Ganze sechs Jahre nach Paul Verhoevens immerhin schon nicht überragenden, aber tricktechnisch natürlich beeindruckendem „Hollow Man“ legt Sony ein gänzlich überflüssiges Sequel nach, das ganz im Sinne des aktuellen Trends, jeder mehr oder weniger ergiebigen Lizenz eine mittelprächtige DTV-Fortsetzung zu spendieren, produziert wurde. Konzipiert auf nicht einmal 90 Minuten müssen sich zurecht relativ unbekannte Darsteller durch eine professionell angestrichene Inszenierung und einen klischeehaften wie einfallslosen Plot quälen.
Diese Masche funktioniert nun schon ein paar Jahre. Man dreht auf Nummer Sicher und nie wird versucht wirklich dem Thema neue Seiten abzugewinnen. Gekauft wird es ja trotzdem und solange die Zielgruppe dumm genug ist, sich jeden fortgesetzten Schrott zuzulegen, werden die Majors diese Strategie für das Heimkino treu bleiben.
Ich selbst bin als erklärter Gegner dieser Abzocke eigentlich nur wegen des recht ansprechenden Trailers auf den Film aufmerksam geworden. Nun sollte dieser aber meine Vermutung schon bestätigen, dass die im Trailer kurz gezeigte Transformation tatsächlich aus Verhoevens Original übernommen wurde und man einfach nur den Hintergrund veränderte. Aber auch ansonsten gibt es abgesehen vom Endkampf nicht viel Invisible-CGI und wenn sieht sie so prall auch nicht aus. Sechs Jahre Fortschritt hinterlassen Spuren und ich glaube auch, dass Paul Verhoeven zu den Credits auch nur vertraglich gezwungen wurde.
Warum nun ausgerechnet Claudio Fäh, der vor drei Jahren noch das unrühmliche Effektdesaster „Coronado“ verzapfte, sein U.S. – Debüt feiern darf, bleibt unklar, aber so bieder und emotionslos hätte wohl jeder andere Auftragsregisseur „Hollow Man II“ auch heruntergerissen. Da fragt man sich schon, warum man speziell bei solchen Filmen nicht mal einen ambitionierten Nachwuchs-Regisseur ran und freie Hand lässt.
Die Story von Gary Scott Thompson, auch Autor des Erstlings, hält darüber hinaus so ziemlich alle Klischees parat, die man sich in seinen finstersten Zuschauerphantasien auch ausmalen kann. Das gescheiterte Projekt des Erstlings wurde (natürlich) wieder aufgenommen und das U.S. Militär (Wer sonst?) hat seine Finger mit im Spiel, um einen unangreifbaren Supersoldaten zu züchten. Hinzu gesellt sich noch eine politische Verschwörung, weil ein hochrangiger Regierungsbeamter die Versuchskaninchen für seine Karriere missbrauchen will und so weiter und so heiter. Drehbuch-Schreiberling Joel Soisson („The Prophecy 3: The Ascent”, „Mimic 2”, „Dracula II: Ascension”, „Hellraiser: Hellworld”), so etwas wie „die Fachkraft” (*hüstel*) auf dem DTV-Sequel-Gebiet komprimiert hier wirklich alles Klischees auf engem Raum, denn der Spaß geht nicht einmal 90 Minuten.
Trotz der kurzen Laufzeit will sich dabei leider keine kurzweilige Hatz einstellen, obwohl die Prämisse doch dafür wie gemacht scheint. Denn das Experiment mit dem Unsichtbarkeitsserum ging schief und der Soldat Michael Griffin (Christian Slater hat etwa 3 Minuten Screentime) mitsamt ein par Kanülen stiften. Alle Welt hält ihn für tot, er ist aber quicklebendig, braucht aber nun neues Serum um nicht zu sterben und klappert deswegen die an dem Projekt beteiligten Wissenschaftler ab. Wer nicht weiterhelfen kann stirbt und so geht auch gleich in der Eröffnungssequenz während eines Banketts der erste Professor auf dem Klo in seinem eigenen Blut baden – Kehlenschnitt per Handy (immerhin eine kreative Methode).
Das war es dann aber auch leider schon mit der Kreativität, denn der Rest ist altbacken. Die junge Wissenschaftlerin Dr. Maggie Dalton (Laura Regan, „My Little Eye“, „They“) steht als nächstes auf der Liste, was auch die listigen Hintermänner fix peilen und sie als Köder auslegen. Während Cop Frank Turner („Fastlane“ – Cop Peter Facinelli) und seine Partnerin noch das Haus von Maggie bewachen und überhaupt keinen Plan haben, womit sie es überhaupt zu tun bekommen werden, beziehen die Truppen heimlich Stellung. Als der Hollow Man endlich dann auftaucht und in Maggies Haus eindringt, bricht ein einziges Tohuwabohu aus, indem Frank und Maggie flüchten können und mehr tun sie eigentlich für den Rest des Films auch nicht.
Flucht vor Verfolgung steht damit auf dem Programm, doch so wirklich kniffelig wird es nur einmal, als das Duo von einem Schwerstkranken mit Informationen über die Hintergründe des Experiments versorgt wird.
Derweil killt sich Griffin durch die Reihen der Verantwortlichen, treibt wenig Schabernack und verfolgt die beiden halt, weil Maggie seine Rettung ist. Die CGI-Tricks werden dabei jedoch sparsam genutzt und bisweilen wird es sogar unfreiwillig komisch, wenn zum Beispiel Maggie offensichtlich an einem Seil gezogen durch die Korridore fegt. Ansonsten kippen die Menschen meist einfach nur um oder zu Boden und tun so, als ob sie gewürgt werden. Viel Budenzauber sollte man nicht erwarten und selbst das Zweikampf-Finale enttäuscht, zumal es etwas blödsinnig konstruiert wurde.
Die Leere des Skripts, hervorgerufen durch die vielen Standardklischees und den arg klischeehaften Plot „Militär experimentiert sich einen Supersoldaten zusammen, der abhaut und die zwielichtige Regierung steckt auch mit drin“, provoziert vor allem im Mittelteil sehr viel Leerlauf, der mit interessanten Erkenntnissen über die Laborversuche sicher abwechslungsreicher gestaltet hätte werden können, oder einfach mit Action aufgefüllt werden müssen. Die Erstürmung von Maggies Heim durch Special Forces mit Nachtsichtgeräten und Griffins folgende Verteidigungsmaßnahmen mit Blendgranaten waren dabei doch schon eine hübsche Idee, die leider nur kurz angerissen wird.
Zu viel Zeit wird mit Nebensächlichkeiten, wie den definitiv nicht witzigen Doktorspielchen der Nachbar-Teens oder Griffins Begegnung mit einer blinden Frau im Fahrstuhl, verplempert und auch Maggies Schwester bleibt gänzlich uninteressant im Plot verschollen. Ein geradliniger Ablauf hätte der Prämisse gut getan. Doch anstatt dessen flüchten die beiden erst ins Polizeirevier, nur um daraus wenige Minuten später schon wieder auszubüchsen. Alles wenig durchdacht und wackelig konstruiert, wenn man sich die Schose nur mal näher betrachtet, denn bald sind alle hinter den beiden her.
Nun sind die Darsteller natürlich auch keine unentdeckten Talente, sondern moderate Vertreter ihrer Zunft, die zwar ganz kompetent schauspielern, aber nie das Zeug haben so einen Film auch zu tragen, sondern in ihren simplen Stereotypen glanzlos versinken. Dienst nach Vorschrift nennt man das wohl. Für weitere Filme haben sie sich damit wahrlich nicht empfohlen und interpretieren tun sie ihre Rolle leider auch nicht. Ganz im Gegenteil, die beiden Hauptfiguren hinterlassen einen bemerkenswert austauschbaren Eindruck.
Auch die Sets, insbesondere das unscheinbare Labor, sehen doch deutlich improvisiert aus. Da merkt man dann doch wo gespart wurde, nämlich an der Ausstattung.
Wer sich davon also nicht abhalten lassen kann, diese dröge DTV-Produktion doch zu kaufen, der wird sich auf einen einfallslosen Film einlassen müssen, der die Prämisse ein wenig fleddert, aber keinerlei eigene Ideen besitzt. So für zwischendurch beim Rasen mähen oder Äpfel pflücken kann man den auch sicherlich mal im Wohnzimmer lassen, aber für einen Filmeabend ist er denkbar schlecht geeignet. Naja, es sei denn, man will nebenher ohnehin Tratschen...
Fazit:
Überflüssig zu erwähnen, dass am End ein Scheunentor für „Hollow Man III“ offen bleibt, oder? Spannende Unterhaltung sieht natürlich ganz anders als „Hollow Man II“ aus. Ziemlich berechnend durchkalkuliert, kann der von abgedroschenen Motiven überfüllte Plot keinerlei Innovationen aufweisen. Der professionelle Look ist eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit, da ein Major Studio dahinter steckt, die Darsteller geben sich genauso unscheinbar wie der Regisseur es mit seiner Inszenierung vormacht und die gnadenlose Klischeesalve hinsichtlich des einfallslosen Drehbuchs erledigt den Rest. Ich weiß schon, warum ich diese schrottigen Mode-Sequels normalerweise meide.