S2E01: Eine dicke Erbschaft
US-Erstausstrahlung: 21.04.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Der ist so fett, dass er seine eigene Postleitzahl hat!“
Die Sekretärin Cathy Finch (Demi Moore, „St. Elmo’s Fire“) heiratet den übergewichtigen und generell nicht sonderlich attraktiven Charlie Marno (Jeffrey Tambor, „…und Gerechtigkeit für alle“). Grund hierfür ist die Vorhersage einer Wahrsagerin (Natalia Nogulich, „Schöne Bescherung“), dass sie ein umso hübscheres Sümmchen Geld erben und Charlie kurz darauf das Zeitliche segnen werde. So kommt es dann auch, wenn auch etwas anders als von Cathy erwartet…
„Pretty in Pink“-Regisseur Howard Deutch zeichnet für diese im Jahre 1950 spielende Episode um eine einseitige Zweckehe verantwortlich. Die Wahrsagerin spricht mit osteuropäischem Akzent und erfüllt auch sonst sämtliche Klischees, während Demi Moore auffallend fesch ist. Ihr Ehemann hingegen ist nicht nur fett, sondern wurde zusätzlich mit einer grotesken Ekelmaske verunstaltet. Gemein schauen Cathy und Charlie sich „The Wolfman“ im Kino an, bevor Cathy mit ihrer Freundin mögliche Todesarten Charlys durchspielt, die allesamt visualisiert werden. Zwischen Bilder des für Cathy anstrengenden Ehealltags werden ästhetische Tanzszenen von Charly und ihr geschnitten. Dass es für Cathy böse enden wird, ist vorhersehbar (denn Geldgier und gespielte Liebe müssen natürlich bestraft werden), wie genau jedoch nicht – woraus diese Episode mit ihren gewohnt überzeichneten Figuren ihre Spannung bezieht. Ein gelungener Einstieg in die zweite Staffel.
7/10
S2E02: Das Tauschgeschäft
US-Erstausstrahlung: 24.12.1996
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Du siehst zu alt aus!“
Der vermögende, aber die besten Jahre hinter sich habende Carlton Webster (William Hickey, „Hexensabbat“) verliebt sich in die junge Linda (Kelly Preston, „Christine“) und schöpft daraus neuen Lebensmut. Sie mag ihn und weiß gar nicht, dass er reich ist, lehnt seinen Heiratsantrag jedoch ab, weil er ihr zu alt aussieht. Als Carlton daraufhin ein neues Gesicht will, wird er vom Schönheitschirurgen an einen Mad Scientist vermittelt, mit dem er sich auf ein Tauschgeschäft einlässt: das Gesicht des ostdeutschen Flüchtlings Hans (Rick Rossovich, „Terminator“) gegen Carltons Geld. Doch auch mit neuem Gesicht ist Carlton immer noch zu alt, sodass er sich auch einen neuen, muskulösen Körper zulegt und schließlich auch seine Beine und seinen Penis austauschen lässt. Linda findet ihn nun toll, doch Carltons Glück währt nicht lang…
Schauspieler und Bodybuilder Arnold Schwarzenegger („Total Recall – Die totale Erinnerung“) betätigte sich hier nicht nur als Regisseur, sondern führt auch zusammen mit dem Cryptkeeper in die Episode ein. Diese ist zur Hälfte die Geschichte einer unglücklichen Liebe, die von der Natur schlicht nicht vorgesehen wurde, und zur anderen Hälfte eine Hommage an Frankenstein und Konsorten. Natürlich sucht Carlton den Mad Scientist nicht bei strahlendem Sonnenschein, sondern während einer Unwetternacht auf, natürlich begleitet ein Gewitter die erste Operation und natürlich praktiziert er in gotisch anmutenden Gemäuern. Schön ist auch die (im wahrsten Sinne des Wortes) Maskenarbeit geworden, denn Carltons neues Gesicht wirkt zunächst sehr maskenhaft und damit bizarr. Die finale Pointe dieser schwarzhumorigen Moritat ist zumindest ab einem gewissen Punkt absehbar, nichtsdestotrotz ist „Das Tauschgeschäft“ auf seine Weise fast schon genial. Ein früher Höhepunkt der zweiten Staffel, den ich Arnie so nicht zugetraut hätte.
8/10
S2E03: Spielerehre
US-Erstausstrahlung: 21.04.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Du hast keinen Charakter!“
Kartenspielerlegende Reno Crevice (Lance Henriksen, „Network“) kehrt in seinen ehemaligen Stammnachtclub zurück – und muss mit Entsetzen feststellen, dass dort nun sein alter Konkurrent und Intimfeind Sam Forney (Kevin Tighe, „Mein Partner mit der kalten Schnauze“) als bester Spieler gilt. Kurzerhand beschließen sie, gegeneinander darum zu spielen, wer aus der Stadt verschwinden muss – zunächst mit Karten, dann mit immer gefährlicheren Methoden…
Action-Regisseur Walter Hill („Nur 48 Stunden“) drehte diese Farce über übersteigerten Hass und mehr als nur ungesundes Konkurrenzdenken. Ob er auch für die anstrengende Synthesizermusik zu Beginn der Episode verantwortlich ist, weiß ich nicht, aber die Pattsituation nach dem Kartenspiel der beiden, die in ein russisches Roulette übergeht, inszenierte er mit viel Verve als superspannendes Duell. Da es sich bei der Kugel um einen Blindgänger handelt, fällt auch hier keine Entscheidung, sodass man sich beim „Hackpoker“ Runde um Runde Finger abhackt und sich schließlich im Krankenhaus ohne Gliedmaßen gegenübersitzt – womit die Episode ohne jede Rücksicht auf etwaigen Realismus ins Groteske mündet. „Spielerehre“ ist damit inhaltlich die grobe Kelle, spaßig, makaber und kurzweilig, wenn auch ohne jeglichen Tiefgang.
7/10
S2E04: Auf ewig dein
US-Erstausstrahlung: 24.04.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Margret ist eine hochnäsige Gewitterziege!“
Der schmierige Erbschleicher Logan Andrews (D. W. Moffett, „Die schwarze Witwe“) will auf einer Voodoo-Insel auf Sumpfgebiet bauen und versucht, dafür Geld von der affektierten Margaret Richardson (Pamela Gien, „Hunter“) zu bekommen, der er entsprechende Avancen macht und ihr ein romantisches Interesse vorheuchelt – jedoch zunächst erfolglos. Daher bittet er seine Verflossene, die Voodoo-Priesterin Psyche (Janet Hubert, „Der Prinz von Bel-Air“), um magischen Beistand. Doch diese hat auch noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen… Trotzdem mixt sie ihm einen Liebestrank: Ein Tropfen davon an Margaret und sie wird seine Frau, zwei Tropfen und sie wird auf ewig sein. Zunächst scheint der Zauber nicht zu wirken, doch nachts sucht Margaret ihn auf und bleibt bei ihm. Logan will nachhelfen und verabreicht ihr weitere Tropfen, woran sie verendet, ihm im Sterbebett aber noch ewige Liebe schwört. Als Untote kehrt sie schließlich zurück und verwest vor sich hin, nicht von Logans Seite weichend…
„Jetzt nur nicht den Kopf verlieren, Logan!“
Moffett sieht in seiner wunderbar unsympathischen Rolle aus wie dereinst Falco; wie unbeliebt er ist, deutet bereits der Prolog an, der ein gegen ihn gerichtetes Voodoo-Ritual zeigt. Chris Walas („Die Fliege II – Die Geburt einer neuen Generation“), Regisseur dieser Episode, ist in erster Linie Spezialeffektkünstler, der „Auf ewig dein“ mit hübsch morbider Masken- und Make-up-Arbeit veredelt. Die Handlung ist im Prinzip vorhersehbar, wurde aber um ein paar nette Ideen erweitert. Und wenn zwei Unsympathen wie Logan und Margaret aufeinandertreffen, bekommen in den „Geschichten aus der Gruft“ eben beide ihr Fett weg. Dass quasi im Vorbeigehen romantische Schwüre ewiger Treue pervertiert und zynisch ins Gegenteil des eigentlich Angestrebten verkehrt werden, verstärkt den süffisant sarkastischen Unterton dieser Episode.
7/10
S2E05: Alles Gute zum Hochzeitstag!
US-Erstausstrahlung: 01.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Wer zögert, verliert!“
Richard (Gavan O'Herlihy, „Willow“) wartet seit Stunden auf seine Frau Della (Ruth de Sosa, „Ein Ticket für zwei“), die mit ihrem Trauzeugen Alan (Paul Lieber, „Barney Miller“) anlässlich ihres bevorstehenden zehnten Hochzeitstags unterwegs war. Er ist eifersüchtig auf Alan und hat Angst, von Della verlassen zu werden – immerhin war Alan vor Dellas Hochzeit einst selbst mit ihr liiert. Als Della endlich wieder da ist, geht es auf eine Hochzeitstagreise, die Alan ihnen geschenkt hat – und der selbst mitfährt… Richard belauscht mehrere vertrauliche Gespräche zwischen beiden, die für seine Ohren darauf schließen lassen, dass sie ihn loswerden wollen. Es kommt zum Streit. Sie haben eine Überraschung für Richard vorbereitet, aber der geht vom Schlimmsten aus und erschießt Alan mit einer Armbrust. Auch zwischen Richard und Della eskaliert es…
Regisseur David Burton Morris („Patti Rocks – Sex macht Spaß“) erzeugt eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die von schwermütigen Klavierklängen verstärkt wird. Missverständnisse treffen auf Minderwertigkeitskomplexe und Paranoia – eine tödliche Mischung, die hier konsequent zur völligen Entladung führt. Die Handlung ist wieder recht vorhersehbar, sodass es sicherlich nicht gespoilert ist, wenn ich notiere, dass Richard sich natürlich irrt und eigentlich eine schöne Überraschung für ihn geplant war. Das erzeugt weniger dramaturgische Spannung, dafür Suspense und natürlich entsprechend böse Momente, wenn nicht nur Richard Opfer seiner Einbildungen und Verunsicherungen wird.
7/10
S2E06: Versprochen ist versprochen
US-Erstausstrahlung: 08.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Und was ist mit: ,Du sollst nicht töten‘?“
Mannequin Stacy (Teri Hatcher, „Tango & Cash“) leidet unter ihrem aggressiven und gewalttätigen Verlobten Mitch (Miguel Ferrer, „RoboCop“). Als Devlin (Kyle Secor, „Brennender Hass“), einer ihrer Fotografen, ihr seine Hilfe anbietet, verlieben sie sich ineinander, woraufhin sie ihre Beziehung zu Mitch beendet. Dieser erschießt Devlin in rasender Eifersucht, hat jedoch die Rechnung ohne die magischen Kräfte des Versprechungsamuletts der Maja gemacht, das Devlin Stacy geschenkt hatte…
Unser Cryptkeeper blättert amüsanterweise im „Playdead“, bevor Regisseur Fred Dekker („Die Nacht der Creeps“) den Mord direkt im Prolog abwickelt, um daraufhin in einer ausgedehnten Rückblende zu zeigen, wie es dazu kam. So sehen wir Mitch, wie er während eines Fotoshootings stört und die Contenance verliert – und wie sich Stacy und Devlin daraufhin näherkommen. Devlin schenkt ihr das schicksalhafte Amulett und verspricht ihr, sie zu beschützen. Nach dem Mord knüpft die Struktur wieder an den Prolog an und es stellt sich die Frage, in welcher Form Devlin gerächt werden wird bzw. welche Rolle das Amulett dabei spielt. Des Rätsels Lösung: Just, als der fiese Mitch seine Verflossene ans Bett fesselt, kehrt Devlin als rettender Zombie zurück und begräbt ihn mit sich zusammen unter der Erde. Bereits durch den Prolog stellt sich in dieser Episode also nur noch die Frage nach dem Wie der Sühne, alles andere ist von vornherein klar und dementsprechend nicht sonderlich spannend. Die Maskenarbeit für den zombifizierten Devlin aber kann sich ebenso wie das Ensemble sehen lassen und wenn notorisch eifersüchtige und besitzergreifende Macho-Ärsche auf diese Weise ihr Fett wegbekommen, überträgt sich ein angenehm kathartisches Gefühl auf die Zuschauerinnen und Zuschauer.
7/10
S2E07: Opfer aus Liebe
US-Erstausstrahlung: 15.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Geld und Muschis!“
Versicherungsagent James (Kevin Kilner, „Mord im Paradies“) ermordet seinen Kunden Sebastian Fielding (Don Hood, „Pretty Baby“), denn er will an dessen Geld und auch gleich an dessen Frau Gloria (Kim Delaney, „Jungs außer Kontrolle“). Doch sein Chef Jerry (Michael Ironside, „Das Horror-Hospital“) weiß, was er getan hat, und erpresst seinen Angestellten…
„Ich habe noch nie in meinem Leben den vollen Preis gezahlt!“
Spezialeffektkünstler Richard Alan Greenberg übernahm hier, wie schon ein Jahr zuvor beim Spielfilm „Little Monsters“, ausnahmsweise die Regie, und inszenierte eine Episode, die mehr Thriller-Drama denn Horror ist. Damit einher geht, dass es ausgerechnet in dieser von einem SFX-Mann umgesetzten Episode keinerlei Spezialeffekte oder besondere Maskenarbeit zu bewundern gibt. Als einzige visuelle Spielerei erlaubt man sich Szenenwiederholungen in Schwarzweiß, die als plagende Alpträume integriert werden. Die Handlung wiederum fällt insofern aus der Reihe, dass es sich diesmal um ein reines Figurenensemble ausgemachter Unsympathen handelt, das dann leider auch nicht komplett vom Karma (oder finsteren Mächten) abgestraft wird. Dafür ist der Verlauf im Gegensatz zu so vielen vorausgegangenen Episoden tatsächlich einmal weitestgehend unvorhersehbar, wenn auch nicht immer ganz plausibel konstruiert, zudem etwas arg geschwätzig, wenn die Dialoge Offensichtliches meinen erklären zu müssen. Kilner hat in seiner Rolle ein bisschen was von Charlie Sheen, Delaney von Demi Moore. Und die an den Film noir gemahnende und damit zur allgemeinen moralischen Verkommenheit der gezeichneten Welt passende Saxophon-Untermalung scheint sich melancholisch schön nach besseren Zeiten zu sehnen.
6/10
S2E08: Kleiner Mann im Ohr
US-Erstausstrahlung: 22.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Sex, Tod & Rock'n'Roll!“
Konzert-Promoter Marty Slash (Lee Arenberg, „Joy Stick Heroes“) kann seine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl kaum erwarten. Dabei hatte er es sich eigentlich alles ganz anders ausgemalt: Eine Million Dollar Spendengelder aus Regenwald-Benefizkonzerten hatte er veruntreuen wollen. Doch als seine Bänkerin (Katey Sagal, „Eine schrecklich nette Familie“) davon Wind bekam, erpresste sie ihn um die Hälfte des Geldes. Das war jedoch noch gar nichts gegen sein sich plötzlich bei ihm meldendes Gewissen, das ihn als unablässig plappernde Stimme in seinem Kopf in den Wahnsinn treibt, bis er öffentlich gesteht – u.a. den Totschlag seiner Bänkerin…
Autor und Produzent Jeffrey Price liefert mit dieser Episode seine erste und leider einzige Regiearbeit ab. Die Handlung inszeniert er als ausgedehnte Rückblende, sodass sich nur noch die Frage stellt, warum in aller Welt Marty Slash es kaum erwarten kann, hingerichtet zu werden. Arenberg brilliert als herrlich clownesk chargierender Hauptdarsteller innerhalb dieser topbesetzten, überzeichneten Persiflage aufs Rock’n’Roll-Business und plakativen Parabel aufs ewig plagende schlechte Gewissen. Katey Sagal wird stilecht mit einer Gitarre erschlagen und der echte Iggy Pop ist live in concert zu sehen. Im Holzhammer-Moralismus des „kleinen Manns“ in Martys Ohr wirkt diese Folge auf der Meta-Ebene mitunter gar wie eine Persiflage auf die „Geschichten aus der Gruft“ selbst.
8/10
S2E09: Landliebe
US-Erstausstrahlung: 29.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
„Melk die Kuh!“
Die junge Mary Jo (Patricia Arquette, „A Nightmare on Elm Street 3“) befindet sich auf der Flucht vor der Polizei und ist auf der Farm des Ehepaars George (Chelcie Ross, „Die Indianer von Cleveland“) und Luisa Yates (Susan Blommaert, „Edward mit den Scherenhänden“) untergekommen. Als Gegenleistung muss sie dort als Hilfskraft mitanpacken, wird zudem ständig von den beiden terrorisiert. Nachdem George Mary Jo vergewaltigte und sie dabei in die Ohnmacht prügelte, glaubt sie infolge ihrer Kopfverletzung, mit der Vogelscheuche verheiratet zu sein, was George zu seinen Gunsten ausnutzen will…
Tom Holland, Regisseur der ersten „Psycho“-Fortsetzung, inszeniert Luisa Yates als humpelnde, garstige alte Fuchtel und ihren Mann als widerlichen Spanner und Vergewaltiger. Und damit das Publikum auch weiß, was George an ihr findet, gibt Patricia Arquette ihre Figur recht sexy, so zeichnen sich ihre Nippel permanent durch ihre Oberbekleidung ab. Mary Jos Vision einer lebendig werdenden Vogelscheuche wird visualisiert, womit sich die Episode in den gar nicht so üppigen Kanon des Scarecrow-Horrors einreiht. Seit ihrer Vergewaltigung ist Mary Jo verwirrt, redet von ihrem Mann, den sie gar nicht hat – der sich dann aber eben als die Vogelscheuche herausstellt, zu der sie nachts läuft und mit ihr schlafen will. George, der sie erneut zu vergewaltigen sinnt, beobachtet dieses bizarre Treiben, schießt warnende Alpträume in den Wind und verkleidet sich als Vogelscheuche. Natürlich nimmt es zur Genugtuung der Zuschauerinnen und Zuschauer ein böses Ende mit ihm – eine Genugtuung jedoch, die nicht darüber hinwegtäuschen kann, wie krude und bemüht die Handlung konstruiert ist. Immerhin geben Ross und Blommaert alles, um möglichst hassenswert zu wirken, und gelingen Tom Holland und seinem Team einige ausgesprochen schöne Bilder einer nur scheinbaren ländlichen Idylle.
6/10
S2E10: Die Bauchrednerpuppe
US-Erstausstrahlung: 05.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
Bauchredner Billy Goldman (Bobcat Goldthwait, Zed aus der „Police Academy“-Reihe) steht noch ganz am Anfang seiner Karriere und schaut zu seinem Vorbild, dem pensionierten Bauchredner Mr. Ingels (Don Rickles, „Run Silent, Run Deep“), ehrfürchtig auf, von dem er sich einige Tipps und Kniffe erhofft. Als er sein Idol persönlich trifft, kommt er jedoch hinter das in all den Jahren gutgehütete Geheimnis dessen Erfolgs…
Sich verselbständigende Bauchrednerpuppen sind seit jeher ein Quell des Horrors. Unter dem Dreamteam Richard Donner („The Goonies“) als Regisseur und Frank Darabont als Autor toppt dieses beliebte Topos in dieser Episode aber alle bisher dagewesenen filmischen Verarbeitungen. Sie erweist sich als ein bisheriger Höhepunkt der „Geschichten aus der Gruft“ in Bezug auf Spezialeffekte und liefert eine wahnwitzige Bodyhorror-Geschichte, die das Puppenmotiv mit einem weiteren gern verwandten Gruselsujet vermengt, das ich, um nicht zu spoilern, hier besser nicht verrate. Dass man zwei Darsteller aus dem eher komischen Fach rekrutierte, passt zur heillos überzeichneten Ausrichtung wie die Faust in den Puppenhintern. Großartig!
8,5/10
S2E11: Wer ist hier die Hexe?
US-Erstausstrahlung: 12.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
Eine alternde Hexe (Frances Bay, „Wild at Heart“) gibt sich an der Haustür des Paars Donald (Brian Kerwin, „Sheriff Lobo – Ein Trottel mit Stern“) und Judy (Carol Kane, „Die Geister, die ich rief…“) als Kosmetikvertreterin aus, hat es aber auf Judys jugendliche Schönheit abgesehen, die sie durch eine Körpertauschhalskette erlangt, die anzulegen sie Judy gedrängt hat. Fortan beteuern beide Frauen dem verwirrten Donald gegenüber, Judy zu sein – mit fatalen Folgen…
Der Waffennarr Donald und die stets um ihr äußeres Erscheinungsbild besorgte Judy werden als schräges Paar karikierend überzeichnet eingeführt. Der noch vor der Hexe an ihrer Tür klingelnde Vertreter ist dann auch eine rein komödiantische Einlage, bevor es schwarzhumorig bis düster zugeht. Der Körperraub durch die Hexe geht mit einem unterhaltsamen Verwirr- und Verwechselspiel einher und gegen Ende darf die Make-up-Abteilung eine hübsche Untotenmaske gestalten. Da weder Donald noch Judy als sonderliche Sympathieträger konnotiert wurden, kommt der tragische Ausgang nicht ganz überraschend, aber trotzdem deftig. Eine gelungene Episode von Regisseurin Randa Haines („Gottes vergessene Kinder“), die eigentlich vielmehr von Oberflächlichkeit und Schönheitswahn oder auch der Angst vor dem Altern handelt denn von Hexerei.
7/10
S2E12: Der Beileidsonkel
US-Erstausstrahlung: 19.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
„Im Prinzip ist der menschliche Körper ein großes Jauchefass...“
Bestattungsunternehmer Ezra Thortonberry (Moses Gunn, „Amityville 2 – Der Besessene“) ist nur vordergründig gottesfürchtig, in Wahrheit jedoch ebenso zynisch wie geizig: Er stiehlt den Toten die Goldzähne und bescheißt seine Kundinnen und Kunden nach Strich und Faden. Als sein Neffe Bobby (Jon Clair, „Kinder des Zorns III – Das Chicago-Massaker“) überraschend bei ihm auftaucht, weil dieser seine Eltern bei einem Autounfall verloren hat, wird er zu dessen Vormund und lässt ihn für sich arbeiten. Er nimmt ihn gleich zu einer Leichenpräparierung mit und verprügelt ihn vor Wut mit einem Brecheisen, woraufhin Bobbys Beine für immer gelähmt sind. Als Bobby ihm droht, zur Polizei zu gehen, ermordet Ezra ihn und sägt ihm die Füße ab, damit er in einen Billigsarg passt. Doch Bobby kehrt aus dem Jenseits zurück, um sich an seinem Onkel zu rächen…
Regisseur Jack Sholder („Zwei Stunden vor Mitternacht“) inszenierte eine Episode, die auf überzeichnete Weise die Bigotterie vermeintlich frommer Typen aufs Korn nimmt, die das Leben und ihre Mitmenschen verachten und zu sämtlichen Schandtaten bereit sind, wenn es nur ihrem eigenen Vorteil dient. Kathartische Wirkung erzielt das Finale, in dem Bobbys abgesägte Füße in einer ausgesprochen gelungenen Einstellung Ezra die Treppe hinuntertreten – und Bobby ihnen folgt, um den Rest zu erledigen. Bevor dieser zum Äußersten übergeht, wird jedoch fernsehfreundlich abgeblendet. Bei aller grundsätzlichen Vorhersehbarkeit der Handlung punktet die Episode mit Ezras blanken Zynismus und der hübsch inszenierten Vergeltung aus dem Jenseits.
7/10
S2E13: Monster wie im Bilderbuch
US-Erstausstrahlung: 26.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
„DAS nenne ich blanken Horror!“
Jim Korman (Harry Anderson, „Es“) ist einer der Zeichner der „Tales from the Crypt“-Gruselcomics und mit der zänkischen Mildred (Colleen Camp, „Footballmatch und süße Girls“) verheiratet, einem wahren Drachen von Frau, die ihn dazu drängt, in ihrer Wirkung noch unerforschte Fruchtbarkeitspillen einzunehmen. In einem Waschsalon versucht ein Triebtäter (Richard Schiff, „Blaze of Glory – Flammender Ruhm“), die Polizistin Lorelei Phillips (Cynthia Gibb, „Malone“) zu vergewaltigen, als aus einer der Waschmaschinen ein Monster auftaucht und ihm den Kopf abreißt. Auch andere Monster werden plötzlich in der Stadt gesichtet. Daraufhin erkennt Lorelei in einer „Tales from the Crypt“-Ausgabe diese Kreaturen in Jims Comics wieder. Sie nimmt Kontakt zu ihm auf, weil sie glaubt, dass ein Zusammenhang bestehe – erwachen Jims Zeichnungen zum Leben…?
Rowdy Herringtons („The Ripper“) Regiearbeit bietet auf komödiantische Weise fiktionale Einblicke hinter die Kulissen der „Tales from the Crypt“-Comicredaktion und präsentiert mit Jim Korman jemanden, der exakt so aussieht, wie man sich einen Comiczeichner vorstellt. Die Monster sind trashig, was kein Problem ist, die Handlung ist in ihren Grundlagen aber altbekannt, die sich zwischen Jim und Lorelei entwickelnde Romanze wirkt unglaubwürdig übereilt und der Zusammenhang zwischen den Pillen und den Ereignissen bleibt leider ungeklärt. Colleen Camp trägt in ihrer Rolle als Mildred zwar abenteuerliche Fetzen, ist aber zu gutaussehend für den Drachen, den sie darstellen soll, und damit eher fehlbesetzt.
6/10
S2E14: Ein Kind der Liebe
US-Erstausstrahlung: 03.07.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
„Du jämmerliches Nichts!“
Enoch (Jeff Yagher, „Shag – More Dancing“) ist ein entstellter Zurückgebliebener mit zwei Gesichtern, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit einer Freakshow durch die Lande zieht und vom Show-Betreiber Mr. Sickles (Stefan Gierasch, „Blue Sunshine“) misshandelt wird. Als ein undurchsichtiger Typ eines Tages die gestohlene und verfluchte Mumie Myrna an Sickles lizenziert und sich Enoch in sie verliebt, werden die Karten jedoch neu gemischt…
Spezialeffektkünstler Kevin Yagher, der neben Freddys Kruegers Make-up u.a. den Cryptkeeper gestaltet hat, nimmt hier einmal selbst auf dem Regiestuhl Platz, besetzt die Hauptrolle mit seinem Bruder und inszeniert ein gelungenes Rache-des-Freaks/Mumienhorror-Crossover, bei dem letzterer leider etwas zu kurz kommt, das aber mit seiner morbiden Maskenarbeit überzeugt und darüber hinaus Tote durch Heckenscherenmissbrauch und eine herrlich düsterromantische, abseitige Romanze zu bieten hat. Der Cryptkeeper erzählt anschließend, dies sei die Geschichte seiner Geburt gewesen – man ist ihm zu glauben geneigt.
8/10
S2E15: Die stumme Zeugin
US-Erstausstrahlung: 10.07.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
Als Suzy (Patricia Clarkson, „Dirty Harry in Das Todesspiel“) mit ihrem Mann Paulie (Reed Birney, „Die Killer-Akademie“) den Hochzeitstag feiern will, beobachtet sie vom Balkon aus durchs Fenster einen Totschlag in der Nachbarswohnung gegenüber. Der schreck lässt sie verstummen. Ihr Mann ruft den Arzt Dr. Trask (Richard Thomas, „Es“) herbei, ohne zu wissen, dass es sich bei ihm um den Totschläger handelt. Der nimmt sie gleich in seine Klinik mit, stellt sie medikamentös ruhig, erklärt sie für verrückt, steckt sie in die Gummizelle und fixiert sie auf einer Pritsche. Paulie verzweifelt derweil immer mehr, kommt der Angelegenheit aber schließlich auf die Spur…
Diese von Jim Simpson inszenierte Episode (mit der er anscheinend im Regiefach debütierte, ein paar Jahre später war er Second-Unit-Regisseur bei „Spiceworld“ und „Event Horizon“) ist nichts für unter einer Spritzenphobie Leidende und spielt nach seinem an „Das Fenster zum Hof“ gemahnenden Auftakt mit der Angst, Ärzten hilflos ausgeliefert zu sein. Die Krankenhausszenen sind überaus ansehnlich von der Kamera eingefangen worden und das Drehbuch lässt Dr. Trask gleich noch einmal töten, bevor das Blatt sich wendet. Die Pointe geht in Ordnung, ist aber nicht übermäßig spektakulär. Dennoch ein gelungener kleiner, böser und klaustrophobischer Krankenhaus-Thriller, der effektiv Unwohlsein erzeugt.
7/10
S2E16: Hortons Horror
US-Erstausstrahlung: 17.07.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 26.12.1997
Horton hört ein Buh
„Du bist einfach nicht hart genug, diese Skrupel sind scheiße!“
Boulevard-Fernsehreporter Horton Rivers (Morton Downey Jr., „Predator 2“) untersucht zusammen mit seinem Kameramann Trip Anderson (Michael Harris, „Acht Mann und ein Skandal“) in einer Live-Schalte das leerstehende Ritter-Haus, in dem angeblich der Geist der ehemaligen Bewohnerin und Serienmörderin Ada Ritter sein Unwesen treibt. Und tatsächlich scheint dort nicht alles mit irdischen zuzugehen…
Der schmierige Moderator einer reißerischem Mystery-Reportagereihe betritt ein Spukhaus – und, Überraschung: dort spukt es wirk- und tödlich! Was der hauptberufliche Stuntman und gelegentliche Serienregisseur („Hunter“) Charlie Picerni hier inszenierte, ist zunächst einmal sehr hervorsehbar. Clou der Episode ist der Zynismus, mit dem das Kamerateam auf Livesendung bleibt. Die Geschichte enthält auch eine Beziehungsebene, denn mit der Aufnahmeleiterin hatte Horton eine Affäre – und sie schlecht behandelt. Damit ist „Hortons Horror“ eine ebenso grell wie düster überzeichnete Abrechnung sowohl mit den Mechanismen des Boulevardfernsehens als auch mit männlicher Überheblichkeit.
7/10
S2E17: Nicht ohne meinen Bruder
US-Erstausstrahlung: 24.07.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 26.12.1997
Frank und Eddie (Timothy Stack, „Blind Date – Verabredung mit einer Unbekannten“ und Jonathan Stark, „ Fright Night – Die rabenschwarze Nacht“) sind siamesische Zwillinge. Beide sind körperlich voll entwickelt, aber eben aneinandergewachsen. Charakterlich unterscheiden sie sich jedoch stark, woraus unter anderem resultiert, dass der draufgängerische Eddie liebend gern das Risiko eingehen würde, bei einem chirurgischen Trennungsversuch zu sterben, sein in sich gekehrter Bruder eben dieses aber scheut. Seine Einstellung dazu ändert sich, als er die Liebe seines Lebens (Jessica Harper, „Suspiria“) findet – und Eddie zum Mörder wird…
Dies ist die einzige Regiearbeit des Drehbuchautors Peter S. Seaman (u.a. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“), der hier offenbar sein Faible für schrägen schwarzen Humor ausleben konnte. Die Episode greift komödiantisch das bizarre Phänomen zweier völlig unterschiedlicher siamesischer Zwillinge (bereits die zweiten innerhalb dieser Staffel) auf und kommt ohne übersinnliche Phänomene aus. Die wendungsreiche Geschichte treibt die üblichen geschwisterlichen Zwistigkeiten auf die Spitze und zeigt, dass Blut mitnichten immer dicker als Wasser sein muss. Wie sich die beiden gegenseitig die Pest an den Hals wünschen, ist ebenso sehenswert wie die böse Pointe.
8/10
S2E18: Das Geheimnis
US-Erstausstrahlung: 31.07.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 24.12.1996
Der kleine Theodore (Mike Simmrin, „Munchie“) lebt im Waisenhaus, die Heimleiterin will ihn unbedingt loswerden – und ist entsprechend erfreut, als er endlich von den vermögenden kinderlosen Colberts (William Frankfather, „Bigfoot und die Hendersons“ und Grace Zabriskie, „Der große Leichtsinn – The Big Easy“) adoptiert wird. Doch diese bergen ein dunkles Geheimnis – und was sie nicht wissen: Theodore ebenfalls…
Szenenbildner J. Michael Riva führte ausnahmsweise auch einmal Regie bei diesem Finale der zweiten Staffel. Zunächst erfährt man nicht, was es mit Theodore auf sich hat. Als er zu seiner neuen Pflegefamilie in deren Villa zieht, erweist diese sich als goldener Käfig. Immerhin kann er sich mit dem Diener Tobias (Larry Drake, „Dr. Giggles“) anfreunden. Dieser wird eines nachts abtrünnig und will mit Theodore fliehen. Auf ein halbwegs erfahrenes Publikum wirkt es, als sei Theodore ein Werwolf o.ä., dann wiederum scheinen die Colberts Vampire zu sein. Am Schluss erweisen sich beide Mutmaßungen als richtig, sodass „Das Geheimnis“ so geheimnisvoll gar nicht ist, die Episode vielmehr recht vorhersehbar. Da auch größere Schauwerte ausbleiben, ist Rivas Ausflug ins Regiefach ein leider eher schwacher Staffelabschluss.
6/10