stellt fest, dass er die bösen Pflanzen mit Geräuschen weglocken kann und gibt mit einem Zirkuswagen, der Musik spielt, den Blumenfänger von Spanien. Alle entkommen und werden von U-Booten evakuiert. In Sicherheit gebracht und mit dem Wissen über die verheerende Wirkung von Meerwasser ausgestattet geht es nun den Pflanzen an den Kragen.
Wenn man sich die Hauptstory mit den Pflanzen, die lausigen Tricks und die Schauspieler ansieht, die bestenfalls Mittelmaß sind, ist es schon überraschend, dass dieser Film vor allem durch seine stimmige Atmosphäre und die guten Ideen um die Erblindung der Menschheit wirklich mehr als ein B-Movie ist. Ich finde, dass sich „Blumen des Schreckens“ nicht hinter den anerkannten Genrebeiträgen von Jack Arnold verstecken muss. Da merkt man, was ein bisschen Hirnschmalz im Drehbuch und eine recht ordentliche Regie, hier von Steve Sekely und Freddie Francis, ausmacht. Wer sich für klassische SF-Horror-Filme erwärmen kann, eine gute Portion Trash verträgt aber trotzdem nicht bereit ist, sein Hirn völlig abzuschalten, findet in „Blumen des Schreckens“ eine kleine Perle cineastischer Unterhaltung. Es bleibt zu hoffen, dass durch die DVD-Wiederauflagen noch mehr Filme dieser Art entdeckt werden können (vielleicht auch mal in einer besseren Qualität, aber das nur am Rande). Von mir kriegt dieser nette, tiefgründige Film, auch aus der Tatsache heraus, schamlos beklaut worden zu sein, tatsächlich 8 von 10 Punkten. Und die entsprechenden Bücher von King und Saramago den wohlverdienten Platz im Altpapiercontainer.