Review

1. Staffel

Obwohl die 1. Staffel nur über 6 Episoden verfügt, zeigt sich gleich zu Beginn, um welch tolle Serie es sich handelt.

Jede Episode erzählt eine Kurzgeschichte, die in sich selbst abgeschlossen ist. Es existiert, storytechnisch gesehen, kein roter Faden, der sich durch eine Staffel hindurch zieht. Zu Beginn einer jeden Episode erscheint der "Cryptkeeper" oder auch, im deutschen, der "Grufti" genannt, eine vermoderte Leiche, welche die Kurzgeschichten einleitet bzw. erzählt. Dabei sorgt er mit so manchem scharfzüngigen Spruch für den einen oder anderen Lacher. Am jeweiligen Episodenende, darf er dann noch eine "Quasi-Moralpredigt", gespickt mit ulkigen und sehr zynischen Wortspielen, zum Besten geben.

Die Geschichten handeln hauptsächlich vom unmoralischem Verhalten der Hauptprotagonisten, wie z.B. Rache, Mord oder auch Habgier und deren Konsequenzen am Ende. Die Episoden sind oftmals mit einem sehr sarkastischen Unterton versehen, der auch Raum für Interpretationen lässt.
Manche Episoden weisen einen, für Fernsehverhältnisse, ordentlichen Gewaltpegel auf. Viele Geschichten sind auch von Märchen oder älteren Gruselgeschichten inspiriert.

Aber das geniale an dieser Serie, neben den oftmals sehr interessanten und gut umgesetzten Geschichten, sind die Stars, vor und hinter der Kamera: Da toben sich, z.B., Michael J. Fox, Kyle MacLachlan, Tom Hanks, sogar ein computergenerierter Humphrey Bogart, Brad Pitt, Joe Pesci, Isabella Rossellini, Demi Moore oder auch Whoopi Goldberg aus.
Während die Episoden von solch illustren Namen wie z.B. Richard Donner, Tom Holland, Stephen Hopkins, Robert Zemeckis oder auch Walter Hill inszeniert sind. So mancher Schauspieler durfte sich auch mal als Regisseur versuchen, wie Arnold Schwarzenegger beispielsweise.

Die Episode "Wer zuletzt stirbt" bildet einen interessanten Einstieg in die Serie. Erzählt wird die Geschichte des Gefängnishenkers Niles Talbot, der eines Tages seine Stellung verliert. Doch er lässt sich durch diese "Kleinigkeit" nicht von seiner Absicht, der Gerechtigkeit genüge zu tun, abhalten.
Diese Episode schildert ziemlich gut, wie man vom rechten Weg abkommen kann, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Und wie man sich, wenn man versucht Selbstjustiz auszuüben, auf die gleiche Stufe stellt; quasi selbst zum Mörder "mutiert", auch wenn man denkt, in guter Absicht zu handeln. Niles ist nicht unsympathisch, man kann seine Handlungsweise gut nachvollziehen, dennoch ist das kein Grund selbst das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Apropos, William Sadler verkörpert die Hauptrolle äußerst überzeugend!

In der zweiten Episode, "Stille Nacht, blutige Nacht", bringt eine Frau ihren Mann um. Als sie die Leiche beseitigen will, wird sie von einem, aus der hiesigen Irrenanstalt ausgebrochenen, wahnsinnigen Killer gejagt. Und dieser ist auch noch als Nikolaus verkleidet.
Diese Geschichte geht ablosut in die Richtung eines typischen Slashers; und funktioniert dabei unheimlich gut. Ein idyllischer Weihnachtsabend, kurzerhand der Mord am Ehemann. Prombt ist der Zuschauer mitten im Geschehen. Als dann noch der Verrückte im Nikolauskostüm auftaucht, fühlt man sich unweigerlich an "Stille Nacht - Horror Nacht" oder auch "Jessy - Die Treppe in den Tod" erinnert. An spannenden Momenten und teilweise auch recht blutigen Effekten mangelt es nicht. Robert Zemeckis schafft es, in relativ kurzer Zeit, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die den Zuschauer unheimlich fesselt.

In "Der lebende Tote" geht es um den obdachlosen Säufer Ulrich, der von Dr. Emil Manfred, gegen viel Geld versteht sich, eine bestimmte Drüse aus dem Hirn einer Katze, welche für deren neun Leben verantwortlich ist, in sein eigenes eingesetz bekommt. Von nun an erwacht Ulrich nach jedem Tod wieder zum Leben. Diesen Aspekt wollen die beiden für sich nutzen um dadurch viel Geld zu verdienen. Sie heuern auf einem verrückten Karnevalsmarkt an.
Die Geschichte strotzt nur so vor Sarkasmus, Zynismus, groteskem Humor und großartigen Darstellern. Allein die Ausgangssituation ist an Verrücktheit kaum zu überbieten. Doch hinter dem Dargebotenem steckt noch viel mehr. Wenn das Publikum wahrhaft in Extase verfällt, wenn es darum geht, Ulrich ermorden zu dürfen, nur um dann Zeuge seiner Wiederauferstehung zu werden, hat das Ganze schon mehr als "nur" einen faden Beigeschmack. Dahinter steckt eine harte Gesellschaftskritik; der Mensch würde evtl. sehr weit gehen, nur um sich "Unterhalten" zu können oder zu dürfen. Auch der zwielichtige Weg der Habgier, welcher den anfangs nicht gerade unsympathischen Ulrich verdirbt, wird dem Zuschauer aufgezeigt. Nicht belehrend, sodern mit ordentlich überspitztem Sarkasmus!

Episode 4, "Schön wie die Sünde", stellt den Schönheitswahn der Gesellschaft in den Vordergrund. Erzählt wird, wie die wunderschöne Prostituierte Sylvia Vane ihre Schönheit an einen Pfandleiher verkauft; für 10.000 $. Sie braucht das Geld, um sich u.a. den reichen Playboy Ronnie Price angeln zu können.
Dass sie dabei ordentlich Lehrgeld bezahlt, ist, für die Kenner der Serie, offensichtlich. Hier bekommt vor allem der Schönheitswahn, der damals auch schon mehr als nur existent war, einen großen Seitenhieb ab! Sylvia ist der Inbegriff der arroganten Schönheit, die sich nur auf diese "Oberflächlichkeit" verlässt, um das zu bekommen, was sie will. Sie geht dafür sogar über Leichen.
Dass sich das Ganze noch rächen wird, liegt auf der Hand. Sylvia muss schmerzhaft feststellen, dass Schönheit nicht alles im Leben ist, vor allem dann, wenn man als Mensch charakterlich hässlich wie die Nacht ist.

"Die perfekte Hochzeitsnacht" erzählt von dem arroganten Schönling Charles, der das Mauerblümchen Peggy nur wegen ihres Vermögens geheiratet hat. Ihre gemeinsame Hochzeitsnacht möchten die beiden an einem besonderen Platz verbringen. Ihre Fahrt dorthin wird durch ein Unwetter jäh unterbrochen; Charles und Peggy finden Unterschlupf in einem scheinbar verlassenen Haus.
Wieder haben wir es mit Habgier, Arroganz und Oberflächlichkeit zu tun. Dass diese Attribute nicht unbedingt "gesund" sind, versteht sich von ganz allein.

Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, als Charles und Peggy am, scheinbar verlassenen, Haus ankommen. Dort schnellt der Spannungsbogen steil nach oben, während die atemberaubende Kulisse und das Unwetter, ganz klischeebeladen mit Blitz und Donner, für eine gelungene Atmosphäre sorgen.
Einen geradezu phantastischen Traum, darf die Figur des Charles dann auch haben, um dem Zuschauer noch die letzten Gänsehautschauer über den Körper zu jagen.
Dann kommt ein wahres "Finale Furioso", dass den Zuschauer mit offenem Mund zurücklässt.

Die letzte Episode, "Das Prunkstück der Sammlung", ist leider die schwächste von allen.
Es ist Jonas' erster Tag seiner Pension. Doch leider muss er feststellen, dass sich seine Frau Anita von ihm entfremdet hat und sich nur noch mit ihren neuen Freunden sehr gut versteht. Diese neuen Freunde sind Hunde, Katzen, Vögel, Fische, im Grunde alles was kreucht und fleucht. Da legt sich Jonas ein neues Hobby zu ... in seinem Keller.
Die Geschiche punktet zwar mit zwei herrlich schrulligen Hauptdarstellern und deren oftmals äußerst komischen Situationen, doch leider bleibt die Spannung dadurch etwas auf der Strecke. Auch eine gewisse Atmosphäre oder sogar Grusel sucht man hier vergebens. Die Intention der Geschichte gefällt mir aber, denn es passiert Rentnern leider immer häufiger, dass sie mit ihrer wieder gewonnenen Freiheit nicht mehr viel anfangen können. Vor allem, wenn das ganze Leben nur aus Arbeit bestanden hat. Manchmal kann es dann auch zum Bruch mit der eigenen Frau kommen. Dieser Aspekt wird, wenngleich viel satirischer, auch in dieser Episode verarbeitet. Jonas' Frau, Anita, hat sich, dadurch, dass ihr Ehemann so gut wie nie zu Hause war, ihre eigene Welt geschaffen, mit ihren eigenen Freunden: den Tieren. Jonas wirkt darin wie ein Fremdkörper.

So, das war es mit der 1. Staffel. Man kann jetzt schon erkennen, in was für eine Richtung die Serie mit den nächsten Staffeln gehen wird.

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