Review

Ein Film, der unter die Haut geht. Nicht weil er übermässig brutal ist (obwohl es hier auch schonungslos zur Sache geht), sondern weil der Kontext der Gewaltakte so beunruhigend ist. Und dazu noch Gesellschaftskritik anbeigemischt. Sowas kennt man aus Japan eigentlich gar nicht (ich jedenfalls nicht). Doch Kinji Fukasaku hat es gemacht. Und er hat es grossartig gemacht. Battle Royale kann man ruhig als einen der besten Streifen des Jahres 2002 bezeichnen.

Zur Story. In Japan bricht die Gesellschaft immer mehr zusammen. Durch hohe Arbeitslosigkeit fühlen sich immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene um ihre Zukunft betrogen. Die Folge sind Aufmärsche, Demonstrationen und Gewaltausbrüche an Schulen. Der Staat sieht keine effektive Möglichkeit, die Situation zu beruhigen und stellt ein neues Gesetz auf, den "Battle Royale Akt". Dabei handelt es sich um ein Abschreckungsmittel, das vorsieht, dass jährlich eine Schulklasse ausgelost wird, auf eine Insel verfrachtet und dort mit Ausrüstung und Waffen (eine pro Schüler, immer von unterschiedlicher Effizienz) ausgestattet. Dann haben die Schüler drei Tage Zeit, um sich nach dem "Last Man Standing" Prinzip abzuschlachten. Sollte es am Ende der drei Tage noch mehr als einen Überlebenden geben, werden alle sterben. DIese Tatsache und mehrere weitere Einschränkungen bedeuten für die Schüler, dass sie wirklich keine andere Wahl haben, als für ihr eigenes Überleben zu kämpfen.

Die Story bis hin zu der Stelle, wo die Klasse auf die Insel gebracht wird, wird in Texteinblendungen direkt zu Beginn vermittelt. Man weiss zwar noch nicht, was genau sich hinter dem Battle Royale verbirgt, aber das erfährt man in den darauffolgenden Minuten, als die Klasse auf der Insel mit den Regeln und Grundzügen des Battle Royale vertraut gemacht wird. Dabei kommen bereits 2 Schüler ums Leben, als der Lehrer den Schülern unmissverständlich klar macht, dass das Ganze kein schlechter Scherz, sondern die harte Realität ist. Spätestens hier fängt auch das etwas unwohle Gefühl, sich beim Zuschauer breit zu machen. Zwar ist einem klar, dass ein solcher Battle Royale nie wirklich zustande kommen wird, aber die Bezüge zur Realität (Gewalt an Schulen gibt es wirklich, unsere Jugend verkommt wirklich immer mehr) sind doch recht beängstigend. Schlimmer wird es dann nach Beginn des Battle Royale. Die Schüler teilen sich sehr schnell in verschiedenen Gruppen. Da sind zum ersten die Einzelgänger, die die Situation sofort erkannt haben und eine gemeinschaftliche Lösung für ausgeshlossen halten. Für ist klar, wenn nur einer überleben kann, dann am besten man selber. Und so machen sie eiskalt ihre Mitschüler nieder. Auf Dauer entwickeln sie dabei einen beängstigenden Sadismus für ihre Sache. Erst wird das Opfer in Sicherheit gewogen und dann schnell erledigt. Andere schließen sich in Gruppen zusammen, weil sie hoffen, doch irgendwie überleben zu können. Doch sobald in der Gruppe etwas unverhofftes geschieht, bricht die Gemeinschaft zusammen. Das Vertrauen geht verloren und der eigene Überlebensinstinkt ersetzt sämtliche gemeinschaftlichen Empfindungen. Und letztendlich gibt es da noch den Schüler "Nanahara", welcher sich geschworen hat, seine Klassenkameradin "Noriko" zu beschützen. Er ist der einzige, der bis zum Ende hin das Überleben eines anderen über das eigene stellt.

Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass die Tötungsaktionen allein aus der Motivation, zu überleben, begangen werden. Der Film zeigt, dass in solchen Situationen sehr schnell die egoistische Seite des Menschen zum Vorschein kommt, und im Falle, dass es ums Überleben geht, auch Freundschaften sehr schnell nichtig werden. Anders als bei Splatter- oder Actionfilmen ist die Gewalt hier also kein Element, dass man gerne dabei sieht, sondern sie wirkt verabscheuend. Und dazu kommt noch, dass es hier wirklich derbe zur Sache geht. Stellenweise werden die Schüler auf übelste Weise zerschossen oder abgestochen. Unangenehm wird es vor allem dann, wenn ein Schüler nicht bei der ersten Attacke stirbt, sondern am Boden liegt. Aufgrund der Spielregeln des Battle Royale wird dieser dann gnadenlos erledigt. Ich persönlich fand diese Tatsache sehr schockierend und auch gleichzeitig beeindruckend. Selten wurde bei einem derart harten Film so die dunklen Züge des Menschen vermittelt wie hier.

Was mich auch sehr beindruckt hat, war die Leistung der Darsteller. Alles junge Leute (im Film handelt es sich ja um eine neunte Klasse, alle sind also so um 14 oder 15), doch jeder zeigt grosses Talent. Denn der Film hat eine grosse Vielfalt an unterschiedlichsten Persönlichkeiten und jede davon wird von dem jeweiligen Darsteller hervorragend gespielt. Auch gibt es hier nicht diese übertriebenen Verhaltensweisen einiger Figuren, wie man sie aus vielen asiatischen Filmen kennt. Klamauk sucht man bei Battle Royale vergebens. Das haben die Schauspieler erkannt und dementsprechend gespielt. Ihre Figuren werden dadurch viel echter, viel menschlicher. Das macht das Ganze aber auch schwerer zu verdauen, da man ihr Leiden richtig mitfühlt. In der Special Edition wird das Ganze noch ein wenig verstärkt, da durch die zusätzlichen Szenen die Gemeinschaft der Schüler, bevor es zum Battle Royale kommt, noch stärker und fester präsentiert wird. Das macht es natürlich um so tragischer, wenn man diese dann zerbrechen sieht.

Fazit: Battle Royale ist ein knallharter Film, der uns zeigt, dass der Mensch in Extremfällen instinktiv und auf das eigene Überleben fixiert handelt. Zwar ist die Idee des Battle Royale sehr unrealistisch, regt aber stark zum Nachdenken an. Dazu eine exzellente Leistung aller Darsteller. Meiner Auffassung nach ein absolutes Meisterstück und für mich einer der besten Filme aller Zeiten.
10/10

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