Im bis zur Unendlichkeit zerbombten Berlin, wo selbst die Einheimischen sich kaum mehr auf den Trümmerbergen zu orientieren vermögen, sind die authentischen Ruinen beklemmende Kulisse für das Aufeinanderprallen zweier Überlebender, die ihre Sprachlosigkeit angesichts des Erlittenen und Erlebten im Konzentrationslager beziehungsweise als Frontarzt nur langsam überwinden. Die blutjunge Hildegard Knef, noch ganz in Ufa-Tradition ausgeleuchtet, besticht in einer ihrer frühesten Filmrollen mit einer etwas steifen, aber schnörkellosen Präsenz. Ihre Abgeklärtheit wird aufgebrochen durch pragmatischen Überlebenswillen, mit dem sie der Spirale aus Traumatisierung, Betäubungssucht und dem nachvollziehbaren Selbstjustiz-Impuls bei ihrem Schicksalsgefährten Hans Mertens (W. E. Borchert) Grenzen setzt.
Dass nur ein Jahr nach Veit Harlans letztem NS-Durchhaltefilm "Kolberg" der erste von der DEFA produzierte deutsche Nachkriegsfilm nun (als Teil der programmatischen Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone) derart beeindruckend die alle Lebensbereiche betreffende Zäsur des Kriegsendes thematisierte, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Staudte hat mit "Die Mörder sind unter uns" einen Film über seine Zeit gedreht, der für alle Zeiten Zeugnis ablegen wird von einer Stunde Null, die keine war, weil manche Überlebenden alte Privilegien und Seilschaften in die neuen politischen Gegebenheiten hinüber retten konnten und somit Kontinuitäten schufen, die dem, was wir heute "Aufarbeitung" nennen, entgegen standen. In "Die Mörder sind unter uns" wird beziehungsreich der Bogen geschlagen von der erinnerten verbrecherischen Kriegsweihnacht 1942 zum ersten Heiligabend nach der Kapitulation. Dass ausgerechnet das Christfest zum dramaturgischen Baustein des Films der späteren staatlichen DDR-Produktionsgesellschaft DEFA werden konnte, dürfte auf die Bestandsgarantie des Potsdamer Abkommens für "die religiösen Einrichtungen" zurückgehen - der dezidiert antikirchliche Kurs der SED gewann erst ab 1952 an deutlicher Schärfe.