Review

Eine sechs Stunden lange Verfilmung eines Klassikers - da sollte doch etwas vernünftiges bei herauskommen. Ich habe mich schon vorher gewundert, wie man den Stoff des eigentlich nicht sonderlich langen Buches von Jack London auf sechs Stunden aufplustern kann. Die Lösung ist einfach: Man schreibt das Buch um. Sowas ist im Filmgeschäft gang und gäbe und geklappt hat es eigentlich noch nie. Zumindest nicht zum positiven. So auch in diesem Fall nicht. Die ersten beiden Teile schaffen eigentlich nur den Einstieg in das Buch: Schriftsteller Humphrey Van Weyden erleidet Schiffbruch und wird von dem Robbenfänger "Ghost" gerettet. Die Ghost wird von dem "Seewolf" Wolf Larsen kommandiert, einem unbarmherzigen und gefürchteten Mann. Larsen ist nicht bereit, Van Weyden an Land zu bringen und zwingt ihn, die Jahrestour mitzumachen und auf der Ghost zu arbeiten.

Schon bald erkennt Van Weyden in Larsen einen alten Jugendfreund wieder, mit dem er einst durchbrannte... Der Rückblick auf die Jugend ist im Buch nicht enthalten. Im Film nimmt er die ersten Teile fast komplett ein. Und man merkt gleich, daß die Qualität stark abfällt, denn die Erzählung zieht sich mühsam dahin und die Story wird auch nicht voran gebracht. Teil drei hält sich dann ziemlich originalgetreu ans Buch. Er beschreibt, wie sich die Spannungen zwischen Mannschaft und Larsen immer mehr steigern. Der vierte und letzte Teil bringt dann den Abschuss: Man entfernt sich komplett von der Geschichte des Buchs und schließt die Reihe ganz anders ab. So fehlen z.B. der dramaturgische Höhepunkt des Buchs und die Wandelung von Van Weyden zum gestandenen Mann. Stattdessen gibt es ein laues Geschichtchen von Van Weyden, der inzwischen selbst Kapitän ist und von Rache getrieben auf der Suche nach dem verschollenen Larsen durch die Südsee schippert. Die Drehbuchautoren sollten sich schämen.

Ansonsten ist der Film teils gut gemacht, teils hat es wohl am Budget gefehlt. Die Schauspieler machen ihre Sache ganz ordentlich, vor allem Raimund Harmstorf als Wolf Larsen kann überzeugen. Das große Manko ist aber einfach die Sendedauer. Dadurch kommt es zu vielen Längen. Hätte man einen Zweiteiler draus gemacht und sich am Buch gehalten, wäre der Film vermutlich wesentlich besser geworden.

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