Was soll man nur machen mit den aufkeimenden Subkulturen, den Schülern von Trabantenstädten mit hohem Ausländanteil in München Hasenbergl oder Berlin-Neukölln? Aufbrausende, respektlose Geschöpfe, die Lehrern das Leben zur Hölle machen. In jüngster Vergangenheit wurden die Hilferufe der Lehrerschaft per Presse laut. Schlimme Entwicklungen im Dunstkreis von Armut. Der Mikrokosmos könnte sich ausdehnen bzw. aufbrechen und nicht nur ein regionales Problem bleiben. Bis man allerdings zu dem Gedanken kommt, ähnliches, wie der Film "Battle Royale" zeigt, umzusetzen, braucht man dann auch noch ein paar Jährchen und den totalen Verfall menschlicher Normen.
Genau daran scheitert das japanische Werk, das heutzutage mitunter als gesellschaftskritischer Beitrag gefeiert wird. Kritik?! Eher Polemik mit dem der Erscheinungsform einer totalen Überzeichnung, die man wirklich nicht als Hinweis oder Appell auf Fehlentwicklungen werten kann. Satire, beinhaltet einen wahren Kern und der fehlt, wenn man einen Comic, der auf den Tabubruch abzielt, zeichnet.
Von Japan weiß man durchaus, dass die Schüler stark gefordert werden und die Selbstmordrate bei Jugendlichen eklatant hoch ist. Und nun? Ist das aggressive Verhalten der Schüle die Konsequenz daraus? Prangert "Battle Royale" die Handlungsunfähigkeit der Regierung, dem entgegenzuwirken, an? Statt zu Handeln würde man vorzugsweise von oberster Stelle ein Programm starten, das vorsieht, Schüler auf eine Insel zu verfrachten, damit man im Anschluss den brutalen Überlebenskampf beobachten kann. Die totale Brechstange zur Läuterung. Regelverstoß bedeutet Tod, Halsbänder, die eine totale Überwachung ermöglichen, dienen zur Kontrolle. Pardon, vorher folgt noch eine lächerliche Einführung in das Spiel per Videofilm. Am Ende überlebt einer nach drei Tagen Überlebenskampf. Das ist also die Maßnahme der bösen japanischen Regierung, die zu allem bereit ist, weil man Jugendliche mit Leistung unter Druck setzt. Sehr realistisch!
Kritik sollte konstruktiv sein und mehr oder weniger auch einen subtilen Charakter bzw. Kern haben, um wirklich zu zünden. Gegebene Ansätze werden hier mit dem Vorschlaghammer zertrümmert und als Satire verkauft. Tabu! Buhh! Der Bruch erfolgt hier eher mit dem eigenen Film, den man in dieser Form nicht ernst nehmen kann.
Ansonsten bietet der Überlebenskampf altbekannte Weisheiten. Die Egoisten machen es alleine und die anderen werden irgendwann zu Killer, weil der Überlebensdrang im Menschen derart hoch ist, dass man im Angesicht des Todes irgendwann zu allem bereit ist. Verrat, hinterlistige Aktionen und Morde. Dazwischen jede Menge Dialoge, wiederum wenig packend, selten weiterführend und arttypisch für die beschriebene Situation.
Letztendlich läuft alles auf das große Gemetzel hinaus. Hier liegt die größte Stärke des Films, weil man nicht wie bei der rudimentären Gesellschaftskritik überzeichnet, sondern auf Realismus setzt. Action, die ganz nett anzusehen ist. Die Waffenauswahl ist kreativ, an dieser Stelle scheint die schöpferische Quelle am Höhepunkt zu sein. Ansonsten Opfer, die einen aber kalt lassen, weil man hierbei wiederum die Identifikation vermisst. Japanische Schüler sind in diesem Fall so einheitlich, dass die betonte Individualität im Zusammenhang mit dem Überlebenskampf völlig verloren geht. Die Insulaner wehren sich, versuchen das Spiel bzw. die Maßnahme auszutricksen, doch irgendwann folgt das, was in Extremsituationen und Notzeiten nichts Neues ist - der rohe Kampf ums Überleben. Den Schüler gesteht man dann mehr oder weniger eben nur die eine Einteilung in Einzelgänger und das, was es sonst noch gibt, ein. Irgendwie halt, die Mühe zur Präzision lässt man nahezu in jedem Bereich vermissen. Dementsprechend monoton verbleiben die Darsteller in ihren Rollen.
Was bleibt ist das Fischen im Dunklen. Ein comicartiger Film, der eine gesellschaftskritische Satire darstellen soll, hierzu aber wenig Ansätze bietet. Das Gemetzel ist dann doch wohl eher die Quelle des Gefallens. Bei dem, was versprochen wurde ist das eindeutig zu wenig. (4/10)