Normalerweise interessiere ich kein Stück für “Rape & Revenge” Filme, “muss” hier aber quasi eine Ausnahme machen. Nicht weil Torched einen Klassikerstatus innerhalb der Szene hat, sondern weil Regisseur Ryan Nicholson den kommenden Hostel Verschnitt Live Feed drehte und ich ziemlich neugierig auf dessen Stil war. Jedenfalls ließ dessen Mitwirken bei dem Sicko August Underground´s Mordum schon vorab darauf schließen, das auch hier wenig zart besaitet zur Sache gegangen wird - aber im Untergrund wird ja bekanntlich eher selten ein Blatt vorm Munde genommen…
Eine junge Krankenschwester wird auf dem Weg zur Arbeit von einem Vermummten vergewaltigt und sucht, nachdem ihr Peiniger von ihr abgelassen hat, in ihrer Wohnung Sicherheit. Doch diese ist nur von kurzer Dauer, im Erholungsschlaf bekommt sie Besuch eines ebenfalls maskierten Mannes, den sie aber per Elektroschocker außer Gefecht setzen kann. Die Geschändete beginnt einen brachialen Rachefeldzug…
Die 45 Minuten sind im Zuge dieses Subgenres in ihrer Storyentwicklung recht vorgegeben, wenn auch zum Ende hin einige Plottwists für die ein oder andere Überraschung sorgen, die den anfänglich scheinbar klar strukturierten Verlauf doch etwas variieren und ihn über den Durchschnitt sonstiger Beiträge hieven. In den ersten Minuten geht es gleich zur Sache, wenn ich auch etwas überrascht war, wie unausgespielt doch die Vergewaltigung war. Nicht das ich geil drauf gewesen wäre hier noch mehr zu sehen, aber auch ob der lieblichen Kindermelodie, die bei der Vergewaltigung zu hören war, war diese Szene nicht sonderlich hart oder intensiv.
Da ist das Martyrium des Maskierten schon krasser ausgefallen, wenn auch erst so richtig am Ende die Post abgeht und plottwisttechnisch bedingt die verstörte Dame richtig abledert. Da sind die Bearbeitungen mit dem Bunsenbrenner noch harmloserer Natur, wenn aber dutzende Spritzen in “das beste Stück” gerammt werden tut es schon weh. Unkreativ ist sie nicht gerade, die gespürte Pein lässt sie ihn z.B. durch einen drogensüchtigen Stricher am eigenen Leib verspüren. Die Effekte sind dabei recht hart ausgefallen, wie gesagt Ryan Nicholson arbeitete diesbezüglich ja schon bei August Underground´s Mordum mit. Effektorgien spart er sich aber wohl für Live Feed auf, denn eine - wie in der imdb geschrieben steht - halbstündige Folterung gibt es nicht. Das dargebotene wirkt daher auch “sinnvoll” eingeflochten, wer auf pure Effekthascherei aus ist, der kommt hier nicht wirklich auf seine Kosten.
Positiv überrascht war ich, wie sich die Story gestaltete und entwickelte. Wie gesagt ich bin nicht der Typ der solche Subgenrebeiträge öfters schaut, kann daher keine Vergleiche ziehen. Gut, sie ist nichts besonderes, kann sich auch nicht wirklich entfalten, ist ein Teil der 45 Minuten ja auch für traute Zweisamkeit reserviert. Jedenfalls geht die Protagonisten weiterhin ihrer Arbeit als Krankenschwester nach, trifft sich mit einer Kollegin zum ausgehen und bändelt mit ihrem Nachbarn an. Das sich so ein nicht weiter in Worte fassend müssendes Rendezvous mit dem Nichtaufarbeiten vorangegangener Ereignisse negativ auf die Psyche auswirkt sollte klar sein. So macht die Figur der Deanna, gut gespielt von Michelle Boback, trotz der kurzen Laufzeit eine sichtbar charakterliche Metamorphose durch; wandelt sich von der eher lieben Pflegerin zur sadistischen Quälerin.
Die Atmosphäre in ihrem Apartment wird dadurch zunehmend nihilistischer, unterstützend dabei von den dreschenden Klängen der Gruppe Necrophagia, deren Outputs mir um einiges besser passten als die HipHop Klänge, die zwischendurch erklangen. Obwohl ich solch Filmen eigentlich nicht viel abgewinnen kann und mir wie gesagt auch die Vergleiche fehlen, würde ich sagen das Ryan Nicholson einen soliden Beitrag zum Genre abgeliefert hat, der vor allem zum Ende hin durch seine Wendungen und der martialischen Auslebung einer zerrütteten Gefühlswelt gefällt.
Live Feed könnte was werden… (knapp 6,5)