Review

Nun halte auch ich das so oft zitierte, angeblich kontroverseste und wichtigste Asienwerk der letzten Jahre in der Hand. Nach all' den Lorbeeren und Jubelarien um diesen Film, musste der Film ja etwas ganz besonderes sein. Zwei Stunden später war ich davon überzeugt, dass dem nicht so ist, obwohl ausbaubare Ansätze durchaus vorhanden sind.

In der nahen Zukunft hat Japan mit etlichen Problemen zu kämpfen. Die Schülerschaft ist arrogant, respektlos und aggressiv. Der Beruf Lehrer wird zu einer Gefahr, so dass die Regierung das "Battle Royale" Programm ins Leben ruft. Einmal im Jahr wird eine Schulklasse auf eine Insel verfrachtet, wo sie drei Tage Zeit haben sich gegenseitig abzuschlachten. Nur einer darf nach diesen drei Tagen noch Leben, sonst sterben sie alle. Kontrolliert werden sie dabei mit Halzbändern, in denen sich Sprengstoff und ein Ortungssender befindet. Des weiteren werden jeden Tag Inselfelder ausgegeben, auf denen man sich nicht aufhalten darf (Wird im Film überhaupt nicht weiter ausgearbeitet). Regelverstoß wird mit dem Tod bestraft.

Sicher, solche abgedrehten und skandalösen Filme können nur aus Japan kommen, wo Tabus noch leichter zu brechen sind. In der westlichen Welt würde die Presse, wenn nicht sogar der Staat, Sturm laufen. Doch so kontrovers der Film auch ist, nach der guten Einführung verkommt er zu einer Schlachtorgie auf "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Niveau.

Denn nach der Einweisung durch den Lehrer, der zwei unaufmerksame und aufbegehrende Schüler sofort mit dem Tode bestraft und einer extrem satirischen Spieleinführung durch einen Videofilm verliert der Film seine bissige und kritische Substanz.

Erwartend verhalten sich die Schüler auf der Insel recht unterschiedlich. Während die Computergenies versuchen das System zu hacken und einen Ausweg zu finden, schlagen sich viele egoistische Individuen allein durch und töten auf hinterlistige Weise jeden Mitschüler. Schülerinnen die schon in der Schule nicht viel von sich hielten treffen tödlich aufeinander, oder ein freiwilliger Teilnehmer metzelt gleich ganze Cliquen mit seinem Maschinengewehr wieder. Es wird gelogen, sich hintergangen, feige gemordet, niemandem vertraut und sich auf den niedersten Instinkt konzentriert: das Überleben in dieser Extremsituation. Garniert wird das mit langweiligen, inhaltslosen Klischeedialogen.
Die realistische und blutigen Morde werden dabei nicht übertrieben, was dem Film einen beängstingenden Realismus verleiht. Das unterstützt zusätzlich die Waffenauswahl, welche von einem harmlosen Elektroschocker, über Beile und Sicheln, bis zu schweren Schußwaffen reicht. Schockierend ist das allemal, aber ob das wirklich die beabsichtigte Darstellung menschlichen Verhaltens, oder aber eher simple, harte Unterhaltungskost ist, darf hinterfragt werden.

Fokusiert wird das Geschehen oft auf Shuya und Noriko. Das Paar hält sich von den Kämpfen fern und versucht einen anderen Ausweg zu finden, mordet aber in der Not ebenfalls. Hier offenbart sich das vielleicht größte Problem "Batte Royale"s. Man empfindet nichts für die Horde von dahinschlachtenden Schülern, weil diese größtenteils nur kurze Auftritte haben und dann sterben. Man erfährt nichts über ihren Charakter, ihren Vorlieben oder ihren Schulfreunden. Sie bleiben einfach austauschbar. Die Killer sind dabei auf eine Handvoll Personen minimiert, während der Rest nur Opfer spielt.

Beinhaltet dieser Film nun das Potenzial Kritik an der Gesellschaft zu üben? Sehr wenig, und die wird uns in der gelungene Einführung dargebracht. Der Rest des überlangen, bald langweiligen Metzelspektakels will uns kritisches Verhalten egoistischer Jugendlicher suggerieren, offenbart aber nur eine simple, recht blutige, aber oberfläche Metzelorgie, die Tiefe weitestgehend vermissen lässt. Auch wenn die Figur des Programmleiters und ehemaligen Lehrers die Tatsache am Ende kaschieren möchte, ist dieser Film nur gedreht worden, um aus einer skandalösen Idee Profit zu schlagen. Sicher nicht ungeschickt, denn genug Zuschauer haben sich blenden lassen.

Fazit:
Völlig überschätztes Möchtegernmeisterwerk, dass all' seine Lorbeeren kaum verdient. Dem gelungenen Anfang weicht eine stupide, inhaltslose Metzelorgie. Wem's gefällt...

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