Review

Harry Saltzman und Guy Hamilton waren nicht nur bei den Agentenabenteuern von James Bond zugegen, sondern schufen mit " The Palmer Files " das krasse Gegenteil. Das reale Agentenleben, mit dem britischen Charme und einem eher unattraktiven Agenten namens Harry Palmer. Die Reihe startete mit " Ipcress - Streng geheim " und " Das Milliarden Dollar Gehirn " ist der dritte Streich und nach dem eher schwächlichen " Finale in Berlin " eine deutliche Steigerung, so kann man hiermit wieder gut an den spannenden Erstling anschließen. Regisseur Ken Russel ( Der Biss der Schlangenfrau ) drehte seinen zweiten Spielfilm und bekam für damalige Verhältnisse ein großes Budget anvertraut, was jedoch lange nicht mit dem eines James Bond zu vergleichen ist. überhaupt sollte man nicht den Fehler machen, diesen Agentenfilm zu vergleichen. Man muss sich schon in dem Genre wohlfühlen, denn sonst wird man sich hier eher langweilen, anstatt gut unterhalten zu werden. Ich selbst bin ein großer Fan von James Bond, habe aber auch ein Faible für solche älteren Agentenfilme.
Story:
Harry Palmer ( Michael Caine ) ist aus den Diensten von Colonel Ross ( Guy Doleman ) ausgetreten und verdingt sich nun als Privatdetektiv. Seine Dienste werden bald von seinem alten Kumpel Leo ( Karl Malden ) in Anspruch genommen. Leo ist in einer großen Verbrecherorganisation, unter der Leitung des größenwahnsinnigen General Midwinter ( Ed Begley ). Dieser will mit Hilfe eines fortschrittlichen ein milliarden Dollar Computers die Welt von den Kommunisten befreien. Harry tritt wieder dem Geheimdienst bei und steigt undercover in der Organisation von Midwinter ein. Doch bald merkt er, dass er wirklich Niemandem vertrauen kann.

Für damals war die Idee mit dem riesen Computer sehr fortschrittlich, heute würde das gar nicht mehr anders gehen. Aber die Story mit der Organisation von Midwinter ist sehr komplex, kommt zwar fast ohne Überraschungen aus, wirkt aber für so ein altes Agentenabenteuer sehr originell. Aus meiner Sicht hat der Film nur eine Schwäche, namens Dialoglastigkeit. Es wird zuviel geredet und das bremst das Erzähltempo eindeutig aus. So tuen sich einige Längen auf.
Aber ansonsten gefällt das reale Agentenleben sehr gut. Harry ist völlig auf sich alleine gestellt, bekommt ein schlechtes Gehalt und wird sogar von seinem Kumpel reingelegt. Auch steht er zwischen den Fronten, denn die Russen haben hier auch ein Wörtchen mitzureden. Wenigstens lässt man uns Deutsche mal in Frieden, denn wir kommen hier gar nicht vor. Aber die Russen sowie die Amis bekommen es dicke ab.
Außerdem ist Harry kein Superagent, sondern ein normaler Mensch, er stolpert meistens ausversehen in diverse Schwierigkeiten, aus denen er meistens nur durch seine Klugheit entfliehen kann. Mit Action ist es hier nicht weit her. Ein paar kleine Schusswechsel, Morde und Keilereien. Das Finale wartet mit einer tollen Verfolgungsjagd auf und man sieht wie der Plan eines völlig Größenwahnsinnigen Generals wortwörtlich im Eiswasser versinkt.
Die Kulisse sind hier alles andere als exotisch. Ob England, Lettland oder Texas. Überall ist es kalt, düster oder regnerisch. Gedreht wurde nur in Finnland und den großen Pinewood Studios. Für die Musikuntermalung musste man ein ganzes Orchester mieten.
Michael Caine ist ein wirklich guter Anti Bond, er fühlt sich als Schauspieler fast in allen Rollen wohl, ob als Held oder Bösewicht. Hier ist seine Darbietung sehr charismatisch, doch auch Karl Malden überzeugt auf ganzer Linie. Ed Begley overacted gelgentlich, aber den wahnsinnigen General kauft man ihm locker ab. Guy Doleman, hier als Colonel Ross, hat auch schon in " Feuerball " 1965 mitgespielt.

Fazit:
Agentenfilm der sich mehr an die Realität hält. Hier gibt es keine Superhelden. Sehr originelle Story, aber zu dialoglastig umgesetzt, so kommt man um ein paar Längen nicht herum. Sehr glaubwürdige Darsteller, kalte unbequeme Kulisse, plus Orchesterscore.
Man sollte sich im Agentengenre schon wohl fühlen, denn sonst ist man hier an der völlig falschen Adresse.

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