Die „Shadowchaser“ – Reihe geht in die zweite Runde und steigert sich im Vergleich zum unterdurchschnittlichen Original recht deutlich. Das mag unter anderem an Nick Davis liegen. Der hier als Drehbuchautor und Second Unit Director fungierende spätere Effektspezialist (u. a. „Troy“) geizt nicht gerade mit expliziter Gewaltdarstellung und scheint den inzwischen für Sondermüll a la „Octopus“ verantwortlichen John Eyres sehr positiv beeinflusst zu haben. Nicht umsonst ist die erste Fortsetzung der beste Teil der Reihe.
Mit dem Vorgänger hat hier niemand mehr etwas zu tun. Einzig B-Routinier Frank Zagarino („Warhead“, „Airboss“) ist, obwohl er im Vorgänger entsorgt wurde, wieder aktiv und beschließt diesmal ein Raketensilo zu okkupieren. Dort wird nämlich ein neues superdupergeiles Waffensystem gelagert. Prima Druckmittel, um mal wieder munter wen zu erpressen. Das Problem an der Sache ist nur, dass der blondierte Android sich gar kein so rechtes Ziel gesetzt hat.
Um diese doch deutlichen Mankos des Drehbuchs abzuwerten (wie beispielsweise auch „DNA“ bewies, ist Davis nicht gerade der geborene Schreiberling), setzen die Jungs von Nu Image voll und ganz auf ausufernde, blutige Gewaltdarstellung und die hat es hier wirklich in sich. Die dort Weihnachten feiernde Belegschaft wird nach allen Regeln der Kunst gnadenlos durchsiebt. Ein wahres Blutbad, das Zagarino wenig später (warum läuft der eigentlich immer mit nacktem Oberkörper rum?) begutachtet und mit Feierhütchen (!), sowie einem „Merry Christmas“ begrüßt. Der muskelbepackte Riese soll hier nicht zum letzten Mal unfreiwillig komisch sein. Seine späteren Austicker, Kommentare und wütenden Schießübungen sind, na ja, etwas over the top.
Nun gibt es aber selbstverständlich im bald abgeriegelten Komplex auch ein paar Überlebende und das ist ausgerechnet eine Familienkonstellation, die dank dieses Blutzoll fordernden Desasters final auch zur entsprechenden Idylle findet. Der versoffene, heruntergekommene Hausmeister Frank (Bryan Genesse, „Human Timebomb“, „Cold Harvest“) ist nicht nur bald im John McClane-Zwirn zu sehen, sondern zeigt sich ähnlich einsatzfreudig gegen die Mannen (Standardtypen wie Todd Jensen aus dem Nu Image-Magazin) von Zagi (ich kürz ihn mal ab). Die Auseinadersetzungen setzen sich aus Gekloppe und Ballereien zusammen. Immer alles schön detailfreudig, brutal, suppend und tödlich. Genesse beerbt mit seiner Rolle Martin Kove („Steel Justice“) und kann hier auch ein paar seiner leider selten zu sehenden Martial-Arts-Künste zum Besten geben. Der kleine Ricky verkommt nicht zur nervenden Heulboje und Wissenschaftlerin Laurie (Beth Toussaint, „Hijack“, „Fortress 2“) ist auch kein hysterisches Etwas sondern glänzt durch Eigeninitiative.
Selbstverständlich ist dieses Szenario wenig überraschend. Die Bösen haben sich eingesperrt und die Guten sind ausgesperrt. Damit denen draußen nicht langweilig wird, schickt Zagi zwischendurch ein paar Raketen vorbei, was der B-Actionfan zu schätzen weiß, denn es gibt eine Vielzahl pyrotechnisch schickt gemachter Explosionen in Großformat und Zeitlupe.
Je länger sich die Angelegenheit zieht, desto mehr Schaltkreise schmoren bei Zagi durch. Irgendwann wird es ihm auch mit seinen eigenen Leuten zu bunt und so werden die von ihm ebenfalls massakriert. Konsequent ist der Blonde jedenfalls. Während Frank und Laurie, zeitweise etwas unbeholfen, den Bodycount nach oben treiben und vor Zagi weglaufen (weil unkaputtbar), entschließt man sich draußen zum Airstrike. Ist halt egal, ob sich da ein paar atomare Waffen in der Anlage befinden.
Des trotz allerlei Blutlachen einsilbigen Sterbens stemmt sich das düstere Set Marke Fabrikkomplex entgegen. So kommt immerhin die, von mir so geliebte, dreckig-düstere, in A-Movies nie anzutreffende, Science-Fiction-Stimmung auf. Über ein Übermaß an hellen Sets braucht man sich hier jedenfalls nicht zu beschweren.
Fazit:
Ultrabrutaler Genremix mit viel „Die Hard“ und ein wenig „Terminator“, der drehbuchtechnisch zwar viele Fragen hinterlässt, dafür aber mit seiner Actionorgie überzeugt. So eintönig die Angelegenheit auch ist, die Prügeleien, die blutig sudelnden Shootouts und schicken Explosionen mit Zeitlupe, gutem Schnitt und spektakulären Einstellungen werden dem Genrefan ans Herz wachsen. Einzig Zagis Overacting trübt den Filmgenuss etwas.