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Hach ja, die Japaner und ihre verrückten Ideen.Sie lassen Dicke Mopse mit in String-Tangas geknotete Bettlaken gegeneinander antreten, zeigen keine Scheu vor dem Muskelfleisch eines sonst tödlich giftigen Kugelfisches und deren Gameshows sind für Kandidaten auch nicht immer ganz schmerzfrei.
Bereits die Simpsons zeigten, wenn auch recht überspitzt, dass japanische Gameshows ganz schön sadistisch sein können. 

Doch mit dem einen Film aus dem Jahre 2000 gingen die Japaner einen Schritt weiter, als ob sie einen Wettbewerb gewinnen wollten. Mit Battle Royale kam die japanische Filmindustrie jedenfalls wieder heftig ins Gespräch. Denn was hier als Problemlösung für die steigende Jugendkriminalität und Respektlosigkeit vor Lehrern und Eltern vorgeschlagen wird spottet eigentlich jeder Beschreibung.
Das Jugendgefängnis scheint keine vernünftige Bestrafung zu sein, also soll eine ausgewählte Schülerklasse aus dem Lande, völlig unwissend auf eine von der Außenwelt militärisch abgegrenzte Insel verfrachtet werden, um dem „Spiel“ ihres Lebens entgegen zutreten.
Takeshi Kitano taucht auf, (allen bekannt als der Takeshi aus Takeshi’s Castle :)) stellt sich als ehemaliger Lehrer der Schülerschaft heraus, und erklärt die Spielregeln anhand eines fragwürdigen Videofilms.
Ziel des Spiels ist es, dass innerhalb der nächsten 3 Tage nur noch einer der ursprünglich 40 Schüler am Leben ist.Die Schüler sollen sich also gegenseitig umbringen. Bleibt am Ende mehr als einer übrig, werden sie alle hingerichtet.
Vollkommen ohne Rücksicht auf die empörten, und entsetzten Reaktionen der Schüler werden diese mit einem Sack Ausrüstung und Proviant ausgestattet und ins 10 km² große Battlefield geschickt. 

Nun heißt es für einige Schüler „Was sollen wir bloß machen?“ , während andere den Ernst der Lage bereits erkannt haben, und ihre ersten hinterlistigen Morde begehen, von denen einige ängstliche Schüler bereits Wind bekommen haben, den Druck nicht standhalten konnten, und schließlich in den Selbstmord getrieben wurden.
Das mit Sprengstoff gefüllte und einem Ortungssensor ausgestatte Halsband, das an jedem Schüler befestigt ist, macht jede Art von Fluchtversuch unmöglich und stellt sicher dass jedem Schüler nur die Wahl zwischen Mord und Tod bleibt. 

Jawohl, das ist allerdings verdammt krank, was den Japanern mal wieder durch den Kopf schoss. Allein wegen dieser Idee dürfte genug Interesse geweckt worden sein, um die Produktionskosten wieder einzuspielen. Und die Durchsetzung dieser Story dürfte für reichliche Diskussionsdebatten gesorgt haben. 

Da habe ich mir jedenfalls ganz schön was vom Film erwartet. Als „Spätbetrachter“ dieses Werks muss ich aber sagen, dass er bei Weitem nicht eine solch schockierende Wirkung auf mich ausübte, wie ich es von der Story und den Lobeshymnen erwartet habe.
Zunächst mal wundert es mich, dass die Schüler bis zu ihrer Einlieferung auf die Insel noch nie etwas von dem BR-System gehört zu haben scheinen. Und das obwohl dieses „Spiel“ jedes Jahr ausgeübt wird, und sogar, wie in der ersten Szene des Filmes verdeutlicht, mit reichlich Medienwirbel begleitet wird, wenn erstmal der letzte Überlebende mit dem Bus zurück in Stadt befördert wird („Dieses mal ist es ein Mädchen“ - Zitat der Reporterin).Wenn dann das Battle Royale losgeht, darf hinterfragt werden, ob Schüler wirklich so blutrünstig sind, die Ausweglosigkeit registriert haben, und so augenblicklich zu morden beginnen.
Denn viele der Schüler scheinen gar Gefallen an dem Spiel zu finden, da es die ideale Möglichkeit ist ungestraft, schon immer gehasste Mitschüler abzumeucheln.
Das hemmungslose Agieren dieser Schüler, gerade weil es sich im Durchschnitt um 15 jährige handelt, geschieht für meinen Geschmack etwas zu schnell, und da es diesen meistens an Charakterbackground fehlt, ist den Figuren auch kaum Menschlichkeit zuzuschreiben, geschweige denn einen Identifikationsfaktor, der den Zuschauer in irgend einer Art mitfiebern lässt. Es werden viele Schüler gezeigt, sowohl Gruppen die zusammenhalten, als auch Einzelgänger die es nicht schaffen zu töten und daher davon laufen, in der Hoffnung das Massaker irgendwie zu überleben.
Doch auffällig oft fokussiert sich die Kamera auf das Paar Shuya und Noriko, die sich später mit dem unfreiwilligen Wiederholer Tagawa zusammen getan haben, da dieser das Game of Death bereits vor 3 Jahren überlebt hatte.
Da das Paar sich den Metzelorgien möglichst fernhält, und versucht eine Lösung zu finden, gemeinsam zu entkommen, bekommen sie die Sympathiepunkte, und daher darf man um die 2 bzw 3 auch am ehesten bangen.
Die andere 3er Gruppe, unter ihnen, ein begabter Hacker, versucht das System der „Schule“ zu knacken, und es dann schließlich lahm zu legen.Schließlich gelingt es auch, doch das rettet ihr leben auch nicht, denn der freiwillige Mitspieler des BR tötet bereits bei Augenkontakt.
Vollkommen hemmungs- kompromiss- und vor allem wortlos schießt er sich mit der größten Waffenausrüstung durch den Film wie ein Terminator, und baut auch eine ähnliche Aura auf wenn dieser mal ins Bild tritt. Einer der skrupellosesten Film-Killer seit Arnold, wenn auch nicht ganz mit dessen Popularität… 

Doch für Action sorgt er allemal, denn wenn er, oder auch andere sich beballern artet das schon mal in kleinen Ansätzen eines John Woo’s aus. Ist auch gut so, dass sich der Film mit diesem Bombast zurückhält, schließlich soll das eigentliche Thema um das Verhalten in einer solchen Extremsituation nicht zu kurz kommen, und auch nur die schrecklichen Auswirkungen dieses „Spiels“ verdeutlichen.
Daher verlaufen die Actionszenen auch einigermaßen realitätsnah, ob im Gunfight oder im Hand on Hand Combat. Hier wurde der optimale Grad zwischen „erschreckend langweilig“ und „übelst fetzig“ gewählt, und somit erfüllen die Actionszenen voll und ganz ihren Zweck. 

Doch Am Ende bleibt es dabei, dass der Film auf mich nicht die erwartete schockierende Wirkung ausübte, wie ich im Vorfeld annahm. 

Liegt es an den Schauspielern die nicht immer eine einwandfreie Leistung abliefern? 
Nun sie sind eigentlich alle in Ordnung, Takeshi Kitano kann selbstverständlich herausragen, doch auch andere junge Schauspielerinnen schaffen es mit einem Bloßen Blick richtig Angst zu machen, dann gibt es aber auch wieder einige, die in bestimmten Szenen eher holprig agieren, so wie etwa das kleine Massaker in der Nudel-Küche. 

Das Drehbuch hat zu wenig Charakterbackground spendiert und lässt einige Figuren auch zu schnell blutrünstig agieren. 

Die musikalische Begleitung wurde auch viel zu stiefmütterlich behandelt, und plätschert eher am Film vorbei, anstatt schier dramatische Bilder akustisch zu unterstreichen; Ausnahmen bestätigen hier die Regel ;) 

Daher bleibt es bei einem Film, der einen vielversprechenden Ansatz bot, im Nachhinein aber nicht ganz so überzeugte.

Zum Vergleich, die Hinrichtungsszene aus Bullet in the Head ging wesentlich tiefer unter die Haut, und genauso der gesamte Film Saw.
Doch es sei angemerkt, dass der Film trotz der Schwächen alles andere als langweilig ist. Auf die Uhr gucken war nicht, und in jedem Fall war die Frage interessant, wer denn nun am Ende übrig bleibt, und das Ergebnis ist doch recht überraschend, außerdem sollte der Film mal Jugendlichen zu denken geben, die sich gerne im Wald im Platzpatronen beschießen, weil sie es cool finden.
Battle Royale zeigt, dass das alles andere als cool ist.

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