Der zwölfjährige Sam leidet unter lebhaften Alpträumen von Schlangen und Apfelbäumen (!), die ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Durch die von seiner Ärztin Dr. Cairns empfohlene Therapie, bei der er die Träume in seinen Zeichnungen verarbeiten soll, hat Sam sich inzwischen zumindest abgewöhnt, sich selbst Verletzungen zuzufügen. Um noch ein wenig Zeit mit seinem Sohn zu verbringen, bevor er ihn wieder in die Obhut seiner Ex-Frau übergeben muss, unternimmt Sams Vater David mit ihm einen Trip zur Familien-Farm. Unterwegs verunglückt der Wagen und als der Junge wieder zu sich kommt, befindet er sich im Haus des Einsiedlers Ben Zachary, der die beiden aus dem Auto gezogen hat. Schon bald dämmert es Sam, dass mit dem alten Kauz irgendetwas nicht koscher ist, zumal er in der ungewohnten Umgebung von schrecklichen Visionen und Tagträumen gebeutelt wird. Er soll Recht behalten, denn Zachary ist in Wahrheit niemand geringeres als der Teufel höchstpersönlich, der sein Domizil im ehemaligen Garten Eden aufgeschlagen hat und einen perfiden Plan verfolgt: Sollte er nämlich einen Menschen dazu bringen, aus freien Stücken erneut von dem vor dem Häuschen stehenden Baum der Erkenntnis zu naschen, würde das die vier "Reiter der Apokalypse" heraufbeschwören. In David scheint Satan nun den passenden, leicht manipulierbaren Pimpf gefunden zu haben, jedoch hat er nicht mit der Gegenwehr Sams gerechnet... Bei der enormen Arbeitswut Lance Henriksens, der bei der Auswahl seiner Projekte ja nicht so genau auf die Qualität der Drehbücher zu achten scheint, ist man eigentlich doch über jeden Streifen froh, der dem rüstigen B-Movie-Veteran eine propere Rolle zuschanzt. Im Vergleich zu so manchem anderem Schund hat er es mit "Die Reiter der Apokalypse" alles in allem betrachtet dann auch ganz gut getroffen und rettet mit seiner eigenwilligen Interpretation des Leibhaftigen (mit Zigarillo, Schlapphut und großväterlichem Charme) einen Film, der ohne Henriksens charismatische Präsenz wohl über weite Strecken arg durchhängen würde. Regisseur Don Michael Paul, der bislang lediglich durch das eher vergessenswerte Steven Seagal-Vehikel "Halb tot" aufgefallen ist, hat zwar einen ziemlich interessanten Stoff aufgetan, der ein wenig in die Richtung der "God’s Army"-Franchise geht, bedient sich allerdings auch eines extrem abgegriffenen Inszenierungs-Stils, der das Ganze mit seinen flashigen Alptraum- und Visions-Einsprengseln fast schon im Wust der "Nightmare on Elm Street"-Epigonen untergehen lässt. Im Gegensatz zu Gregory Widens Engels-Gemetzel hat man außerdem auch nicht das Gefühl, dass die hier verarbeiteten christlichen Mythen demontiert, sondern ganz im Gegenteil eher bestätigt werden sollten... ein Umstand, der einigen Zuschauern schwer im Magen liegen könnte. Nichtsdestotrotz ist "Die Reiter der Apokalypse" nicht übel, denn immerhin behandelt der Streifen seine theologischen Inhalte mit einer größeren Ernsthaftigkeit, als es bei vielen anderen B-Movies, die einem da so einfallen, bislang der Fall gewesen ist ("Liliths Fluch", anyone?). So ist es dann auch nur konsequent, dass die dialoglastige Handlung nicht in Richtung der üblichen Fantasy-Gülle gedrückt und auch kaum durch irgendwelche kinowirksame Action verwässert wird... mal abgesehen von ein paar locker eingestreuten, splatterigen F/X-Höhepunkten und einem bombastischen Finale, bei dem die titelgebenden Reiter dann doch noch ihren großen Auftritt haben. Im Mittelpunkt steht ergo das Zusammenspiel zwischen Lance Henriksen und dem jungen Adam Taylor Gordon, die mit ihrem voller Metaphorik steckenden Duell einen Großteil der Laufzeit bestreiten müssen. Dass man trotzdem den Eindruck hat, dass sich das Zuschauen lohnt, spricht Bände für die Chemie zwischen den Darstellern, auch wenn sich Spannung und Thrill zugegebenermaßen eher in Grenzen halten. Formal gibt es an dieser Direct-to-DVD-Produktion wenig zu bekritteln: Seinen Verhältnissen nach ist das Ganze recht schön fotografiert und auf die sterilen CGI-Tricks, die man aus anderen Billig-Filmchen kennt, wird weitestgehend verzichtet. Als recht abseitiger Genre-Beitrag kann "Die Reiter der Apokalypse" zudem viel Kapital aus der geschickt eingebrachten biblischen Symbolik schlagen, da vergibt man ihm auch, dass er stellenweise rüberkommt wie ein popeliger TV-Film. Ist halt eben mal was anderes...
6/10