Es ist schon irrwitzig, welch schräge Einfälle Charlie Kaufman bisher verankert in seinen Drehbüchern zu „Vergiss mein nicht" oder „Being John Malkovich" auf die Leinwand zauberte. Dem Publikum gefielen diese originellen Ideen und auch die Academy der Oscarverleihung rückt Kaufman stets in den engeren Kreis der Nominierten. Zach Helm, ein ähnlich begnadeter Drehbuchautor mit verrückten Ideen, ließ sich offensichtlich von Kaufmans absurden Stories inspirieren und lieferten mit „Schräger als Fiktion" einen tolles Debüt ab.
Zur Story: Harry Crick (Will Ferrell, „Ricky Bobby") ist Steuerprüfer, kein normaler Mensch kann ihn leiden und er führt ein beschauliches Leben in Einsamkeit. Doch eines Tages beginnt er eine Stimme zu hören, die sehr viel über ihn zu wissen scheint. Eine Autorin (Emma Thompson, „Tatsächlich... Liebe") schreibt ein Buch über Harold und will ihn darin bald sterben lassen. Harold hat natürlich etwas dagegen und versucht dem Geheimnis der Stimme in seinem Kopf auf den Grund zu gehen - und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er sich in die Steuersünderin Ana (Maggie Gyllenhaal, „World Trade Center") verliebt...
Diese Konstellation bietet den Auftakt für eine reichliche Portion abseitigen Humors, der tatsächlich stark an die Ergüsse eines Charlie Kaufman erinnert. Der Plot entspricht dabei dem kontinuierlich verfassten Roman der im Film gezeigten Autorin dargestellt von Emma Thompson. An dieser Stelle besteht also eine Selbstreflexion zwischen dem Drehbuch an sich und der in der Narration beschriebenen Geschichte des Romans. Die Off-Erzählerin des Films wiederum ist entgegen allen klassischen Konventionen des Hollywoodkinos nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für den Protagonisten als allwissende Person in dessen Welt hörbar. Gerade aus diesem Bruch mit Klischees rund ums Erzählen sowie den spleenigen Figuren bezieht „Schräger als Fiktion" seine Faszination. Emma Thompson als Ketten rauchende, exzentrische Autorin auf der Suche nach Todes-Inspirationen, Will Ferrell als leicht vertrottelter Langweiler und - das eigentliche Highlight des Films - Dustin Hoffman als koffeinsüchtiger, unorthodoxer Professor für Literaturtheorie, der ein paar exzellente Seitenhiebe auf das Literaturschaffen und dessen Konventionen als Nachhilfe für den Laien bereithält. Dass die an sich hoch originelle und geistreiche Komödie gegen Ende hin etwas an Fahrt verliert und sich immer weiter in Richtung Drama entwickelt, ist wiederum ein Prozess, welcher mit dem Thema des Buch-Schreibens verzahnt ist. Dass aber dann doch nur die obligatorische "Carpe diem"-Botschaft vermittelt wird - zugegebenermaßen witzg auch dadurch illustriert, dass sich Will Ferrell im Kino Monty Pythons "Sinn des Lebens" anschaut - sowie am Ende wiederum der Umschwung zur Komödie stattfindet, ist zu standardisiert bzw. unglaubwürdig und hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack.
Fazit: Mit originellen Ideen gespickte Komödie, deren formidables, pointenreiches Drehbuch leider gegen Ende hin immer konventioneller daherkommt und sich dann doch hollywoodesken Konventionen zu sehr anbiedert. Das großartige Ensemble und ein Strauß wirklich witziger Szenen lassen diese kleinen Schwächen bei „Schräger als Fiktion" allerdings vergessen.