Review

Selten konnte das japanische Kino in den letzten Jahren für soviel Furore sorgen wie mit „Battle Royale“, doch unumstritten ist das ungewöhnliche Werk nicht.
In naher Zukunft ist an den japanischen Schulen nicht nur Lernfaulheit und Disziplinlosigkeit ausgebrochen, die Kinder schrecken sogar vor gewalttätigen Übergriffen auf ihre Lehrer nicht mehr zurück. Daher tritt das BR-Gesetz in Kraft: Jedes Jahr wird eine Schulklasse zur „Battle Royale“ ausgewählt, bei der es nur einen Überlebenden gibt. Soweit die Vorgeschichte, die jedoch beim gesellschaftskritischen Aspekt einen wichtigen Gedanken bestenfalls implizit erwähnt: Wird zwischen allen Klassen die Teilnahme ausgelost oder nur zwischen den besonders schlechten, um einen Lernansporn zu geben?
Die Klasse von Nanahara (Tatsuya Fujiwara) staunt nicht schlecht als sie bei einem angeblichen Schulausflug betäubt wird und vor ihrem ehemaligen Lehrer Kitano (Takeshi Kitano) steht. Der erklärt ihnen die Regeln: Sie befinden sich auf einer Insel, werden einzeln losgeschickt und müssen einander töten – wenn nach drei Tagen mehr als einer lebt, bringt man sie alle um. Explosive Halsbänder binden sie an den Ort, jeder bekommt neben Verpflegung eine Waffe – vom Deckel bis zur MP kann dies alles sein. Das erklärt dann nebenher auch dem Zuschauer die Spielregeln der königlichen Schlacht bis zum Tod.

Schnell zeigt sich die wahre Natur der Schüler: Manche können mit der Situation nicht umgehen, andere erweisen sich als unerwartet kaltblütige Killer. Vor allem brechen unterschwellige Streitigkeiten und Rivalitäten hier auf tödliche Weise aus...
Von den Fans von „Battle Royale“ wird immer wieder gern ins Feld geführt, was für eine dolle Gesellschaftskritik dem Film doch inne sei, doch sollte man diesen Aspekt nicht überbewerten. Auf viele Sachen wie z.B. die „Battle Royale“ als Media Event wird nur am Rande eingegangen, die Frage, wie das Exempel nun bessere Schüler schaffen soll, wird auch nicht recht beantwortet und nur gelegentlich finden sich wirklich starke Spitzen gegen die dargestellte Gesellschaftsordnung (vor allem in den letzten paar Minuten). Doch trotz der intendierten Gesellschaftskritik ist „Battle Royale“ vor allem eines: Ein Survivalfilm.

Als solcher funktioniert „Battle Royale“ dann auch fast einwandfrei, da es kaum Längen gibt, stattdessen ist fast immer etwas los. Auf der Insel versuchen verschiedene Leute Wege, vom Fluchtversuch über Bündnisse bis hin zum Selbstmord. Selbst Freunde wissen nicht, ob und wie lang sie einander trauen können, Psychopathen und hinterhältige Killer versuchen das Spiel auf ihre Weise zu gewinnen. Durch die verschiedenen Strategien bleibt „Battle Royale“ immer wieder interessant, zumal der Zufall oder menschliches teilweise wohlgeplante Strategien einfach über den Haufen wirft.
Ohne Handgreiflichkeiten und Morde geht die Schlacht der Schulkinder selbstverständlich nicht ab, sodass auch immer mal wieder Action mit dem verschiedensten Kampfgerät geboten wird. Übermäßig spektakulär sind die Szenen nicht, doch klasse inszeniert (leicht satirisch: die Einblendung des Bodycounts) und auch relativ hart. Doch nicht nur die Art macht die Konfrontationen hier interessant, sondern auch der Aspekt wer gegen wen antritt und mit welcher Strategie. Gerade dadurch erreichen die Kämpfe ihren Reiz, wenn sich Freunde gegenüberstehen oder eine Schulrivalität einen blutigen Ausgang findet.

Dabei trüben nur ein paar Schönheitsfehler den Gesamteindruck. So sind die potentiellen Helden bzw. Überlebenden doch extrem deutlich ins rechte Licht gerückt und bekommen auch als einzige einen wirklich lebendigen Background verpasst, beim Rest vertraut man dann auf Stereotypen (die aber nicht allzu klischeehaft sind) oder Vulgärpsychologie (Rückblenden bei dem besonders hinterhältigen Mädel). Zudem agiert Kitano teilweise doch arg unverständlich, gerade was sein Handeln gegen Ende soll versteht man nicht so recht, aber auch seine Position den Soldaten gegenüber wird nie so wirklich klar.
Von den Darstellern ist nur Takeshi Kitano etwas bekannter, der alte Hase hält sich aber zurück und hat eher wenig Screentime, die er aber gewohnt souverän meistert. Jedoch schlägt sich auch das Jungvolk überraschend gut, nur wenige der Darsteller overacten, während der Rest seine Rollen wirklich überzeugend verkörpert.

Was die Position als Gesellschaftskritik angeht, sollte man „Battle Royale“ trotz nicht zu leugnender Ansätze nicht überbewerten, jedoch auch als reiner Survivalfilm funktioniert der Film. Die Konflikte der Schüler sind packend dargestellt, der Überlebenskampf dramatisch wie drastisch. Ein paar Schönheitsfehler finden sich sicherlich, doch 7,5 Punkte meinerseits erhält „Battle Royale“ schon.

Details
Ähnliche Filme