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Einen denkwürdigen Film im Genre zu fertigen, das ist heutzutage auch nicht mehr so einfach, aber den Japanern ist es mit „Battle Royale“ vergleichsweise simpel gelungen, da es inzwischen zum guten Ton gehört, den Film zu kennen.
In deutschen Landen natürlich dank diverser Schnitte um einiges von seiner Wirkung beraubt, kann man aber zum Glück mit dem Restfilm sich immer noch ein Urteil bilden.

Das Revolutionäre ist zweifelsohne der Plot an sich: in einem zunehmend auseinanderfallenden japanischen Staat der nahen Zukunft sind die rebellischen und unwilligen Jugendlichen für die Erwachsenen zur Bedrohung mutiert, so daß die ein scheinheiliges Gesetz verabschiedet haben, um mittels der „Battle Royale“ Angst, Schrecken und Gefügsamkeit in die Reihen der Nicht-Volljährigen zu bringen. Als gigantisches Medienspektakel muß eine Schulklasse besonders Unwilliger sich gegenseitig bis zum letzten Mann abschlachten, der dann von der einsamen Insel, auf der alles stattfindet, runter darf. Ausgerüstet jeweils mit einer Waffe oder einem Hilfswerkzeug geht der Kampf über drei Tage, wobei Sprengstoffhalsbänder für die Einhaltung der Regeln sorgen.

Was die Macher draus gemacht haben, ist Aufsehen genug. Ein rohes, wahnwitzig herbes Spektakel, in dem sich die verschiedensten Charakterzüge der einzelnen Schüler unter der Todesdrohung herausbilden. Da gibt es Schußwechsel und waffenstarrende Gefechte, Blut und Leichen zuhauf. Während einige kaltblütige Killerneigungen zugunsten des eigenen Heils entwickeln, bzw. eh soziopathische Tendenzen voll ausbrechen können, versuchen andere eine technische Lösung zu finden oder mittels Menschlichkeit Bande zu knüpfen, um zunächst überleben zu können.

Natürlich geht das dementsprechend alles schief, allerdings ist nur einiges davon wirklich geschickt erzählt. Die Leuchtturmsequenz, in der ein paar verbündete Mädchen den Hauptdarsteller pflegen, wobei eine haßerfüllt ihn vergiften will, das Essen jedoch von einer Freundin zu sich genommen wird, was den besorgten Mädchenclub binnen Minuten in einen blutigen Kriegsschauplatz verwandelt, an dem nur Leichen zurückbleiben.

Ansonsten hat der Film deutliche Probleme, seiner vielen Darsteller gerecht zu werden. Charakterbildung wird mühsam beim Hauptdarstellerpärchen erreicht, alle übrigen bleiben meist grob umrissene Figurenschemata, treten auf, zeigen ihren Standpunkt und sterben in rascher Folge wieder. Ein kompletter Plot-Unterstrang mit den drei tollkühnen Informatikern wird am Ende einfach ad absurdum geführt, als die drei einfach folgenlos im Schlußinferno erschossen werden, der Zusatz zweier Freiwilliger beim Kampf (einer philosophisch, der andere ein totaler Psychopath) kehrt die Möglichkeit, überhaupt mal Struktur in den Film zu bekommen, total unter den Teppich.

BR läßt die Verzweiflung, Aufregung und den Druck spüren, aber der Film ist nachlässig konstruiert und erschöpft sich schließlich schnell in dem Wunsch, zum Höhepunkt zu kommen und sucht sein Heil lediglich im Gefecht. Takeshi Kitanos Rolle als Lehrer bietet zwar einen grausam-melancholischen Gegenpol zum blutigen Treiben, aber schlüssig aufgebaut ist auch sein Part nicht, genausowenig wie die äußeren Umstände des Medienspektakels (als satirisches Element wird des öfteren der Score eingeblendet, wie viele Schüler noch leben usw.) rudimentär umrissen sind.

So bleibt „Battle Royale“ ein Jahrmarkt der Äußerlichkeiten, der zwar visuell unterhält, aber nicht wirklich satt macht. Damit hat man einen berüchtigten Film geschaffen, aber noch lange keinen Klassiker. (7/10)

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