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Zu Beginn des neuen Jahrtausends schaffen es die Erwachsenen nicht mehr, der um sich greifenden Jugendkriminalität Einhalt zu gebieten. Bei einer Arbeitslosenquote von 15% haben sie weder Zeit noch Kraft, sich der Erziehung ihrer Kinder anzunehmen. Diese wird von nun an staatlich geregelt. Um die Gewaltbereitschaft desillusionierter Jugendlicher einzudämmen wird ein neues Gesetz verabschiedet, in dem eine Schulklasse auf eine verlassene Insel gebracht wird, wo jeder auf sich allein gestellt ums Überleben kämpfen muß. Jeder Teilnehmer bekommen eine individuelle Waffe und hat nun drei Tage Zeit, alle anderen zu töten, um als Sieger dazustehen...

„Battle Royale“ war in seinem Erscheinungsjahr 2002 ein umstrittener Skandalfilm. Regisseur Kinji Fukasaku wurde aufgrund der sehr expliziten Tötungsszenen Gewaltverherrlichung vorgeworfen. Sicher ist das Thema des Films vor allen Dingen die Gewalt. Jedoch wird diese in „Battle Royale“ nicht glorifiziert, oder gar zelebriert. Das Töten entsteht aus einer Notwendigkeit heraus, die weder für die Charaktere auf der Leinwand, noch für den Zuschauer als angenehm, lustig, oder harmlos empfunden wird. Vielmehr spricht sich der Film gegen diese Art von „Gewalt als Erziehung“ aus und prangert die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens an. Auf drastische Weise wird der Umgang der hilflosen Gesellschaft mit Kriminalität und Kontrollverlust dargestellt. Daß die Methode, zur Bekämpfung von Gewalt ebenfalls Gewalt einzusetzen, die Falsche ist, wird hier jedoch ganz deutlich herausgekehrt. Damit wird der eingangs gemachte Vorwurf auch ad absurdum geführt. Die Schüler, im Großen und Ganzen miteinander befreundet, sind auf einmal gezwungen, sich gegenseitig zu töten, um das eigene Überleben zu sichern. Eine makabre Idee, ohne Frage. Jedoch geht es auf einer sublimeren Ebene auch um die Liebe und wahre Freundschaft, die jeder noch so grausamen Situation trotzt.
Allerdings sollte man dem Film nicht zu viel an Gesellschaftskritik andichten. Wenn er auch von der Grundhaltung her in diese Kerbe schlägt, so handelt es sich doch in erster Linie um einen Actionfilm, der auf mehreren Ebenen funktioniert. Und temporeich ist „Battle Royale“ auf jeden Fall. Die Actionszenen sind toll inszeniert und auch die Geschichte wird gut vorangetrieben. Das wichtigste jedoch ist, daß man sich in die Charaktere hineinversetzen kann. Die Verzweiflung der Darsteller überträgt sich auf das Publikum. Dieser Punkt ist insofern verwunderlich, da es keinen Helden gibt. Auch Nanahara wird dieser Bezeichnung nicht gerecht. Beim „Battle Royale“ gewinnt letztendlich niemand, auch nicht der Staat.

Besonderen Anteil an der Intensität von „Battle Royale“ tragen die Jungschauspieler. Sie alle standen vor der schweren Aufgabe, Charaktere zu verkörpern, die bis auf eine einzige Ausnahme niemals in das „Schwarz – Weiß“ – Schema von gut und böse passen. Durch die geschickt platzierten Rückblenden, in denen das Schicksal einzelner Personen behandelt wird, erscheinen deren Handlungen in einem ganz anderen Licht. Jemanden der Darsteller herauszuheben, wäre an dieser Stelle sicherlich falsch, da der Film wie schon erwähnt keinen Helden hat. Zwar verfolgt der Regisseur in der Quantität besonders Nanahara und dessen Freundin, stellt diese aber nicht in den Mittelpunkt des Geschehens. Selbst Takeshi Kitano, einer der bekanntesten Darsteller Japans ist, obwohl Leiter des Unterfangens, nicht primäre Hauptperson.

Interessant ist auch der Soundtrack des Films. Die klassische Musik, die in den einzelnen Szenen verwendet wird, mutet auf den ersten Blick unpassend an, erzielt jedoch eine soghafte Wirkung. Sie verleiht der visuellen Ebene eine unglaubliche Wirkungskraft.

Insgesamt ist „Battle Royale“ sicherlich ein gewagter Film, der durch seine pessimistische und erdrückende Atmosphäre passagenweise äußerst schwer zu ertragen ist. Jedoch ist gerade der Realismus der Gewaltdarstellungen nötig gewesen, um diese in ihrer ganzen Sinnlosigkeit anzuprangern. Er ist eben ein Film, über den es sich nachzudenken lohnt und als solcher ungemein wertvoll.
9/10 Punkte

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