Review

Die Klaus Kinski- Enterprise landete im Jahre 1981 auch in London. Da Sid Vicious justamente die wertvollen Löffel an die Seite legte, wirkt die Metropole fast so beschaulich wie der Abspann eines x-beliebigen ZDF- Zweiteilers.

Die Entführung eines Astmageplagten Rotzlöffels begüteter Herkunft, mit einer ausgeprägten Vorliebe zum exotischen Heimtierzoo, soll einem verbrecherischen Trio einen sorgenfreien Ruhestand verschaffen. Ein in allen belangen überforderter Konspirant sowie ein nicht minder überfordertes gefährliches Reptil, zwingen den routiniert geplanten Ablauf des Vorhabens in eine gänzlich unvorhersehbare Richtung. Somit wird die anfangs so aufwendig geschilderte Idylle, recht zügig zu unterhaltsamer Spannung filetiert.
Dabei ist Kinskis - phasenweises - Rekord verdächtiges Overacting, natürlich wieder sehr hilfreich (obschon er in diesem Werk fast zum Underactor mutiert ist). In dieser illusteren Gesellschaft wäre alles andere auch unpassend gewesen. Winterlich britisch knistert Oberamtmann Nicol Williamson durch den eisigen Dialogwald. Welcher berufsmäßig schlecht gelaunt, in den ersten 30 Minuten, jede Szene, entweder mit ”holen sie mir einen Kaffe!” beginnt oder beendet. Obwohl man Piers Haggards Werk besonders bei der Figur des Commanders Bulloch sehr deutlich ansieht, dass das Wort Klischee am Set nicht in jeder Konsequenz ausdiskutiert wurde, funktioniert Venom auf den unterschiedlichsten Eben vorzüglich. Oliver Reed als Gegenpart zu Kinski ist eine eigentlich perfekte Konstellation. Das aber in diesem Film tatsächlich nicht Kinski, sondern (TaTa!) Oliver Reed die psychotische Wildsau zum besten geben darf, ist schon ein mittlerer dramaturgischer Homerun. Viel mehr ist unser Kläuschen den gesamten Streifen über damit beschäftigt, den zum Amoklauf tendierenden Reed zur Raison zu bringen. Diesbezüglich liefert der Engländer sich mit der brandgefährlichen -und in diesem Kammerspiel für die nötige Dramatik sorgenden- schwarzen Mamba, ein gelungenes Kopf an Kopf- Rennen.
Viele lustige und unterhaltsame Minuten verbringt der Film mit leicht uninspirierten aber dennoch (oder gerade deshalb) interessant inszenierten Wortwechseln, zwischen Kinski und Holcomp sowie Kinski und Sterling Hayden. Der einen sehr sympathischen Großvater zum besten gibt, den ich auch gerne gehabt hätte. Überhaupt wäre ich auch gerne das Kind reicher Eltern. Wenigstens für ein paar Monate, bis ich ihr Konto geplündert hätte... Naja, ich wähle jetzt die Piratenpartei, vielleicht ändert sich ja irgendwas?

Apropos, die schwarze Mamba holt sich natürlich alle Antagonisten dieser Geschichte nach dem Zufallsprinzip des Drehbuchautors. Und nachdem unser Vorbildbulle Lance Holcomp geschätzte 22 mal auf der Toilette war, töten sich Kinski und die Mamba in einem furiosen und herrlich ausgelassenen Gummischlangentwistmäßigen- Rumgehampel so endgültig, das es eine Freude ist. Woraufhin Klaus vom World Wild Life Found auf ewig als Mitglied ausgeschlossen wurde.

Was beim Zuschauer für kurzzeitige Befriedigung sorgt, könnte Elmore Leonard- Leser zum politischen Philosophieren bewegen. Die Unantastbarkeit der Oberschicht, trotzt einmal mehr krimineller Arbeiterklasse.
Ich sag es mal so: Groß, größer, Kinski! Ein Highlight in den Biographien aller Beteiligten. Also auch meiner. Minuspunkte bekommt nur die ansonsten stets putzige Firma Anolis. Für ihre mit schlechtem Ton ausgestattete, als Doppel-Film-Feature unterrepräsentierte, Lieblos DVD! Man hat hier den Eindruck, als hätten ausgerechnet mit diesem Film ahnungslose zu tun gehabt.

Michael Cholhas

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