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Der kleine Enkel (Fred Savage) liegt krank in seinem Bett, der Opa (Peter Falk) liest ihm aus einem Märchenbuch vor, das innerhalb der Familie eine lange Tradition vorzuweisen hat. Genauso wie mancher Zuschauer sträubt sich der Kleine anfangs, unmoderne „Knutschgeschichten“ vorgesetzt zu bekommen, aber spätestens nach 15 Minuten vergisst man vollkommen, dass das, was da vor einem abläuft aus einem Märchenbuch stammt.

Rob Reiners „Die Braut des Prinzen“ ist einerseits eine Liebeserklärung an alle klassischen Märchengeschichten von Andersen, den Brüdern Grimm usw., sodass selbstverständlich keines der gängigen Elemente einer Fantasiestory fehlen darf: Ein fernes Land mit einem hinterhältigen Prinzen, der die wahre Liebe eines armen Stallburschen zwangsehelichen will, Sagengestalten wie der Pirat „Roberts“, Riesen, Feuersümpfe, Zaubertränke und eine Burg sind nur ein paar typische Märchenzutaten, die hier zu sehen sind. Von Reiner wurde das astrein in Szene gesetzt, denn obwohl mancher Felsen eindeutig als Pappkulisse zu identifizieren ist, schafft er von Anfang an die richtige Stimmung, um den Zuschauer solcherlei Unzulänglichkeiten vergessen zu lassen.

Natürlich profitiert er von William Goldwyns wirklich ausgezeichnetem Drehbuch, das dem Film einen ganz speziellen Unterton verleiht. Denn „The Princess Bride“ ist nicht nur eine kleine Abfuhr an moderne Unterhaltungsmedien (der Enkel spielt vor Eintreffen seines Großvaters am Computer) und damit eine Liebeserklärung an klassische Märchen, sondern bricht gleichzeitig in ironischer Art und Weise mit deren inhaltlichen Stereotypen. Das fällt den jungen Zuschauern gar nicht auf, dem geschulten Betrachter dafür umso mehr. Jeder Fechtkampf, jede Wendung in der Story wird mit einem Augenzwinkern versehen, sodass man mit einer gewissen Reife sogar noch mehr Spaß mit dem Film haben dürfte, was jetzt nicht heißen soll, dass sich die Kleinen hier langweilen. Für die gibt es immer noch genügend Schauwerte, aber das gewisse Etwas, dass „Die Braut des Prinzen“ so besonders macht, erkennt man erst in späteren Jahren.

Die Darsteller agieren, dem Ton des Films entsprechend, ganz unbeschwert und waren deutlich sichtbar mit Freude bei der Sache. Unvergesslich sind vor allem die leider früh verstorbene Wrestlerlegende „André the Giant“ als Riese mit großem Herz und Mandy Patinkin als etwas überheblicher Degenkämpfer. Auch die übrigen Schauspieler passen gut in ihre Rollen, Cary Elwes überzeugt besonders als Zorroverschnitt. Darüber hinaus hat Billy Crystal einen Gastauftritt als steinalter Medizinmann und ist dank guter Kostümierung bei Erstansicht überhaupt nicht zu erkennen.

Für die musikalische Untermalung zeigte sich kein geringerer als „Dire Straits“-Frontmann Mark Knopfler verantwortlich, der einen unauffälligen, aber passende Score schrieb. Der Schlusssong „Storybook Love“ von Willy de Ville ist eine der bekanntesten Balladen der 80er.

„Die Braut des Prinzen“ ist ein Märchen der besonderen Art, von Rob Reiner warmherzig, witzig und selbstironisch inszeniert. So muss eine unterhaltsame Fantasiegeschichte in Filmform aussehen, zudem ist das anspruchsvollere Kost, als man es nach der Inhaltsangabe vermuten könnte. Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet, leider immer noch „nur“ ein Geheimtipp.

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