Review

Clint Eastwood hätte diesen Film vielleicht zwanzig Jahre später drehen sollen: dann hätte er die Rolle des alternden Liebhabers mit der jungen Herumtreiberin sicher selbst gespielt. Für mich (der ich selbst nicht mehr der Jüngste bin) ist die Besetzung mit William Holden zwar kein Problem, aber ich habe den Film mal mit meiner Freundin gesehen, und die fand, Holden sieht aus wie ein Zombie. Dabei hatte ich gedacht, der Film würde ihr gefallen, denn sie ist auch etwas (?!) jünger als ich und hat auch tiefstes Mitgefühl mit jedem lebenden Geschöpf, ähnlich wie "Breezy"...
Aber ihr missfiel nicht nur Holden, sie sagte auch, der Film sei überhaupt unsagbar seicht. Ein wenig verstehe ich, was sie damit meinen könnte:
Eastwood versucht hier, die Perspektiven zweier Generationen miteinander in Einklang zu bringen, und das ist sehr schwer, denn als Regisseur sollte man sich mit der Wahrscheinlichkeit anfreunden, dass die Darstellung der Geschichte nur eine der zuschauenden Generationen wirklich ansprechen wird. Nun gab es ja im amerikanischen Kino seit Ende der 60er Jahre ziemlich viel Bewegung und eine vorher selten da gewesene Experimentierfreudigkeit - belegt in Filmen wie "The Graduate", "Bonnie & Clyde", "Butch Cassidy & Sundance Kid" und vielen andere mehr. das waren Filme für ein Publikum, das etwas Neues wollte, und Anfang der 70er war dieser Stil schon fast selbstverständlich geworden. Eastwood scheint das übersehen oder bewusst altmodisch gedreht zu haben, denn sein Film ist in erster Linie ein Film für Holden, der so rüberkommt, wie er es immer getan hatte: er spielt eben einfach Holden, den klassischen Gentleman mit dunklem Anzug am Tag, Strickjacke am Abend und gescheiteltem Haar selbst nach einer Liebesnacht. Auf ein Mädchen wie "Breezy" müsste er eigentlich wirken wie die Männer mit den grauen Anzügen in Michael Endes "Momo". Daraus ließe sich zwar noch immer eine ungewöhnliche und trotzdem glaubhafte Liebesgeschichte komponieren, aber dieses Ziel erreicht der Film nicht: der Kinogänger alter Schule mag sich zwar freuen, dass die Story stärker aus Holden's Perspektive erzählt ist, aber er wird sich trotzdem die Frage nicht beantworten können, was der ältere Herr denn nun mit dem Mädchen überhaupt will. Und ein jüngerer Blick auf den Film wird sich kaum an den "Zombie" gewöhnen können, sondern denken, da kann man ja auch gleich einen schwarzweißen 40er Jahre-Film mit Cary Grant gucken. Und aus der Begegnung der Hippieszene mit der Makler - Geschäftswelt entsteht hier auch keineswegs etwas Neues; die Welten vermischen sich so wenig wie Öl und Wasser, selbst die Protagonisten setzen anscheinend ihren Hund wie ein Bindeglied zwischen sich ein, damit noch etwas da ist, was sie überhaupt irgendwie verbindet.
Der Film ist auf seine Art sympathisch, aber nicht überzeugend. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Story wieder von Jo Heims ist, der auch "Sadistico (Play misty for me)" ähnlich unglaubwürdig entworfen hatte. Geschichten über eine nicht alltägliche psychische Entwicklung verlangen eben mehr Einfühlungsvermögen - was Eastwood ja zum Glück bald gelernt hat.
Und so kann ich auch als Eastwood - Fan durchaus verstehen, dass dieses Geplänkel zwischen Holden, Breezy und seinen anderen, ehemaligen Gespielinnen in den kritischen Augen meiner Freundin sehr, sehr belanglos aussehen muss.

Details
Ähnliche Filme