Review

Standardtanz in einer Problemschule…07.11.2008

Vorweg eine Warnung: wer sich nicht für das Tanzen im allgemeinen und den Standardtanz im besonderen interessiert, wird sich bei diesem Film unendlich langweilen. Denn es geht von der ersten bis zur letzten Minute nur darum, einem Haufen von fast hoffnungslosen Problemschülern mittels Unterricht im klassischen Tanzen Benimm und Anstand beizubringen, zudem soll mit der Beherrschung des Foxtrotts auch eine gewisse Grundeinstellung zum Leben erreicht werden…wer eine Frau beim Tanzen zu führen versteht, wird sich ihr nicht gewalttätig nähern, und wer als Frau beim Tanzen folgt, wird sich überlegen, ob künftig nicht einmal „Nein“ gesagt wird. So einfach, lieber Leser, kann das Leben sein, lerne Tanzen, und Du meisterst jede Situation mit Höflichkeit und Charme, auch wenn Du noch so ein öder Möpp bist.

Jaja, Hollywood und die Unterschicht, das darf man so nicht lassen. In einem jeden steckt die Fähigkeit zum Millionär, das ist der uralte amerikanische Traum, und diese Fähigkeit muß geweckt werden, wenn man es nicht selbst schafft. Warum aber die deutsche Synchronisation Antonio Banderas einen dermaßen dämlichen Akzent auf die Lippen gezaubert hat, sollte auch einmal ergründet werden…Banderas gibt den Tanzlehrer Dulaine, der, als er die Zerstörung eines Fahrzeugs beobachtet, einfach so an der Schule um die Ecke eine Nachsitzklasse im Standardtanz unterrichten will. Komisch, der Mann hat ein Tanzstudio, welches nicht so gut läuft, aber vielleicht ist er ein guter Mensch, man weiß es nicht. Die Schüler sind natürlich durch die Bank harte Problemfälle mit entsprechendem familiärem Hintergrund, und so dauert es lange, bis Dulaine zu ihnen durchdringt.

Dann aber, angesichts eines anstehenden Tanzwettbewerbs, reißen sich die Schüler zusammen, und sogar ein reiches weißes Mädel tut in der Tanzklasse der Außenseiter ganz einfach so mit. Und spätestens ab hier geht es mit dem Film dahin, denn der widmet sich immer wieder den kleinen Schicksalen abseits der Schule, verstrickt sich auf zahlreichen Nebenschauplätzen in Langweile und vergißt, daß er uns eigentlich die Feinheiten des Tanzens zeigen will. Vollends vorbei ist es dann im Finale des Wettkampfs, wo alte Regeln einfach so en passant gebrochen werden und sich die Schnepfe vom Dienst großzügig zeigt…natürlich findet jedes Pärchen noch zu sich und zu einem eigenen Happy-End, bevor der ganze Saal zu Hiphop schwooft, ach, das ist so ärgerlich, und wie es besser geht, zeigt Richard Gere in „Darf ich bitten?“. Schade, denn der Beginn ist nett, wenn auch die ganze Geschichte vorhersehbar ist, aber das Gemisch aus Sozialproblemfilm und Tanzsport will einfach nicht in die Gänge kommen…und die Punkte gibt es auch nur, weil ich selber gerne tanze und den einen oder anderen Tanzschritt erkannt habe, denn ansonsten wäre das hier eher nichts bis gar nichts…6/10.

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