Review

"Battle Royale" - Last Teen Standing

Japan in naher Zukunft: Die Gesellschaft ist noch kaputter als heute, die Menschen noch perverser. Da werden beispielsweise Lehrer ohne Grund von ihren Schülern mit Messern angegriffen. Es ist also Zeit, dass der Staat etwas unternimmt: Eine ausgewählte Schulklasse wird auf eine einsame Insel verfrachtet, wo jeder auf sich allein gestellt ist und gegen die anderen auf Leben und Tod kämpfen muss. Nach ein paar Tagen darf nur noch einer übrig sein, welcher dann auch der Gewinner ist. Dabei hat jeder Schüler nebst Landkarte und anderer Utensilien eine zufällig ausgewählte "Waffe" zur Verfügung, die von Radargeräten über Äxte und Gifte bis zu Feuerwaffen variieren kann.

Die Regeln und der Handlungsrahmen des Films sind schnell geklärt, der Hauptteil des Films ist richtig schöne, brutale Action-Unterhaltung im Bis-nur-einer-übrig-ist-Stil. Die Grundidee ist sicherlich etwas unkonventionell (unschuldige Teenager schlachten sich ab), zeigt aber mal wieder, wie pervers die Japaner im Grunde doch sind.
Die Motive des Films sind eher konservativ gehalten: Es gibt ein paar skrupellose Unholde, die auf alles ballern und die halbe Klasse ausrotten. Als Gegenstück entstehen aber auch Freundschaften und Liebesbeziehungen, sodass sich Gruppen zusammenfinden, die einen Ausweg aus der Situation suchen. Natürlich siegen am Ende die Werte der Freundschaft und Liebe, wobei das kontrollierende Obrigkeitssystem hintergangen wird.

Die schauspielerischen Leistungen sind, wie kaum anders erwartet, nicht sehr hoch, reichen aber aus, um die zwischenmenschlichen Konflikte und eigenen Triebkräfte zum Töten (Hass oder Verzweiflung) gut umzusetzen. Eine Sonderrolle spielt der von mir sehr geschätzte "Beat" Takeshi Kitano, der den kalten Lehrer der Klasse spielt. Dieser Lehrer, der gleichzeitig auch das "Inselspiel" organisiert, ist ein gefühlskarger, mit dem Auge zuckender Mann, der in seiner Verbitterung das Inselspiel mit dem nötigen Zynismus vorantreibt und somit vielen Schülern den Tod bringt. Er glaubt noch an die alten Moralwerte, sieht das inhumane Inselspiel aber als nötige Lektion für die neue Generation.

Hiermit sind wir beim Sinn des Films. In Ansätzen kann er als Gesellschaftskritik durchaus überzeugen, indem er den Egoismus und den Wettbewerb der Gesellschaft in heutiger Zeit auf einen Kampf um Leben und Tod projeziert. Im Kampf werden die jungen Menschen (damit ist wohl unsere Generation gemeint) von Sozialzwängen befreit und zeigen ihr wahres Ich. Es stellt sich schlussendlich heraus, dass im symbolischen Kampf die Werte des Zusammenhalts, der Selbstlosigkeit und der Toleranz die Oberhand behalten. Lektion beendet. Die restlichen 90% des Films entledigen sich jeglicher Aussage und zielen natürlich in gewohnt japanischer Weise auf gute Spannung und Action ab. In diesem Bereich vermag der Film auch sehr zu überzeugen. Obwohl er auf spektakuläre Zeitlupen, Stunts und Spezialeffekte weitgehend verzichtet und somit vor allem den Kampf Mann-gegen-Mann real und objektiv inszeniert, kann er locker mit Hollywood-Action mithalten, ohne dass er verlogene Ideologien und Patriotismus miteinbeziehen muss.

Sensibelchen und Moralapostel sollten den Film nicht sehen. Auch Kinder nicht, da die Metzeleien wenig hinterfragt werden. Die Gewalt bekommt hier eine eher wackelige Rechtfertigung (Überlebenskampf?). Wer reif genug ist, damit zurecht zu kommen und die zurückgehaltene Aussage zu verstehen, bekommt einen packenden Actionfilm serviert, der durch seine kompromisslose Gewaltdarstellung und Inszenierung vor allem im Vergleich zu Hollywood-Action überzeugen kann.
Es fehlen leider eine genauere Charakterzeichnung und etwas mehr Hintergrund, um ein wirklich bewegender Film, wie beispielsweise der Kitano-Streifen BROTHER, zu werden. Außerdem wird die Gewalt etwas zu sehr stilisiert, sodass sie einem nicht in dem Maße, wie der es Regisseur vielleicht gewollt hätte, unter die Haut geht.

Battle Royale ist genau das Richtige für einen etwas gehobeneren Videoabend, wenn man statt der langwierigen Philosophien anderer Filme auch mal eine schlichtere Aussage in einer garantiert nicht langweilig werdenden Brutalo-Action verpackt sehen will. Für Action-Fans und Fans des asiatischen Kinos sicherlich ein Knaller, wenn auch kein Meisterwerk.

Details
Ähnliche Filme