Vom Leben als Romanfigur…16.08.2008
Will Ferrell ist mir an sich suspekt, und keinen seiner Filme fand ich wirklich herausragend. Und dann kommt dieser Streifen daher, man sieht die Hauptfigur größtenteils mit dem immergleichen Gesichtsausdruck durch den Film schreiten, fernab jeglicher Blödelei, und die Grundidee des Films ist so was von sympathisch, daß man sich unweigerlich fragt, warum zum Teufel man diesen Film nicht im Kino gesehen hat. Aber wie so oft…man hat sich täuschen und abschrecken lassen. Dabei ist der Film eine Ode an das Leben, an das Ausbrechen aus den immergleichen Pfaden, dem öden Tageseinerlei, er ist gespickt mit äußerst sympathischen Darstellern, hat eine wirklich hübsche Frau an Bord, hat einige brillante Einfälle zu verzeichnen, und selbst das obligatorische Happy-End ist diesmal nicht so schlimm wie beispielsweise in einem Film von mit Adam Sandler.
Wir sehen Harold Crick, von Beruf Steuerfahnder, ein Mann, dessen Leben in geregelten Bahnen verläuft. Jeden Tag wird das Gleiche getan, dieselben Handgriffe zur selben Zeit. Meine Güte, was für ein ödes Leben! Aber wer einmal mit einem Angestellten des hiesigen Finanzamts in Kontakt getreten ist, der weiß um die Ödnis dieser Personen. Harolds Leben stellt ihn zufrieden, bis er in seinem Kopf eine Stimme hört, die seine Aktivitäten kommentiert. Denn Harold ist neben seiner tatsächlichen Existenz auch eine Figur im Buch einer seit langem unter Schreibblockade leidenden Autorin, die Schwierigkeiten hat, ihn sterben zu lassen. Und dem Tod will Harold natürlich entgehen, zumal er die Liebe seines Lebens kennenlernen durfte – eine Bäckerin, deren Bücher er prüfen muß. Und was tut ein Steuerfahnder, wenn er in Schwierigkeiten gerät? Er sucht sich Hilfe, hier bei einem Literaturprofessor, ganz wunderbar verschroben Dustin Hoffman. Doch das Leben hat für Harold noch allerhand in petto, und so ist er nach einem Zusammentreffen mit seiner Autorin gezwungen, eine Entscheidung zu fällen…
Ach, was für ein feiner Film. In letzter Zeit trifft mich oft ein etwas verschrobener Streifen mehr als die übliche, von mir bevorzugte Schlachtplatte. Hier wird so gar nichts falsch gemacht, die Story ist bis ins letzte Detail fein ausgedacht, umgesetzt mit sehr innovativen Bildern, wenn es um die Wiederholungen in Cricks Leben geht. Wie schön sind auch andere Gesichter anzusehen, als die üblichen Frauennasen, die sonst über Hollywoods Leinwände flanieren. Insgesamt kann man festhalten, daß hier tatsächlich alles richtig gemacht wurde, der Film sich durch einen liebevollen Umgang mit dem Detail auszeichnet und so was von fernab des üblichen Mainstreams ist, daß es eine Freude größer nicht sein kann. Mutig, wenn Hollywood auch mal leicht schräge Themen auf Zelluloid bannt, ohne dabei in den Tiefen des Autorenkinos zu versinken. Mutig auch, die Hauptrolle mit Ferrell zu besetzen, der aber zeigt, daß er tatsächlich ein guter Schauspieler ist…ohne Grimassen - 10/10.